Langendreer. Auch für die Förderschüler vom Haus Langendreer gibt es Bundesjugendspiele. Mit Disziplinen, die ganz auf ihre Fähigkeiten ausgerichtet sind.


Was genau Chahad fehlt, weiß ihre Lehrerin Margit Dubberke nicht. „Vermutlich ist es eine Muskelatrophie“, sagt sie. Die Siebenjährige aus dem Libanon kann ihren Körper und auch ihre einzelnen Gliedmaßen nicht stabil halten. Trotzdem stellt auch sie sich an diesem Morgen den Herausforderungen beim Sportfest der Förderschule am Haus Langendreer. Mit Unterstützung des SV Langendreer 04 und der Nelson-Mandela-Schule treffen sich 240 Schüler auf dem Sportplatz am Hessenteich.

Chahad (7) holt mit ihrem
Chahad (7) holt mit ihrem © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Manche Kinder absolvieren ganz klassische Leichtathletikdisziplinen, weil sie dazu in der Lage sind. Für andere wurden besondere Disziplinen eingeführt, weil sie sonst gar nicht mitmachen könnten. So setzen die Kinder zum Beispiel beim Riesenball-Weitstoßen und der Ballrinne nur einen kurzen Impuls. „Wir haben Schüler hier, die sich überhaupt nicht fortbewegen können. Für die haben wir einen Erlebnistunnel und eine Seifenblasenmaschine, die sie auch selbst betätigen können“, so Lehrerin Kerstin Merten. Wahrnehmung und Bewegung gehören zusammen. Das wird hier spürbar. Die Sinnesreize erhalten eine unschätzbare Bedeutung, wo kaum Aktion möglich ist.

Beim Riesenball-Weitstoßen kommt Chahad zum Einsatz. Erst will es nicht so recht klappen. Der Ball ist zu weich, die Wiese zu hubbelig. Doch dann fährt das Mädchen ihren E-Rolli auf der Tartanfläche mit voller Wucht gegen einen prallen Gymnastikball.

Endlich rollt der Ball. Meterweit. Die Kleine hat Spaß und nutzt gerne den zweiten und dritten Versuch. Sie nutzt ihren E-Rolli noch nicht allzu lange, aber hat sich schnell für die neue Freiheit begeistert. „Die Kinder gehen unheimlich geschickt mit den Rollis um. Sie fahren immer auf schnellster Stufe und können die Geschwindigkeit sehr gut dosieren“, weiß Annette Wittek.

Es geht hier vor allem darum, dabei zu sein, um der Bewegung willen. Das Sportfest ist das Pendant zu den Bundesjugendspielen an Regelgrundschulen. „Jeder bekommt eine Urkunde und besondere Leistungen werden in der Siegerehrung erwähnt“, sagt Kerstin Merten, während einige Rollstuhlfahrer im 50-Meter-Sprint gegeneinander antreten.

Ein wenig ärgert sich Schüler Arthur Ostmann, der mit einem Rollstuhl fahren soll, obwohl er mit einem Rollator laufen möchte. „Dann wäre ich bestimmt schneller“, so der 18-Jährige. Der Ehrgeiz ist geweckt. Allerorts kämpfen die Kinder und feuern sich gegenseitig an. Einzelne Pavillons mit Wassermelonen und Apfelbuffet spenden etwas Schatten an diesem heißen Morgen.