Bochum. . Anders als in Nachbarstädten mag das Kunstmuseum nicht auf den Obolus an der Kasse verzichten. Im Theater der Gezeiten zahlt jeder was er möchte.

Alles für lau? In unserer zunehmend von Gratis-Kultur geprägten Gesellschaft bekommt man gern etwas geschenkt. Auch den Eintritt ins Museum würden sich wohl manche gern schenken – wenn dies denn eine Option wäre.

Und die Nachbarstädte machen es vor: So ist der Eintritt in die ständige Sammlung im Folkwang-Museum Essen seit jeher frei, was allerdings nur durch großzügige Unterstützung der Alfried-Krupp-Stiftung möglich ist. In Duisburg bestimmen die Besucher seit Januar an einem Tag pro Woche selbst, wie viel ihnen der Eintritt in die städtischen Museen wert ist. Motto: „Pay what you want.“

Eintrittspreise eher moderat

Ob derlei bald auch in Bochum möglich ist? Hans Günter Golinski, Leiter des Kunstmuseums, ist da eher vorsichtig. „Wir haben uns nie auf total freien Eintritt fixiert, und das nicht ohne Grund“, sagt er. „Denn nur was kostet, hat auch eine gewisse Wertigkeit. Man merkt es den Besuchern an, wenn sie für den Museumsbesuch bezahlt haben. Die Aufmerksamkeit ist dann gleich eine andere.“

Derzeit gelten im Kunstmuseum vergleichsweise moderate Eintrittspreise von 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Schüler bis 14 Jahren zahlen nichts. „Das ist verglichen mit anderen Kunstsammlungen etwa in Düsseldorf wenig“, meint Golinski. In Bochum gilt: An jedem ersten Mittwoch im Monat ist der Eintritt frei. Damit hat das Museum gute Erfahrungen gemacht: „Viele Leute steuern gezielt diesen Tag an“, sagt Golinski. Deshalb komplett auf den Eintritt zu verzichten, kommt fürs Kunstmuseum (derzeit) aber nicht in Frage. „Wir denken gerade darüber nach, den Eintritt in unsere eigene Sammlung frei zu geben.“ Diese soll in der Villa Marckhoff im April 2020 öffnen.

Theater zieht erstes positives Fazit

Giampiero Piria leitet das kleine Theater der Gezeiten. Gero Helm right Als erste Bühne im Ruhrgebiet setzt das Theater der Gezeiten seit Februar auf das Prinzip „Pay what you want“ und zieht ein durchaus positives erstes Fazit. „Im Restaurant bezahlt man auch erst nach dem Essen. Das ist bei uns ähnlich“, meint Theaterleiter Giampiero Piria.

An manchen Abenden würden so deutlich mehr Scheine in der Büchse landen, als es zuvor bei den festen Eintrittspreisen der Fall gewesen ist. „Mit dem Bezahlen gibt man natürlich auch ein Urteil ab, ob einem der Abend gefallen hat oder nicht“, meint Piria. „Wir werden das weiter beobachten und dann entscheiden, ob wir das beibehalten wollen oder nicht.“