Bochum/Herne. . Die Feuerwehren Bochum und Herne erhalten eine identische Leitstelle. Damit können sie sich besser aushelfen. Die Städte investierten Millionen.

Schneller, komfortabler und vor allem sicherer: Das steht über einem gemeinsamen Projekt der Berufsfeuerwehren Bochum und Herne. Sie werden künftig identische Leitstellen einrichten, um sich bei Großlagen gegenseitig unter die Arme greifen zu können. Die Kooperation, sagt Bochums Feuerwehrdezernent Sebastian Kopietz, habe „in NRW ein Alleinstellungsmerkmal“.

Jetzt haben die ersten Arbeitsgruppen beider Feuerwehren und Verwaltungen die planerische Umsetzung begonnen. Man rede nicht immer nur von kommunaler Zusammenarbeit, „wir machen auch ernst“, sagte der Herner Dezernent Dr. Frank Burbulla gestern bei einer Präsentation des Projektes. „Ich bin zuversichtlich, dass es eine Erfolgsgeschichte wird.“

Leistellen können einander im Notfall aushelfen

Anders als jetzt werden Bochum und Herne eine vollkommen aufeinander abgestimmte Leitstellentechnik installieren. Notrufannahme, Verteilung der Einsätze sowie Alarmierung weiterer Ressourcen bei Großschadenslagen – all dies wird mit exakt den gleichen Techniksystemen erledigt werden können.

Das hat große Vorteile: Für den Fall, dass zum Beispiel die Bochumer Leitstelle in der Hauptwache in Werne komplett ausfallen würde (wie 2014 ein paar Stunden geschehen) oder aus irgendeinem anderen Grund geräumt werden müsste, könnten die Kollegen aus der Herner Leitstelle die 112-Notrufe aus Bochum sofort nahtlos übernehmen und bearbeiten. Die Bochumer Leitstellen-Disponenten würde dann nach Herne fahren und dort weiterarbeiten. Umgekehrt ginge das dann auch.

Kapazitäten werden erweitert

Außerdem könnten sich beide Leitstellen bei Großeinsätzen wie heftigen lokalen Gewitterzellen gegenseitig aushelfen. Jetzt verfügt die Bochumer Leitstelle über vier Disponententische, an denen die Notrufe angenommen werden, künftig werden es zehn sein.

400.000 Notrufe pro Jahr in Bochum

In der Bochumer Leitstelle kommen pro Jahr rund 400.000 Notrufe an, in der Herner rund 145.000. Nicht alle führen zu einem Einsatz. In Bochum muss ein Disponent pro Einsatz neun Aktivitäten ausführen.

Die Herner Berufsfeuerwehr bezieht 2022 eine neue Hauptwache, dann zieht die neue Technik mit um.

Um dafür Platz zu schaffen, wird die Bochumer Leitstelle umziehen. Sie wird die jetzigen 106 Quadratmeter in einem Rondell im vierten Stock verlassen und sich im jetzigen „Führungsraum“ mit 237 Quadratmetern ein paar Meter weiter einquartieren. Der Führungsraum wird dann in den jetzigen Raum der Leitstelle verlegt. Dazu wird eine Menge umgebaut und neu möbliert. 7,04 Millionen Euro wird die Stadt Bochum für den Umbau und die neue Technik bereitstellen. Herne wird 1, 42 Millionen in das neue Einsatzleitsystem investieren.

Navigationssystem leitet Retter an Staus vorbei

Das neue Leitstellensystem hat aber noch weitere Vorteile gegenüber dem jetzigen: Es verfügt über einen „Flottenserver“, mit dem alle Fahrzeuge exakt geortet werden können. Außerdem gibt es einen „Routingserver“: Ein Navigationssystem, das aktuelle Baustellen und Staus erkennt und die Einsatzfahrzeuge daran vorbei leitet.

Noch in diesem Jahr werden die Aufträge ausgeschrieben. In Bochum soll im dritten Quartal 2019 mit dem Bau begonnen werden. Die neue Leitstellentechnik wird ein Jahr später installiert. Im Dezember 2020 soll der Regelbetrieb laufen. In Herne ist der Regelbetrieb schon Ende 2019 geplant.