Bochum. Auf der abgesackten Straße Am Sonnenberg in Bochum-Linden warten die Anwohner seit Jahren auf einen Bautrupp. Der soll nächste Woche anrücken.

Langzeitbaustellen nerven viele Bürger. Die Anwohner Am Sonnenberg in Linden dürfen sich dabei als Rekordhalter wähnen. Vor rund sechs Jahren (ganz so genau weiß das in der Nachbarschaft niemand mehr) sind Teile der Fahrbahn abgesackt. Baken sichern den Abschnitt; mobile Ampeln führen den Verkehr einspurig vorbei. „Getan hat die Stadt bis heute nichts“, ärgern sich Nachbarn. Das ändert sich. Endlich. Nächste Woche beginnen die Arbeiten.

Beschaulich wirkt das Wohngebiet unmittelbar neben der ehemaligen Zeche „Friedlicher Nachbar“. Oben auf der Straße Am Sonnenberg, die vor 100 Jahren aufgeschüttet wurde, fällt der Blick auf das einst stolze Zechengebäude unterhalb der sechs Meter hohen Stützmauer.

Teilstück ist einspurig befahrbar

Genau die ist das Problem, schildert Josef Simonsmeier (80), der seit 40 Jahren hier lebt. Das brüchige Mauerwerk samt Fahrbahnrand sei vor rund sechs Jahren abgesackt. Statt die Gefahrenstelle zu reparieren, habe das Tiefbauamt das einfachste und billigste Mittel gewählt: „die Sperrung“, grollt Josef Simonsmeier.

Die Busse rumpeln über die marode Fahrbahn. „Neulich scherzte ein Fahrer: Wenn’s nicht wackelt, weiß ich: Ich hab’ mich verfahren“, erzählt ein Anwohner.
Die Busse rumpeln über die marode Fahrbahn. „Neulich scherzte ein Fahrer: Wenn’s nicht wackelt, weiß ich: Ich hab’ mich verfahren“, erzählt ein Anwohner. © Dietmar Wäsche

„Eine halbe Ewigkeit“ (so der WAZ-Leser) ist seither vergangen. Das 200 Meter lange Teilstück kann noch immer nur einspurig befahren werden. Eine Minute dauert der beidseitige Rotlicht-Zwangsstopp für Autofahrer und die Buslinien 357 und 358: zum Leidwesen der direkten Anwohner wie Armin Rödiger, die unter den Abgasen und dem Lärm ächzen.

„Hier rumpeln täglich allein 36 Linienbusse über den maroden Untergrund“, sagt Josef Simonsmeier. Ein hässlicher Anblick biete sich zudem: Das Unkraut wuchert an und zwischen dem bröseligen Asphalt und Kopfsteinpflaster. „Ich rupf das Zeug regelmäßig raus. Sonst kümmert sich ja niemand darum“, sagt Herbert Knie (76) und schaut missmutig drein.

Stadt bestätigt Bau-Start auf Nachfrage

Nun ist Am Sonnenberg Licht in Sicht. In einem Rundschreiben an die betroffenen Bewohner kündigt die Stadt die Sanierung der Stützwand und die „Straßenwiederherstellung“ an. In einer Woche soll’s losgehen. Vier Monate sollen die Arbeiten dauern. In dieser Zeit bleibt die Straße Am Sonnenberg zwischen der Einmündung Deimkestraße und Baaker Straße für den Fahrzeugverkehr voll gesperrt, heißt es in der Info. Die Anwohner sollen bis auf wenige Tage aber ihre Grundstücke erreichen können.

Kennen auch Sie eine Phantom-Baustelle?

Immer wieder erreichen die WAZ-Redaktion Klagen von Lesern, die sich über Baustellen beschweren, auf denen augenscheinlich seit langer Zeit nichts mehr passiert.

Kennen auch Sie eine „Phantom-Baustelle“? Dann schreiben Sie an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25, 44787 Bochum, oder senden Sie eine E-Mail:
redaktion.bochum@waz.de

Auf WAZ-Anfrage bestätigt die Stadt den Bau-Start. Am 29. August werde die Baustelle eingerichtet, am 5. September sollen die Arbeiten beginnen. In die Stützmauer werden Löcher gebohrt, die mit Zement verfüllt werden.

Warum es so lange gedauert hat? Die Pressestelle im Rathaus blieb am Dienstag auf diese WAZ-Frage eine Antwort schuldig.