Bochum. . Nach fünf Monaten Baustelle auf der Kortumstraße fühlen sich Einzelhändler kaum eingeschränkt. Der Zeitplan bis Sommer 2019 wird eingehalten.
Seit fünf Monaten wird auf der Kortumstraße zwischen Boulevard und Husemannplatz gebuddelt – und bislang wird der Zeitplan eingehalten. „Wir haben zwar durch den Sturm Friederike und den Fund einer Weltkriegsbombe drei Wochen Verzug im Hauptgewerk, konnten aber Teilgewerke vorziehen“, sagte Baudezernent Thomas Bradtke bei einer Begehung der Baustelle. Bis Mitte 2019 wird sie die Kortumstraße blockieren.
Allerdings mit Ausnahmen: Für den Musiksommer vom 7. bis 9. September wird Ende August die Baustelle zurückgebaut und der Boden asphaltiert. Ebenso für den Weihnachtsmarkt: Ab Ende Oktober/Anfang November gibt es einen zweimonatigen Baustopp.
Fernwärme und Hausanschlüsse
Derzeit wird noch der Kanal erneuert – er ist rund 100 Jahre alt und „geht sofort kaputt, wenn man daran kommt“, sagt der städtische Bauleiter Henning Spichartz. Fertig ist der Kanal in etwa zwei Wochen.
Dann beginnen die Stadtwerke, die Fernwärmeleitungen und anderen Versorgungsleitungen zu verlegen. Zeitgleich verlegt die Münsteraner Landschaftsbaufirma Könning, die den Auftrag bekommen hat, die Hausanschlüsse auf der Ostseite des Kanals – die anderen sind bereits angeschlossen.
Einzelhändler beklagen sich nicht über die Baustelle
Für die Anwohner, Einzelhändler und die Besucher der Innenstadt bedeutet der Umbau der Kortumstraße einige Einschränkungen: Zwei Meter Platz liegen links und rechts neben dem Baustellenbereich. Bagger verursachen Lärm, Bohrungen Dreck.
Trotzdem: Die meisten Einzelhändler beklagen sich nicht. „Besser kann man eine Baustelle gar nicht führen“, sagt Jürgen Knoth, Leiter der Saturn-Filiale an der Ecke Kortum-/Harmoniestraße. Er merke keine Umsatzeinbußen und fühlt sich von der Stadt sehr gut informiert.
In Absprache mit den Einzelhändlern hatte die Verwaltung festgelegt, dass nur von 7 bis 17 Uhr gearbeitet werden darf. Freitags ist bereits um 15 Uhr Schluss, samstags ruhen die Bagger und Arbeiter. „Natürlich hat man immer Angst vor einer Baustelle“, sagt Sarah Grinda, stellvertretende Filialleiterin der Mayerschen Buchhandlung. „Aber es ist nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten.“
Zwar komme Dreck in den Laden – Staub auf den Büchern oder bei Regen Schlamm auf den Teppich –, aber: „Die Bochumer interessiert das nicht besonders. Sie kommen trotzdem in die Stadt.“ Eine Erfahrung, die auch Jürgen Knoth gemacht hat. Weniger Besucher im Geschäft? Weder im Buchhandel noch in dem Elektromarkt.
Komplexität der Baustelle sorgt für Verzögerungen
Sogar als Vorteil empfindet Manuela Vollmar die Baustelle. Sie ist Verkäuferin im Modegeschäft Gina Laura. „Die Kunden laufen näher am Schaufenster, können nicht ausweichen.“ Einzig Faruk Gülen, Mitarbeiter im Handy-Reparatur-Laden 1instaphone, findet kritische Worte: „Ich habe das Gefühl, es geht langsam voran. Es könnte mehr gemacht werden.“ Außerdem spüre er einen deutlichen Rückgang der Kunden.
Letzter Bauabschnitt des Großprojektes
Der Abschnitt zwischen Bongardstraße und Husemannplatz ist der letzte zum Umbau der Kortumstraße. Damit schafft die Stadt den Lückenschluss vom Kunstmuseum bis zum Konrad-Adenauer-Platz.
Seit 2008 wird die Kortumstraße erneuert. Die Arbeiten am letzten Abschnitt kosten rund 1,6 Millionen Euro. 600 000 Euro tragen die Stadtwerke.
Gründe dafür, dass die Bauarbeiten so lange andauern und manchmal einige der sechs 25-Meter-Abschnitte still stehen, zählt Markus Bradtke auf: „Wir haben ein enges Baufeld, die Feuerwehr muss mit der Drehleiter die Häuser erreichen können. Fast täglich sehen wir, dass Rohre nicht so liegen, wie im Plan eingezeichnet.“
Schon ein Blick in die Baugrube bestätigt die Worte des Baudezernenten: Zahlreiche Rohre liegen übereinander. Um an den Kanal, der sich in 4,50 Meter Tiefe befindet, zu kommen, können die Bagger nicht einfach buddeln. Sie müssen die oberen Rohre umgehen. Hinzu kommen die engen Bedingungen der gerade einmal zwölf Meter breiten Straße. „Hier arbeiten nur die besten Profis“, sagt Bradtke, „die Komplexität der Baustelle ist sehr anspruchsvoll.“