Bochum. . Die scheinbar klaren Grenzen zwischen dem alten Bochum-Eppendorf und dem jungen Querenburg verwischen. Beide suchen Brücken für Alt und Jung.
Morgens ist es still – auf dem Hof des Eppendorfer Heimatvereins an der Engelsburger Straße genauso wie auf dem Brunnenplatz in der Hustadt, dem pulsierendsten Ort in Querenburg, auf dem nachmittags das kindliche und sprachliche Stimmengewirr schon mal ohrenbetäubende Ausmaße annehmen kann. Im Laufe des Tages ändern sich die Bilder und es schält sich heraus, warum die beiden Plätze räumlich zwar nur gut zehn Kilometer trennt, sie aber in Wirklichkeit viel weiter voneinander entfernt sind.
Hier Eppendorf, der älteste Stadtteil Bochums – gemessen am Durchschnittsalter seiner Einwohner, nämlich 48,9 Jahre, und mit dem Image der Beschaulichkeit versehen; dort Querenburg mit der jüngsten Einwohnerschaft (38), die nach außen vor allem geprägt ist von Studenten und kinderreichen Familien aus mehr als 50 Nationen.
Zechensterben und Bau der Uni
Zwei unterschiedliche Welten, die sich vor gar nicht so langer Zeit ähnelten und dann auseinanderdrifteten wie zwei Kontinente. Da, wo heute die Ruhr-Uni steht mit Uni-Center und einer Trabantenstadt, der Hustadt, war vor knapp 60 Jahren plattes Land. „Bauern und Kötter haben hier gelebt, Querenburg war ein abgelegenes Kaff“, erinnert sich Prof. Günter Brakelmann (86), ein Ur-Querenburger.
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Zwei Umstände hätten in den 1960er Jahren den schnellen Wandel des Stadtteils bewirkt, dem sich seine Einwohner pragmatisch angepassten hätten: „der Bau der Uni mit dem Ende der Landwirtschaft und das Zechensterben“, das den auf dem Pütt tätigen Köttern ihre Haupteinkünfte entzog.
Eppendorf: gewachsen und gealtert
Nicht viel anders sah es einst in der mehr als 1100 Jahre alten Bauerschaft Eppendorf aus. „Das war hier fast eine Exklave“, sagt Gerd Robok (76) vom Heimatverein und erzählt gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Jürgen Fuhrmann-Randau (64) aus der Eppendorfer Geschichte. Plattes Land zwischen Bochum und Wattenscheid, dessen Eigenständigkeit in den Köpfen der Menschen noch nicht ganz verschwunden ist und von denen es manchmal heißt: „Ja, ihr da in Eppendorf . . .“
Ein Stadtteil für sich, der gewachsen und gealtert ist, aber anders als Querenburg nicht binnen eines Jahrzehnts umgekrempelt wurde. Und mit einer Bürde. „Natürlich wissen wir, dass Eppendorf der älteste Stadtteil ist“, sagt Jürgen Fuhrmann-Randau. Und das sei nicht gut. Vereine lösen sich auf, eine der beiden Grundschulen wurde geschlossen. Merkmale der Überalterung. „Wir arbeiten daran dass sich das ändert.“ Hoffnung setzen sie in zwei Baugebiete, in denen Hunderte Wohnungen entstehen und die junge Familien anlocken sollen.
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Gegen das Image des „Ghettos“ Querenburg
In Querenburg gibt es davon reichlich. Die Zahl der Haushalte mit Kindern ist zwar kleiner als die in Eppendorf. Aber die meisten der Familien, die im Querenburger Zentrum Hustadt leben, haben drei, vier oder noch mehr Kinder.
Sie wohnen in VBW-Hochhäusern, die einst für Studenten und Professoren gebaut wurden, später dann trotz ihrer Wohnungsgröße von zum Teil mehr als 120 Quadratmetern oft leer standen und die erst mit dem Zuzug von Flüchtlingen der ersten Generation wieder beliebt wurden.
Gegen das Image des Ghettos, das aus dieser Zeit resultiert, kämpfen sie heute noch, sagt Matthias Köllmann (49), Leiter des Stadtteilprojekts Hukultur. Aber seit dem Beginn des Stadtumbauprojekts 2009 hätten sie dort Fortschritte gemacht. Vor allem bei den Jüngsten. „Die Sprache auf dem Brunnenplatz ist Deutsch“, sagt Köllmann.
Deutsch ist der gemeinsame Nenner
Es sei der gemeinsame Nenner in einer Gegend, in der die sozialen Umstände und die Fremdheit vieler Kulturen ohne eine Moderation unweigerlich zu Problemen führen würde. Für den Hukultur-Chef ist die Vielzahl der Kulturen „das größte Glück“. Und zu den Glücksmomenten gehöre, dass „wir hier ganz viele Talente gehoben haben.“
Indes: Um Kinder und Jugendliche allein dreht sich im Schmelztiegel Querenburgs schon längst nicht mehr alles. „Auch die Hu-stadt wird älter“, weiß Matthias Köllmann. Deshalb ziele die Arbeit im Hustadt-Netzwerk längst schon darauf ab, für beide – die junge und die alte Generation – da zu sein und sie am besten sogar näher zusammen zu bringen. Genau wie in Eppendorf.