Bochum. . Ein Bochumer Ehepaar bittet um Hilfe. Beide sind Rollstuhlfahrer und benötigen dringend ein neues Auto. Auf Facebook rufen sie zu Spenden auf.

„Es ist unsere letzte Chance“, sagt Elke Pleuger-Schäffer und hofft, dass die sozialen Medien ihrem geschundenen Namen gerecht werden. Wie ihr Ehemann Sascha Pleuger (40) sitzt die Langendreererin im Rollstuhl.

Mit einem Spendenaufruf auf Facebook wollen sie das Geld für ein behindertengerechtes Auto zusammenbringen. Bisherige Resonanz: ernüchternd.

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Seit ihrem 13. Lebensjahr ist Elke Pleuger-Schäffer auf den Rollstuhl angewiesen. Sie leidet an spastischer Tetraplegie: eine Lähmung der Gliedmaßen und des Rumpfes. In der Folge kam es zu einer massiven Rückgratverkrümmung. Ihren Beruf als Bürokauffrau kann die 54-Jährige nicht mehr ausüben – ebenso wie ihr Mann, der als Kind an Knochenkrebs erkrankte. Sein rechtes Bein musste amputiert werden. Eine Herzschwäche machte allein im vergangenen Jahr sieben Eingriffe in der Klinik notwendig.

800 Euro Erwerbsminderungsrente

„Wir müssen mit gut 800 Euro Erwerbsminderungsrente über die Runden kommen“, sagt das Ehepaar. „Unser 21 Jahre alter Opel muss fahren, bis der Tüv uns scheidet“, bangt Elke Pleuger-Schäffer. Die Trennung droht: „Die nächste Hauptuntersuchung wird die Kiste sicher nicht überleben. Schon jetzt ist jede Fahrt ein Abenteuer.“

Fahrten in Bus und Bahn seien „aufgrund der jeweiligen Gesundheitszustände nicht möglich“, hat die Caritas in einem Sozialbericht dokumentiert. Seit Jahren bemühen sich die Eheleute mit ihrer Tochter (20) daher um ein neues Auto. Aus eigenen Mitteln sei das nicht zu bezahlen. „Welche Mittel? Wir können ja nicht mal Rücklagen bilden.“ 2016 hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als „einmalige Leistung der Sozialhilfe“ zwar die Übernahme von 14.155 Euro Umbaukosten für ein Neufahrzeug zugesichert. „Aber es blieben immer noch 10.000 Euro für uns übrig. Zudem stellte sich heraus, dass meine Frau gar nicht in den Wagen passt“, schildert Sascha Pleuger.

Rechtsstreit mit dem LWL läuft noch

Aktuell streitet das Ehepaar mit dem LWL vor Gericht über die Frage, was ein „angemessener Zuschuss“ ist, um Behinderten mit einem Fahrzeug „die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft“ zu ermöglichen. Ausgang: ungewiss.

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Deshalb haben die Langendreerer die Initiative ergriffen. Auf Facebook, in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein „On Tour trotz Handicap“, bitten sie um Spenden. Rund 60.000 Euro werden für einen geeigneten Neuwagen samt Umbau benötigt. Ein Händler bietet einen VW Caddy zum Sonderpreis an. Das „Crowd-funding“ sei für die Familie „die letzte Perspektive, um mobil zu sein und nicht von den eigenen vier Wänden erdrückt zu werden“.

200 Euro sind bisher überwiesen worden. Elke Pleuger-Schäffer ist dennoch zuversichtlich. „Wir glauben an unsere letzte Chance.“

>>> INFO: LWL weist auf laufendes Verfahren hin

Der LWL verweist auf Anfrage auf das laufende Verfahren mit dem Bochumer Ehepaar. Grundsätzlich gelte bei Rentnern: „Der öffentliche Nahverkehr und Behinderten-Fahrdienste haben bei der Leistungsgewährung Vorrang vor einem eigenen Fahrzeug“, sagt Sprecher Frank Tafertshofer. Es gebe aber „besondere Härten“.
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