Bochum. . Für gut sieben Millionen Euro Kosten plant die Feuerwehr eine neue Leitstelle. Die neue soll mit der Feuerwehr Herne kooperieren können.

Einer der wichtigsten Arbeitsplätze der Stadt soll bald viel mehr Platz und eine komplett neue, modernere Technik bekommen. Es geht um die Leitstelle der Feuerwehr. Dort ist manches veraltet. Gleichzeitig will die Feuerwehr künftig im eigenen Notfall mit der Leitstelle der Feuerwehr Herne kooperieren.

Ab 14. Juni werden sich die städtischen Ausschüsse damit beschäftigen, bevor der Rat am 12. Juli entscheidet. Gut sieben Millionen Euro soll die Erneuerung des Leitstellensystems inklusive der nötigen Baumaßnahmen kosten.

Gutachten bescheinigt: System ist zu alt

Die Leitstelle, ein Rondell mit 100 Quadratmetern Fläche, befindet sich im obersten, im vierten Stock der Hauptwache in Werne. Täglich gehen dort an normalen Tagen rund 300 Notrufe (Tel. 112) und 1000 weitere Gespräche ein. Vier Feuerwehrmänner, Disponenten, hören sich alles an und entscheiden: sofort Rettungs- und Löschfahrzeuge rauschicken oder den Fall anders lösen. 150-mal pro Tag fahren die Kollegen vom Alarmdienst wirklich raus.

Bastian Mahl ist einer der Disponenten. Er sitzt vor vier Monitoren und blickt über die aktuelle Einsatzlage. Sein Tisch stammt, wie die ganze Leitstelle, aus 1996. Bereits ein Gutachten von 2012 hat festgestellt, „dass die Funktionsfähigkeit des Systems in absehbarer Zeit nicht mehr angemessen sichergestellt werden kann“.

Der stellvertretende Feuerwehrchef Stefan Lieber im „Großen Führungsraum“ im Gespräch mit der WAZ.
Der stellvertretende Feuerwehrchef Stefan Lieber im „Großen Führungsraum“ im Gespräch mit der WAZ. © Svenja Hanusch

Zwei von Mahls Kollegen haben seit kurzem einen neuen Tisch. Sie sitzen nicht, sie stehen, denn diese Tische sind höhenverstellbar. Pro Stück kosten sie 15 000 Euro – nur der Tisch, ohne Monitore und PC. Künftig sollen in der Leitstelle insgesamt zehn solcher Tische mit komplett neuer Technik stehen. Denn erstens wurden die Kapazitätsgrenzen bei größeren Ereignissen (z.B. Silvester, BO-Total) „in den letzten Jahren immer wieder überschritten“, wie die Feuerwehr sagt. Zweitens will sie auch Platz für die Leitstellen-Mitarbeiter der Feuerwehr Herne bereithalten, falls dort die Technik ausfallen sollte oder das Gebäude geräumt werden müsste (Bombenentschärfung, Brand). Die Herner Kollegen würden ihre Leitstellenarbeit dann von Bochum aus bewältigen. Das Gleiche gilt im Notfall auch umgekehrt, denn auch in Herne wird eine neue Leitstelle gebaut. Um in Bochum Platz für die zehn neuen Leitstellentische zu schaffen, werden sie in dem viel größeren „Großen Führungsraum“ (280 m²) auf derselben Etage eingerichtet. Dieser zieht umgekehrt in den bisherigen Leitstellenraum um.

Nachbarschaftshilfe mit Herne

Ein weiterer Vorteil des neues Systems: Herrscht in nur einer beiden Städte eine Großschadenslage, könnten Disponenten der jeweils anderen Feuerwehr die Leitstelle der Nachbarkommune direkt vor Ort unterstützen, da die Leitstellenplätze dann gleich ausgestattet sind. Noch haben beide Feuerwehren eine unterschiedliche Leitstellentechnik, die nicht kompatibel ist. Die geplante neue soll eine gemeinsame sein. Herbert Ausmeier, Leiter der Bochumer Leitstelle: „2020 wollen wir hier oben fertig sein.“

Neubau kostete vor 22 Jahren 55 Millionen D-Mark

Die neue Technik soll künftig aber nicht nur eine Zusammenarbeit ermöglichen, sondern unabhängig davon „auch noch andere Sachen können“, wie Lars Schwede, stellvertretender Leiter der Leitstelle, sagt. Etwa ein Routingsystem, das Baustellen erkennt und die Einsatzwagen rechtzeitig umleitet. Die jetzige Hauptwache in Werne wurde 1996 eingeweiht. Baukosten: 55 Millionen Mark.