Hofstede.. Studenten befragten ältere Bewohner von Hofstede zu ihren Wünschen für das Quartier. Hoch im Kurs steht ein eigener Raum für gemeinsame Treffen.
Gut älter werden in Hofstede. Geht das? Dieser Frage stellten sich Studierende der Evangelischen Fachhochschule im Praxisseminar „Räume für Ältere - Sozialraum und Lebenswelt im Alter“. Dafür kooperierten sie mit der altengerechten Quartiersentwicklung, an deren Spitze Heike Rößler als Quartiersmanagerin steht. Bis 2020 läuft das Projekt. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes stellten Sozialwissenschaftlerin Birgit Schuhmacher und zwei Studentinnen am Donnerstag im Johanneshaus vor rund 25 Bewohnern von Hofstede vor.
Stühle schleppen
Hoch im Kurs stehen bei den Senioren eigene Räume, die ganztägig zur Verfügung stehen, denn das Johanneshaus könne nur nachmittags genutzt werden. „Momentan können wir aus diesem Grund keinen Smartphone-Kurs oder einen Handarbeitskreis auf die Beine stellen“, sagt Bewohnerin Marie Clodt.
Das Stadtteil-Café findet jeden dritten Freitag im Monat im Jugendfreizeithaus statt. „Dort müssen wir jedes Mal bei Veranstaltungen Stühle schleppen, das ist im Alter auch nicht mehr so leicht“, sagt Vera Smolka, die die Stadtteilspaziergänge organisiert. „Ein eigenes Wohnzimmer für uns Ältere wäre wünschenswert“, fügt sie hinzu.
Den Stadtteil kennengelernt
Den Projektbeteiligten der Hochschule war es wichtig, den Stadtteil kennenzulernen, um die Wünsche und Sorgen der Bewohner besser verstehen zu können. Daher gingen sie mit auf einen Stadtteilspaziergang und führten drei Befragungen durch. Gefragt wurde nach den Auswirkungen von drei Jahren Quartiersentwicklung. Bei der Abschlussveranstaltung im Johanneshaus schilderten die Studentinnen und die Professorin ihre Eindrücke.
„Das Quartier zeichnet sich dadurch aus, dass man viel zu Fuß erledigen kann und es überschaubar ist“, sagt Birgit Schuhmacher. Negativ aufgefallen sei allerdings, dass die Dorstener Straße Hofstede zerschneidet und es kein richtiges Zentrum gebe. „Außerdem sind die Einkaufsmöglichkeiten begrenzt“, so Schuhmacher. Das Hannibal-Center sei zwar fußläufig zu erreichen, „schön ist es aber nicht, dafür über den großen Parkplatz laufen zu müssen“. Einige Anwohner stört, dass oftmals Gehwege fehlen.
Mehr Bänke zum Ausruhen
Auch mehr Bänke, um sich zwischendurch ausruhen zu können, wünschen sich die Bewohner in ihrem Quartier. Unverständnis zeigten die Bewohner auch gegenüber der Ampelschaltung. „Warum kann die Ampel nicht grün werden, wenn die Straßenbahn einfährt?“, fragte ein Anwohner. In anderen Städten sei dies der Fall.
Schuhmacher und auch die beiden Studentinnen Lisa Borgschulte und Jaqueline Hellmund ist aufgefallen, dass viele Bürger ein hohes Engagement zeigen, sich gegenseitig helfen und Probleme gemeinsam versuchen zu lösen. „Im Alter ziehen wir immer kleinere Kreise und daher ist es wichtig, unser unmittelbares Umfeld zu erhalten und zu pflegen“, so Schuhmacher. Thema waren auch Wege, um Wohnungen barrierearm umzubauen. Quartiersmanagerin Heike Rößler versprach, dass es noch eine eigene Veranstaltung zur Wohnraumanpassung geben werde.
Die Stelle von Quartiersmanagerin Heike Rößler wird im November 2020 auslaufen. Was wird fehlen? Die Bewohner fragen sich, wie dann eine dauerhafte, zentrale Organisation von Aktivitäten funktionieren kann. „Frau Rößler ist eine wichtige Person in unserem Quartier und sie interessiert sich wirklich für unsere Anliegen“, sagt Ursula Koch. Heike Rößler: „Leider fehlt häufig das Bewusstsein für diesen Stadtteil bei den Politikern.“