Bochum. . Frank Schumacher ist ein Bochumer Wasserball-Urgestein. Wir haben mit ihm ein Gespräch über das Gemeinsame von Sport und Kunst geführt.
Zum Foto-Shooting auf der Dachterrasse geht es über die gewundene Treppe des Kunstmuseums hoch nach oben. Als die Aufnahmen im Kasten sind, fällt Frank Schumachers Blick noch einmal auf die ausgestellten Kunstwerke. Zumal die Foto-Arbeiten von Ulrich Erben finden sein Interesse. „Da muss ich wohl noch mal wiederkommen“, sagt der Wasserballwart und Trainer des SV Blau-Weiß, „die Fotos würden mich interessieren.“ Doch zum Kunst-Gucken ist jetzt keine Zeit, denn das WAZ-Interview im Museumscafé im Erdgeschoss steht an.
Sie haben das Museum als Treffpunkt vorgeschlagen. Herr Schumacher, sind Sie ein großer Kunstfreund?
Frank Schumacher: Ich bin kulturell an vielen Dingen interessiert, auch an Kunst, wobei ich offen zugebe, dass ich mit abstrakter Malerei nichts anfangen kann. Da fehlt mir leider der Zugang. Aber ich gehe auch gern ins Theater, und ich bin auch gern bei den Symphonikern. Als ich Student an der Ruhr-Uni war – Sport und Pädagogik auf Lehramt –, hatten wir manchmal Seminare in einem der Räume neben dem Audimax. Damals probten dort noch die Symphoniker. Während des Unterrichts haben wir immer die Musik gehört...
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Und?
Das hat Aufmerksamkeit erregt, und unser Professor hat uns ermuntert, uns mal ein komplettes Konzert anzuhören. Das habe ich dann auch gemacht, Studententicket für 5 DM. Den Eindruck werde ich nicht vergessen: Die Wucht des Orchesterklangs hat mich umgehauen. Ganz stark!
Wenn Sie sagen, es sei wenig Zeit für Kultur: Was sind Ihre Zeitfresser?
Ich bin Familienvater und als Lehrer an der Rosa-Parks-Gesamtschule in Herten tätig. Dazu kommt mein Engagement für den Wasserball. An vier Abenden in der Woche bin ich im Schwimmbad im Wiesental zum Training, dazu kommen die Spiele an den Wochenenden.
Sind Sie so etwas wie der „Mr. Wasserball“ beim SV Blau-Weiß Bochum?
Auf jeden Fall bin ich schon sehr lange dabei! (Lacht.) Wasserball ist ein lebenslanges Hobby von mir, und das Schwimmbad von Blau-Weiß mein Lebensmittelpunkt. Dort war ich schon mit meinen Eltern, dort habe ich Schwimmen gelernt, dort wurde dann auch die Leidenschaft für den Wasserball geweckt.
Wie kam es dazu?
Ich hatte Schwimmstunden und habe „nebenbei“ die Aktivitäten der Wasserballer beobachten können. Ich war gleich fasziniert von diesem Sport und bin mit 13 dann eingestiegen, das war 1980. Und das, obwohl anfangs meine Voraussetzungen gar nicht gegeben waren.
Wie das?
Körperliche Robustheit und Ausdauer zum Beispiel, sind wichtig beim Wasserball. Die hatte ich als Jugendlicher noch nicht. Aber mein Trainer hat gesagt, bleib dran, das kommt schon.
Das „kam“ ja dann auch, sie wurden Stammspieler, heute betreuen Sie die Damen-Mannschaft in der 2. Bundesliga.
Wasserball ist eine „geile“ Sportart, man ist in einem anderen Element, dem Wasser, aktiv. Es ist ein Mannschaftssport, was ich gut finde, da ich kein „Einzelkämpfer“ bin, Langstreckenschwimmen zum Beispiel wäre mir zu eintönig. Dazu kommen die Möglichkeiten, zu reisen, denn schon in der Wasserball-Jugendliga führen die Auswärtsspiele nicht nach Gelsenkirchen oder Herne, sondern weiter weg. Wasserball ist kein Massensport, es gibt nicht so viele Vereine, und sie sind weiter übers Land verteilt.
Es gibt das Klischee – oder ist es gar keines? – dass Sportarten wie Wasserball, Hockey, Tennis „intellektueller“ seien als andere, dass dort mehr Studenten aktiv sind. Stimmt das?
Das kann man so nicht sagen, der Unterschied ist eher, dass zum Beispiel Fußball ein Breitensport ist, der wirklich für alle offen ist. Wasserball spricht insofern eine andere Klientel an, weil die Vereinsmitgliedschaft möglicherweise etwas teurer ist als in anderen Sportvereinen und weil für die vielen Auswärtsreisen ein gewisses familiäres Budget da sein muss. Dass Wasserball ein „Studentensport“ ist, stimmt auf keinen Fall. Aber ein Nischensport, das schon.
Sie sagen, man kommt viel ‘rum als Wasserballer. Konnten Sie das mit Ihren kulturellen Leidenschaften verknüpfen?
Bedingt. Wenn wir zum Beispiel zu einem Turnier nach Berlin gefahren sind, wurde immer ein Begleitprogramm organisiert, man will ja ‘was sehen von der Stadt. Dazu gehörten Besuche am Brandenburger Tor oder des Reichstags, aber ein ausgefeiltes Kultur-Programm gehörte nicht zwangsläufig dazu.
„Kultur trifft Sport“ heißt ja unsere WAZ-Reihe. Gibt’s im Blau-Weiß-Stadion gelegentlich auch kulturelle Events? Früher waren ja mal Rock-Konzerte am Beckenrand in Mode.
Das ist bei uns schon deshalb schwierig, weil wir wegen der Nachbarschaft ein bestimmtes Lautstärke-Level nicht überschreiten dürfen, das gilt nicht nur für die Sport-, sondern für alle Veranstaltungen im Schwimmbad. Musik hat’s aber immer wieder mal gegeben. Ich erinnere mich an ein Wasserball-Turnier von uns „alten Herren“, da haben die „Pils Pickers“ das Publikum mit flotten Dixieland-Klängen unterhalten.
Zuletzt eine persönliche Frage: Kaum einer sagt „Frank“ zu Ihnen, alles nennen Sie „Summer“. Wie kam es zu dem jahreszeitlichen Spitznamen?
„Summer“ ist die englische Anpassung meines ursprünglichen Spitznamens „Zamma“, das kommt von „zamma her“, „zeig mal her...“ – in der Schule war das offenbar eine meiner bevorzugten Redewendungen, und weil wir mehrere Franks in der Klasse hatten, hatte ich den Spitznamen schnell weg.