Bochum. . Nach der „Tana“- und der „Jobsiade“-Skulptur wurde der Fortuna-Brunnen im Stadtpark beschmiert. Museumschef Hans Günter Golinski nimmt Stellung.

Der Kunst-Vandalismus geht weiter: Nachdem kürzlich das Tana-Schanzara-Denkmal und der Jobsiade-Brunnen verunstaltet worden waren, hat es jetzt den „Jungmädchen-Brunnen“ im Stadtpark erwischt. Sowohl die kleine Bronzeplastik als auch die große, steinerne Schale sind komplett golden eingesprüht worden. Ob die Täter dieselben sind, wie bei den „goldenen“ Kunst-Schändungen in der Innenstadt, ist offen.

Hatte es mit der „Tana“ und der „Jobsiade“ zwei mehr dekorative Arbeiten getroffen – die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung –, so wurde mit dem Jungmädchen- oder Fortuna-Brunnen im Rosengarten ein Kunstwerk von Rang beschmiert. Die Bronzefiguren stammen von dem Bildhauer Wilhelm Gerstel (1879-1963), wobei der Brunnen zunächst 1926 auf der Düsseldorfer Ausstellung GeSoLei (Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen) präsentiert wurde.

Ob er danach der Stadt Bochum als Geschenk übereignet oder von ihr erworben wurde, ist ungewiss. Während der Umgestaltung des Rosengartens in den 90er Jahren war die Mädchenfigur entwendet worden, 2007 war sie durch einen originalgetreuen Abguss ersetzt worden.

Museumsdirektor: „Akt des Vandalismus“

Museumsdirektor Hans Günter Golinski erfuhr durch die WAZ von dem neuerlichen Kunst-Attentat. „Ich halte das für einen Akt des Vandalismus“, sagt Golinski, der in den Schmierereien eine „intolerante Haltung gegenüber der Kunst“ ausmacht.

Wieso es immer wieder zu solchen Angriffen auf Kunstwerke kommt, kann der Museums-Chef sich nicht wirklich erklären, offenbar liege aber keine „Provokation“ vor, die sich beispielsweise dauerhaft gegen abstrakte Kunstwerke richten würde. So weit, das in den letzten Tagen und Wochen in Bochum zu Beobachtende als „Kunstfrevel“ zu bezeichnen, will Golinski aber nicht gehen.

Hochkarätige zeitgenössische Skulpturen

Dem Kunstmuseum obliegt die Oberhoheit über die Kunstwerke im öffentlichen Raum. Darunter sind eher schmückende Arbeiten wie der „Frosch Fridolin“ am Stadtparkteich, aber eben auch hochkarätige zeitgenössische Skulpturen von Serra, Spagnulo oder Rückriem. Letztgenannte würden regelmäßig in Augenschein genommen, so Golinski, „sämtliche Kunstwerke dauerhaft im Blick zu behalten, ist schon personell nicht möglich.“

Eine Trennung zwischen „zierender“ und „echter“ Kunst will Golinski indes nicht vornehmen: „Beide Spielarten stehen stadt- und kulturhistorisch auf einer Stufe, und müssen auch so behandelt werden.“

Ensemble wird am Montag gereinigt

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Was den mit Goldspray eingehüllten Fortuna-Brunnen angeht, ist das Kunstwerk, da es ein Brunnen ist, dem Grünflächenamt zugeordnet. Die Stadt ließ am Freitag erklären, das Ensemble werde ab Montag gereinigt. Auch im Fall der „Tana“ und der „Jobsiade“ geschah das Saubermachen binnen Tagen.

Grundsätzlich fordert der Museumsdirektor die Bürger dazu auf, Beschädigungen, Verschmutzung oder Vermüllung von Kunst im öffentlichen Raum zu melden. „Das Museum ist in diesen Dingen erster Ansprechpartner“, so Hans G. Golinski.