Bochum. . Mit ehrgeizigen Projekten wie dem Bau einer Markthalle geht Bochum den Umbau der Innenstadt an. Zuerst müssen aber Gebäude abgerissen werden.

Ein halbes Jahr noch, dann hat das große Buddeln ein Ende. Insgesamt elf Jahre wird es dann gedauert haben, um die Kortumstraße vom Kunstmuseum bis zum Konrad-Adenauer-Platz zu sanieren. Elf Jahre, die ein Vorgeschmack auf den großen Stadtumbau sind, vor dem Bochum steht und der vor allem die westliche Innenstadt verändern wird. 2019 wird das Jahr der Abrisse – mit Folgen für den Verkehr, mit Lärm- und Staubbelästigung.

Das alte Justizzentrum zwischen Westring und Viktoriastraße wird ebenso dem Erdboden gleich gemacht wie das Parkhaus P7 am Hauptbahnhof. Zigtausende Kubikmeter Beton müssen gebrochen und abtransportiert werden, ebenso viele andere Materialien wie Metall, Kunststoff, Holz. Dem Abbruch voran geht der Ausbau von Schadstoffen, die in Gebäuden der Nachkriegszeit vielfach verwendet wurden. So seien im Justizzentrum „relativ große Asbestfunde“ gemacht worden, so Harald Ortner vom Investor HBB.

Abrissantrag ist bereits gestellt

Im Sommer soll der Abbruch des Parkhauses P7 beginnen. „An dem Termin halten wir fest“, sagt Sven Frohwein, Sprecher der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG), in deren Besitz alle städtischen Parkhäuser sind. Der Abrissantrag sei gestellt. Details würden in den nächsten Wochen ausgearbeitet, allen voran Ausweichangebote an die Inhaber von Dauerparkplätzen. Bevor das Gebäude mit einem Bruttorauminhalt von 61.000 Kubikmetern fällt, müssen erst elf Kilometer Asbestzementplatten ausgebaut werden.

Bis zu 16 Geschosse hoch ist das alte Justizzentrum zwischen Westring und Viktoriastraße. In diesem Jahr soll es abgerissen werden.
Bis zu 16 Geschosse hoch ist das alte Justizzentrum zwischen Westring und Viktoriastraße. In diesem Jahr soll es abgerissen werden.

Früher könnte der Abbruch des bis zu 16 Geschosse hohen Justizzentrums beginnen. Projektentwickler HBB, der an gleicher Stelle das Geschäfts- und Verwaltungszentrum „Viktoria-Karree“ errichten will, hat Januar oder Februar als möglichen Starttermin genannt. Eine Abrissgenehmigung liegt bereits seit Mai 2018 vor. Verzögert habe den Start u.a. die Sondierung und Verlegung nicht verzeichneter Leitungen. Bis zu einem Jahr werden die Abrissarbeiten dauern.

Vertrag läuft 100 Monate

Wann der Abbruch des Bildungs- und Verwaltungszentrums und voraussichtlich weiterer umliegender Gebäude wie Musikschule und Gesundheitsamt beginnt, ist noch unklar. Zuerst müssen die Immobilien errichtet werden, in die die städtische Verwaltung, VHS, Musikschule und Gesundheitsamt umziehen sollen; nämlich das Viktoria-Karree von HBB und der benachbarte Telekomblock.

Nachkriegsgebäude könnten stehen bleiben

Zu den Stadtumbauplänen gehört auch der Abriss von Musikschule und Gesundheitsamt.

Im Rahmen eines Bestgebotsverfahrens durch die Stadt soll allerdings das Interesse von Investoren an den beiden Nachkriegsgebäuden ausgelotet werden. Möglicherweise können sie erhalten bleiben.

Für dessen Umbau hat die Stadt nun die Planungen angeschoben. Sie hat die Projektsteuerung für die künftige Kombination aus Markthalle und Haus des Wissens an die Berliner Convis GmbH vergeben und im November darüber einen Vertrag abgeschlossen. Laufzeit: 100 Monate, mehr als acht Jahre. Convis hat in Bochum ein Büro an der Wittener Straße und hat in der Stadt bereits Bauprojekte gesteuert, darunter auch das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr.

Größte Opel-Halle verschwindet

Großflächig abgerissen wird aber nicht nur in der Innenstadt. In Laer verschwindet eines der letzten Relikte des Opel-Werks, das Presswerk. Die mit 85.000 Quadratmetern größte Halle des einstigen Autowerks wird abgetragen. Dazu kommen benachbarte Hallen; insgesamt 1,7 Millionen Kubikmeter umbauter Raum.

Erledigt wird zuvor die Schadstoffsanierung von belasteten Materalien, darunter 4700 Meter asbesthaltiger Fensterkitt, 30 Tonnen asbesthaltige Fassadenplatten und 180 Tonnen Mineralfasern. Ausgeschrieben ist auch die Aufbereitung des belasteten Bodens. Bis Ende März 2020 werden u.a. 190.000 Kubikmeter belasteter Boden ausgehoben und neues Erdreich eingebaut.