Stiepel. . Der evangelischen Kirche fehlt es an jungen Musikern. Doch Jihye Jeong hat jetzt ihre erste Orgelprüfung bestanden und will zukünftig als Organistin arbeiten

Auch für Michael Goede ist es eine Premiere. „Meine erste D-Prüfung“, sagt er. „Aber sie wird es schaffen.“ Sie, das ist in diesem Fall Jihye Jeong, die seit September gemeinsam mit dem Kirchenmusiker aus Stiepel geprobt hat, um jetzt den Befähigungsnachweis zu erbringen.

Ihr Vorteil: In Korea hat sie bereits Klavier studiert, weiß also, wie man in die Tasten greift. „Für die Orgel habe ich mich schon als Kleinkind interessiert. Ein faszinierendes Instrument, das in Korea aber leider kaum verbreitet ist“, schildert die 33-Jährige. Umso besser also, dass ihr Mann in Deutschland studiert hat, die Musikpädagogin daher 2010 in die Hustadt zog – und die evangelische Kirche eine Nachwuchsorganistin gewinnen konnte.

Oft fehlt die Ausdauer

Schließlich werden die Kirchenmusiker immer weniger. „Der Kirchenkreis Bochum ist da noch einmal ein besonders schlechtes Beispiel. Es fehlen uns einfach Multiplikatoren“, betont Kantor Goede. Die Kirche biete nur geringe berufliche Perspektiven, so dass es kaum mehr hauptamtliche Mitarbeiter und dadurch eben immer weniger Nachwuchs gebe. Obschon Kinder durchaus noch musizieren, nicht nur über das Jeki-Projekt („Jedem Kind ein Instrument“). Doch fehlt dann oft die Ausdauer, die Unterstützung im Elternhaus, um ein höheres musikalisches Niveau zu erreichen; ein Teufelskreis.

Aufgrund ihrer Vorkenntnisse konnte sich Jihye Jeong relativ zügig ein Level erarbeiten, das ausreichte, um sich für die D-Prüfung anzumelden. Trotzdem musste sie mit Michael Goede gut ein halbes Jahr üben, um vorzuspielen. „Klaviervorkenntnisse sind natürlich ein riesiger Vorteil“, meint Goede. Aber die Fußarbeit sei neu, der Anschlag ungewohnt, die Maße der Tastatur sind nicht genormt. „Jede Orgel ist anders gebaut. Der Kirchraum gibt den Klang der Orgel vor. Da muss man sich hineinarbeiten.“

Gottesdienst als Maßstab

Und genau das haben die beiden über Monate in der Dorfkirche gemacht. Besonders wichtig: immer im Rhythmus der Gemeinde zu bleiben. Daher singen Michael Goede und Kreiskantor Heiko Ittig, der zur Abnahme der Prüfung aus Hamm angereist ist, auch mit, während die Jung-Organistin ihr Programm durchspielt und den musikalischen Teil eines Gottesdienstes – erfolgreich – simuliert.

So ist die evangelische Kirche am Ende um eine Musikerin reicher. Wie oft und wo Jihye Jeong letztendlich eingesetzt wird, steht aber noch nicht fest. Sie selbst weiß jedenfalls: „Ich will als Organistin arbeiten und weitere Prüfungen ablegen.“

Mehrjähriges Studium erforderlich

So könnte es für Jihye Jeong weitergehen: Rund zwei Jahre dauert der Besuch eines C-Seminars . Der B-Prüfung geht wiederum ein vierjähriges Studium voraus, der A-Prüfung dann ein zwei- oder vier- bis sechsjähriges.

Der Ausbildungskanon umfasst verschiedene Fächer von Orgelbau bis Chorleitung.