Bochum. . Groß war das Interesse am 1. WAZ-Forum Politik zur Innenstadtentwicklung. Die Leser brachten Fragen zu Markthalle, Klima und Husemannplatz mit.
Wie geht es weiter in der Innenstadt? Ein Thema, das die Bochumer bewegt – wie das erste WAZ-Forum Politik in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) am Donnerstag gezeigt hat. 120 Bürger kamen, mit dabei hatten sie viele Fragen.
„Ich bin Anwohner der Innenstadt und möchte wissen, wie es weitergeht“, sagte Heinz-Jürgen Hüffer vor Beginn. Wie die groben Pläne aussehen, wusste er zwar, und das zeigten auch Pläne der Stadt, die im Forum der VHS aushingen: Mit dem Viktoria-Karree soll ein großes Einzelhandels- und Verwaltungsquartier entstehen, nebenan werden in den Telekomblock die Stadtbücherei und Volkshochschule sowie eine Markthalle einziehen, hinter dem Rathaus soll es bis Mitte der 2020er Jahre neue Wohnungen geben. Doch die Infos reichten Hüffer und anderen Teilnehmern nicht.
Oberbürgermeister Eiskirch zu Gast
Sie hofften auf konkrete Antworten von den fünf Gästen: Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), Andor Baltz, Stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bochumer City, die beiden Stadtplaner Barbara Thüer und León Díaz-Bone sowie Rainer Midlaszewski, Sprecher des Bürger-Netzwerkes „Stadt für alle“. Moderator der zweistündigen Veranstaltung war Thomas Schmitt, Redaktionsleiter der Bochumer WAZ.
Konkretere Pläne für die Plätze
Wie soll es mit den Plätzen in der Bochumer Innenstadt weitergehen, lautete eine Frage von Teilnehmer Richard Witthüser. Zum Beispiel könne man den Plätzen doch eine konkrete Funktion zuordnen, schlug er vor. Was durchaus gehen würde, bestätigte Stadtplaner Díaz-Bone. „Wichtig ist aber, dass die Funktion nicht monothematisch ist. Wie bei einem Spielplatz, den nur Menschen mit Kindern nutzen.“
Stadt sammelt Ideen für den Husemannplatz
Konkret ging es dann um den Husemannplatz, „der nicht so bleiben wird, wie er ist“, sagte OB Eiskirch. Genaue Pläne konnte er am Donnerstag nicht nennen, am Freitag aber kündigte die Stadt eine Mitmachaktion an. Getreu des Projektmottos zur Innenstadtentwicklung: „Bo wird Bäm“ – das bei den Teilnehmern des WAZ-Politikforums gar nicht gut ankam – möchte sie am Freitag, 1. März, ab 13.30 Uhr Vorschläge sammeln.
Auch klimafreundliche Ideen könnten dabei vereinbart werden – was Umweltaktivist Ingo Franke freuen würde. „Wenn die Innenstadt so bleibt, wie sie ist, wird die Zahl der heißen Tage in Bochum sich verdoppeln“, berichtete er von einer Studie und fragte, was in Sachen Klima geplant sei. „Zum Beispiel eine geplante Dachbegrünung für alle Neubauten und ein Schutz vor Starkregen“, antwortete ihm darauf OB Eiskirch.
Markthändler sind sauer
Zur Podiumsdiskussion in die VHS kam am Donnerstag auch Gerrit Plaesier, der sauer war – wegen der neuen Markthalle, die in der Innenstadt entstehen soll. „Bis jetzt hat mit uns noch niemand über das gesprochen“, bedauert der Sprecher der Markthändler in der Innenstadt. Obwohl das Thema ihm und den anderen Händlern Sorge bereitet. Und auch Wolfgang Czapracke-Monhaupt sieht das Thema kritisch: „Wird das wirklich eine Markthalle für alle oder nur für ein bestimmtes Klientel“, fragte er in die Runde. „Ich weiß es nicht“, antwortete
Kaufmann Baltz. „Ich würde mir wünschen, dass es eine Markthalle für alle wird. Die Idee dafür kam aus dem Bürgerforum. Und wir wollen es versuchen.“ Wie die Markthalle den Wochenmarkt beeinflussen wird, müsse aber die Stadtverwaltung bewerten. Eine Antwort, die Gerrit Plaesier nicht ganz zufrieden gestellt haben dürfte – aber immerhin: Er konnte ein Treffen mit OB Thomas Eiskirch vereinbaren.
Ein Hallenbad für die Innenstadt?
Der war beim WAZ-Politikforum ohnehin der gefragteste Mann der Runde. Auch ein Vorschlag von Heinz-Jürgen Hüffer richtete sich an ihn: „Warum in der Innenstadt nicht wieder ein Hallenbad gebaut werden könne?“, fragte er, Applaus im Publikum machte große Zustimmung deutlich. Die Idee kam bei Eiskirch gut an – wird aber eher nicht umgesetzt: „Dazu sehe ich die Chance und die Fläche nicht.“
Fast zwei Stunden stellten sich die Gäste an diesem Abend den Fragen der Bochumer – und es schien, als gebe es noch einige mehr. „Ich bin zufrieden mit der Veranstaltung. Es wurde vieles angesprochen, nun wollen wir hoffen, dass das auch verwirklicht wird“, meinte Leserin Brigitte Berg am Ende.
Wohnungen für Geringverdiener fehlen
Es gibt große Pläne für die Entwicklung der Innenstadt – und auch neue Wohnungen sollen errichtet werden. Doch sorgt die Stadt dabei auch für genug Sozialen Wohnraum? „Ich habe die Befürchtung, dass nicht die Wohnungen entstehen, die wir brauchen“, gab Aichard Hoffmann vom Mieterverein beim WAZ-Politikforum zu Bedenken.
Dem schließt sich Rolf van Raden aus der Linksfraktion an und verweist auf eine Studie, laut der in Bochum 25.000 Wohnungen für Geringverdiener benötigt werden. „In Bochum entstehen im Jahr aber wenn überhaupt 250. Da muss es doch einen anderen Plan geben“, sagte van Raden.
Eine ganz konkrete Antwort auf das Thema, dass die Menschen im Foyer der Volkshochschule sichtlich interessierte, konnte ihm Oberbürgermeister Thomas Eiskirch dazu nicht geben. „Ich kann natürlich nur das Geld ausgeben, das ich auch bekomme“, erklärte er. Trotzdem habe die Stadt im vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren das komplett zu Verfügung stehende Budget ausgegeben, mit einem Nachschlag. Dazu ergänzt er: „Das Thema ist nicht ganz so trivial, wie es vielleicht scheint.“
Nächstes Forum am 16. Mai
Noch genauer äußerte er sich jedoch nicht zum Thema – verwies aber auf das nächste WAZ-Politikforum am 16. Mai. Dabei wird es um das Thema Wohnen in Bochum gehen.