Bochum. . Mit 30 Jahren gilt Abwehrspieler Patrick Fabian als „Urgestein“ beim VfL Bochum. In seiner Freizeit hat er sein Herz für den Tierschutz entdeckt.

Zum Interview mit Patrick Fabian sind wir an der „Alten Fähre“ an der Ruhr verabredet, eine idyllische Gegend, große Wiesenflächen, überall Spazierwege, mittendrin der träge dahinströmende Fluss – und ein unverbaubarer Blick hinüber zur Burg Blankenstein.

Hier ist der VfL-Profi oft mit seinen Hunden unterwegs. „Sissy“, eine blonde, eher zurückhaltende Dame von neun Jahren. Und der pechschwarze „Carlos“, sechs Jahre, ein Energiebündel, der gerne tobt und am liebsten auf die Enten am Ruhr-Ufer losgehen würde, wenn Patrick Fabian ihn nicht zurückpfeifen würde.

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Mit gleich zwei Hunden unterwegs – Sie sind offenbar Tierfreund?

Patrick Fabian: Auf jeden Fall. Die beiden sind ehemalige „Straßenhunde“. Sissy kommt aus Ungarn, Carlos aus Zypern. Ich habe vor einiger Zeit begonnen, mich mit dem Thema zu beschäftigen, Infos eingeholt, mit Tierschützern gesprochen. Meine zwei Hunde habe ich im Internet gefunden, über die Website eines Tierschutzvereins. Ich habe sie aufgenommen, um ihnen ein besseres Leben zu verschaffen.

Tierschutz, zumal Hunde-Schutz, wird bei Ihnen groß geschrieben?

Ja, damit hängt auch mein Engagement für den Verein People & Animals United, kurz: PAU, zusammen, dessen Vorsitzender ich bin. Der Verein wurde vor gut einem Jahr von Tierschützern gegründet, die sich nicht damit abfinden wollen, dass Hunde – zumal in Süd- und Osteuropa – so furchtbar behandelt werden.

Was ist da los?

In Rumänien zum Beispiel gibt es zahllose Hunde, die herrenlos wurden, nachdem „ihre“ Menschen die ländlichen Gegenden verlassen und in die Städte gezogen waren. Sie streunen umher, und die rumänische Regierung zahlt Fangprämien, weil sie zumal in den Städten keine freilaufenden Hunde will, die zu niemandem gehören. Es hat sich eine regelrechte „Mafia“ organisiert, die die Hunde einfängt und grausamst tötet, um so Geld zu machen. Unser Engagement möchte für diese Hunde Hilfe leisten, zumindest punktuell. PAU will den Tieren die Stimme geben, der sie oft beraubt werden. Der respektvolle Umgang mit unseren Mitlebewesen ist mir persönlich ein besonderes Anliegen.

Zur Person: Patrick Fabian

Die Fußball-Karriere von Patrick Fabian (*1987) begann 1993 beim VfB Westhofen in Schwerte. Seit 2000 ist er beim VfL. 2007 rückte er in den Profikader auf und gab im Februar 2009 beim Derbysieg gegen Schalke sein Bundesligadebüt.

Zwischen 2011 und 2012 erlitt Fabian in kurzen Abständen drei Risse des Kreuzbandes im rechten Knie. Er fiel 28 Monate aus. Ab der Saison 2013/14 kämpfte er sich in den Kader zurück, sein aktueller Vertrag läuft bis 2019.

Neben seiner Fußballkarriere absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fern-Uni Hagen. Er ist Gesellschafter des Sportswear-Firma „Stasp – Streets and Sport“ in Bochum.

Wie sehen die Vereinsaktivitäten konkret aus?

Es geht vor allem darum, Spenden einzuwerben und Aufklärung zu leisten. Viele Menschen wissen überhaupt nicht, dass es in anderen Ländern so eine „Hundeproblematik“ gibt. In Deutschland ist der Hund das beliebteste Haustier, um das man sich mit Fürsorge kümmert. Das ist in anderen Ländern nicht so, im Gegenteil. Darüber hinaus organisiert PAU Infostände auf Straßenfesten und in Einkaufszentren, auch beim VfL-Saisonauftakt am Ruhrstadion waren wir mit einem Tisch vertreten.

Patrick Fabian (links) im Gespräch mit WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann.
Patrick Fabian (links) im Gespräch mit WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann. © Gero Helm

Lässt Ihre Zeit als Profi das zu?

Es erfordert Zeit, ja. Aber das kann man organisieren, und es ist auch eine Sache, die mir viel Energie zurückgegeben hat. Aber letztlich ist es ein Ehrenamt, da muss ich mich nicht selbst mit unter Druck setzen.

Wie sieht Ihr Zeitmanagement in Sachen Kultur aus? Nehmen Sie sich Zeit für Theater, Galerien, Konzerte?

Als Fußball-Profi ist man zwangsläufig eingeschränkt, Training, Spiele, Trainingslager... Ich hatte in den letzten Jahren wenig feste Kulturverabredungen, habe aber immer wieder Spontanbesuche eingebaut. Grundsätzlich finde ich Kultur enorm inspirierend, das Schauspielhaus, auch das Musikforum sind sehr interessant. Für mich ist wichtig, mit dem Theater oder dem Konzertsaal einen Ort zu haben, an dem man das Handy ausmacht, also sich vom üblichen Tagesgeschehen zurückzieht und neue Anregungen und Sichtweisen aufnimmt.

Sie lesen auch gerne, wie ich weiß. An welches Buch erinnern Sie sich besonders?

An „Das Café am Ende der Welt“ von John Streckely. Darin wird ein Café mitten im Nirgendwo zum Wendepunkt im Leben eines Managers, der stets in Eile ist. Auf der Speisekarte entdeckt er drei Fragen: „Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?“ Die Fragen nach dem Sinn des Lebens führen ihn gedanklich weit weg... Mir hat das Buch viele Impulse gegeben, auch Ideen des Buddhismus an mich herangetragen, Meditation, Achtsamkeitstraining, solche Sachen.

Es ist ein Buch, das „Türen öffnen kann“, hat mal einer geschrieben.

Ja, weil man neue Eindrücke bekommt, viel über sich und sein Verhältnis zur Welt nachdenken kann, und dabei merkt, wie alles mit allem zusammenhängt. Der Gedanke des Tierschutzes, zum Beispiel. Bezogen auf die Hunde, aber auch bezogen auf den Umgang mit Tieren überhaupt. Angesichts der schlimmen Bilder aus den Schlachthäusern und Zuchtbetrieben habe ich meine Ernährung umgestellt. Heute ernähre ich mich vegan, ich verzichte auf alle tierischen Produkte, nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Butter, Joghurt, Eier.

Ist das nicht, zumal im Profi-Alltag, sehr anstrengend?

Nein, es ist eine Frage, wie man sich entschieden hat. Die vegetarische Ernährung hat in den letzten Jahren mehr und mehr Einzug in unsere Gesellschaft gehalten. Auch als Sportler gibt es bereits viel mehr Möglichkeiten, fleischlos zu essen.