Bochum. . Hans-Peter Diehr ist Basketball- Manager und freut sich über den Boom seiner Sportart. Doch wünscht er sich mehr Zeit für kulturelle Aktivitäten.

Zum Interview mit Hans-Peter Diehr sind wir im Musikforum verabredet – das Haus kannte der Finanz-Vorstand der VfL Sparkassen-Stars bislang nur von Außen. „Ich habe aber die Entwicklung verfolgt und weiß um die Anstrengungen, die nötig waren, bis das Haus schließlich eröffnet werden konnte“, sagt er. Im Innern ist die Raum-Atmosphäre überwältigend, das hohe, weiße Foyer der alten Marienkirche nimmt auch Diehr sofort in Beschlag. Zuletzt möchte der 52-Jährige noch einen Blick in den Konzertsaal werfen – beeindruckend, auch das. „Man müsste mehr Zeit haben...“, sagt Diehr im Hinausgehen. Ein guter Anknüpfungspunkt, um das Interview zu starten.

Sind Sie oft kulturell unterwegs?

H.-P. Diehr: Leider nein, was nicht an einem unterentwickelten Interesse liegt, sondern an meinem Terminkalender. Voll berufstätig, Familienvater, Vereins-Finanzvorstand... da bleibt kaum Zeit für anderes.

Baskeball boomt zurzeit

Vermutlich frisst Ihr Engagement für den Basketball die meiste Zeit?

Es ist erheblich mehr als vor ein paar Jahren. Was auch damit zu tun hat, dass Basketball in Bochum zurzeit boomt. Was an den sportlichen Erfolgen liegt (der Club spielt in der 2. Bundesliga, Anm. der Red.), aber auch am Umfeld. Basketball ist familienfreundlich und ein Trend-Sport; viele Kinder und Jugendliche kommen zu unseren Spielen und auch in der Öffentlichkeit sieht man Kids mit NBA-Trikots.

Kultur und Sport, da fällt mir der Begriff „Fan-Kultur“ ein. Gibt es die bei den Sparkassen-Stars?

Hans-Peter Diehr, Manager der VfL Sparkassen-Stars im Anneliese-Brost-Musikforum.
Hans-Peter Diehr, Manager der VfL Sparkassen-Stars im Anneliese-Brost-Musikforum. © Ingo Otto

Basketball hat absolut das Zeug dazu, Fan-Kultur zu entwickeln, denken Sie an die Begeisterung für Teams und Spieler in den USA. Bei uns muss das noch wachsen. Ich bin aber zuversichtlich, denn wir fühlen uns in Bochum zu Hause und angenommen. Wir hatten die Rundsporthalle mit 1000 Zuschauern sechs Mal ausverkauft und wachsen seit vier, fünf Jahren um bis zu 20 Prozent im Jahr. Für ein Unternehmen wäre das ein Glanzwert.

Was würde eine entwickelte Fan-Kultur ausmachen?

Regelmäßiger Besuch der Spiele und nicht zuletzt Stärkung des Zusammenhalts. Es gibt einen Unterstützer-Club namens „DeFans“ (vom englischen „defense“ abgeleitet), und auch der Verein tut viel, um die Verbundenheit zu stärken. Basketball ist eine Event-Sportart, deshalb gibt es bei unseren Spielen eine LED-Großleinwand und Catering-Angebote zu fairen Preisen. Nach Spielschluss sind viele Zuschauer, und vor allem Kinder, in persönlichem Kontakt zu den Spielern. Wir sind familienfreundlich. Das alles sind Voraussetzungen, um eine gute Fan-Kultur zu entwickeln.

Marketing aktiv betreiben müssen Schauspielhaus und BoSy auch.

Ein Selbstläufer ist es nirgendwo mehr, man muss seriös arbeiten und einen langen Atem haben, bis sich Erfolg einstellt. Die Symphoniker haben -zig Jahre auf ihr Konzerthaus gewartet; letztlich ist es ein Erfolg geworden. Das wünsche ich mir für die Sparkassen-Stars auch: Hoffentlich bald so groß zu sein, dass wir größer auftrumpfen könnten. Eine Multifunktionshalle statt der Rundsporthalle, das wäre schön!

Halle reicht nicht für die 1. Liga

Weil die Rundsporthalle zu klein ist?

Es gibt dort 1000 Plätze, aktuell sind durch Innenraumbestuhlung weitere 500 möglich. Mehr nicht. Sollten die Sparkassen-Stars eines Tages aufsteigen, würden wir in der 1. Bundesliga nicht antreten können. Weil wir keine Halle haben, die den offiziellen Ansprüchen genügt.

Um Fans zu binden, könnte man wie im Theater ein Abo einführen...

Kultur trifft Sport Vignette Serie Bochum
© Funkegrafik NRW

Das gibt es ja, in Form von Dauerkarten, da streben wir einen Sockel von zunächst 100 Dauerkarten an. Es gibt eher ein anderes Problem. Die Saison im Basketball läuft von April bis September, die Pause dazwischen ist sehr lang. Die Leute „vergessen“ uns, und vor dem Start in die neue Spielzeit müssen sie erneut motiviert werden. Das mag im Musikforum oder Schauspielhaus anders sein, wo es von vornherein ein Kultur-Interesse gibt, das zwischenzeitlich nicht abebbt.

Höchstens, wenn die künstlerischen Leistungen nicht mehr stimmen...

Das trifft auch für den Sport zu. Oben mitzuspielen, ist natürlich attraktiver, und zum Glück stehen wir ja vor dieser Situation. Basketball ist in Bochum inzwischen „auf dem Radar“, auch dem der Politik. Die Perspektive der nächsten fünf, zehn Jahre stimmt mich positiv.

Zum Schluss eine persönliche Frage. Was mögen Sie besonders, Theater, Musik, Kunst?

Die Frage muss ich eigentlich zweimal beantworten. Besuchen Sie gern Kulturveranstaltungen? – Ja. Und: Tun sie es auch wirklich? Die Antwort ist: nein! (lacht). Wie gesagt, ich habe leider zu wenig Zeit dafür. Bestimmte Vorlieben habe ich nicht, das ist bei mir wie beim Wein: Derjenige ist gut, der mir schmeckt. Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im TV ist ein Pflichttermin, in München sind meine Frau und ich gern in der Alten und Neuen Pinakothek, um uns Kunst anzusehen.

>>> Zur Person

Hans-Peter Diehr wurde in Kalkutta geboren. Seine Familie lebte dort, der Vater war für die Bochumer Firma Dr.-C.-Otto in Indien. Anfangs besuchte Diehr eine britische Kolonialschule in Kalkutta.


  • Diehr (*1966) ging auf die Graf-Engelbert-Schule, studierte an der Ruhr-Uni und arbeitet als kaufmännischer Leiter in einer Systemsoftware-Firma in Essen. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

  • >>> WAZ-Serie „Kultur trifft Sport und Sport trifft Kultur“

    Das Interview gehört zu unserer neuen Serie „Kultur trifft Sport und Sport trifft Kultur“. Es geht dabei um einen Rollentausch von Kultur- und Sportredakteuren in Gesprächen mit Künstlern und Kulturschaffenden sowie Sportlern.