Bochum. . „Die Frau, die gegen Türen rannte“ ist die erste Arbeit des baldigen Chefs Hans Dreher am Prinz-Regent-Theater. Neue Richtung verrät er nicht.

Wohin steuert das Prinz-Regent-Theater? Die Interims-Spielzeit ist bald zur Hälfte ‘rum, doch eine Antwort auf diese Frage gibt es noch nicht. Welche Richtung der neue Theaterleiter Hans Dreher einschlägt, wenn er in der kommenden Saison von der Rottstraße 5 ans PRT wechselt: weiter unklar.

Und wer gehofft hatte, dass die mit Spannung erwartete Premiere des künftigen Hausherren etwas Programmatisches, womöglich gar Wegweisendes über die künftige Stilrichtung des Hauses verrät, wird enttäuscht. Zwar gelingt Dreher mit seinem ersten Aufschlag an neuer Wirkungsstätte eine ordentliche Inszenierung, die zudem ganz ausgezeichnet gespielt ist – doch an der Rottstraße 5 hätte das genauso gut ins Konzept gepasst.

Der schleichende Abstieg der Paula Spencer

Nur die Bühne ist jetzt etwa doppelt so groß, und beinahe spürt man Drehers Freude, den hinteren Teil des Raumes zu entdecken: für eine schöne Szene in einer Disco.

Gespielt wird der Monolog „Die Frau, die gegen Türen rannte“ des Dubliners Roddy Doyle (1996). Auf 200 Seiten schildert der Autor darin den schleichenden Abstieg von Paula Spencer. Die Enddreißigerin hat vier Kinder, wird seit 17 Jahren von ihrem Mann Charlo geschlagen und säuft bis zum Umfallen. Seit sie denken kann nennt ihr Vater sie „Schlampe“. Mit ihren vier Putzstellen kommt sie halbwegs über die Runden – und wenn der Wodka und das kurze Glück des nächtlichen Rausches nicht wären: Paula wäre längst zugrunde gegangen. Doch etwas zu ändern, dazu fehlt ihr schlicht die Kraft.

Zur Person: Kinga Prytula

Kinga Prytula wurde 1979 in Poznan (Polen) geboren. Sie studierte an der Folkwang-Uni. An der Rottstraße war sie in „Krieg“ von Rainald Goetz zu sehen.

Dauer: ca. 90 Minuten. Die nächste Vorstellung steigt am Dienstag, 18. Dezember, 20 Uhr. Info und Karten gibt es unter 0234/ 77 11 17.

Schauspielerin Kinga Prytula gelingt in ihrem Solo ein spannender Drahtseilakt: Einerseits erzählt sie als Paula relativ nüchtern aus ihrem Leben, andererseits spielt sie gerade Paulas Exzesse, die vielen Demütigungen, die Mutlosigkeit, aber auch Paulas Aufmüpfigkeit mit Hingabe.

In der beeindruckendsten Szene des Abends wartet sie ungeduldig ab, bis sie ihren jüngsten Sohn John ins Bett bringen kann, um dann endlich mit wölfischem Durst die Alkoholvorräte in einem streng verschlossenen Schrank zu plündern. Wie sie sich dann volllaufen lässt und auf einer Party heftig abstürzt, ist so fiebrig wie beklemmend in Szene gesetzt.

Derbe Gossensprache im irischen Trinkerdrama

Kinga Prytula geht diesen Weg relativ kompromisslos und mutet den Zuschauern dabei einiges zu: derbe Gossensprache, ohne die ein irisches Trinkerdrama natürlich nicht auskommt, inklusive.

Als weniger gute Idee erweist es sich, Manuel Loos, der die Szenen mit elektronischen Beats begleitet, zwischendurch als Paulas gewalttätigen Mann auftreten zu lassen. Loos ist Musiker, sein darstellerischer Part säuft ziemlich ab.

Am Ende gibt’s viel Jubel für die Darsteller und das Regieteam.