Wattenscheid. .
Auch drei Grundschulen in Wattenscheid müssen schließen: Betroffen sind die Standorte Bertramstraße in Leithe, Ruhrstraße 30 in Eppendorf und Roonstraße in der Südfeldmark. Der Stadtrat fällte heute diese sehr umstrittene Entscheidung mit den Stimmen von SPD und Grünen.
Vor, während und nach der Sitzung gab es heftige Proteste der zahlreich erschienenen Eltern. Ronald Voigt, Schulpflegschaftsvorsitzender der GS Ruhrstr. 30, kritisiert das Vorgehen als „undemokratisch. Es ist nicht nachvollziehbar, wie sich Sprecher der Grünen-Ratsfraktion einfach auf die Position zurückzogen, dass schon im Sommer in den Arbeitsgemeinschaften so entschieden worden sei. Dann hätte man sich die Debatte anschließend ja gleich sparen können.“
„Politische Farce“
Anette Bündgen, Sprecherin der Teilpflegschaft am Standort Bertramstraße: „Das ist hier eine politische Farce! Wie man eine Bezirksvertretung so vorführen kann, ist skandalös.“ Ihre Tochter besucht die zweite Klasse der Leither Schule. Teilweise in gut sichtbaren roten T-Shirts waren viele Eltern und Kinder aus Leithe erschienen. „Es sind rund 40 bis 50 Leute von uns vor Ort. Uns geht es natürlich vor allem um die Kinder, die in den letzten Jahren genug gelitten haben.“
Dies thematisiert auch Silke Schleier (Bertramstraße): „Meine Tochter wurde gerade eingeschult und hat sich an alles gewöhnt. Jetzt geht alles von vorne los.“ Mit dem Standort Schulstraße kann sie sich bislang nicht anfreunden.
Marc Rumpenhorst, Vorstandsmitglied des Elternvereins am Standort Roonstraße, beklagt: „Die Bezirksvertretung wird hier überflüssig.“ Wo seine beiden Söhne in Zukunft zur Schule gehen, sei noch nicht klar: „Das müssen wir jetzt mal schauen. Die Räumlichkeiten der anderen Schulen reichen nicht aus, um alle Kinder aufzunehmen.“ Die „Insel-Lage“ der Roonstraße komme erschwerend hinzu. Hauptverkehrsstraßen und Bahngleise umgeben den Einzugsbereich der Südfeldmarker Schule.
Holger Rosner, Sprecher der Teilpflegschaft am Standort Schulstraße, hofft nun vor allem auf einen diplomatischen Austausch der Elternparteien: „Wir müssen für die Kinder gemeinsam einen Alltag herstellen. Dass jetzt erstmal Emotionen eine Rolle spielen ist klar, aber die Eltern aller Schulen müssen sich zurücknehmen.“
Der Schulentwicklungsplan sieht Folgendes vor: Die Grundschule Eppendorf (Ruhrstraße 30) nimmt ab Mitte 2013 keine Erstklässler mehr auf und wird Mitte 2014 geschlossen; Alternative ist die Dietrich-Bonhoeffer-Schule (Ruhrstraße 150). Die Schule Bertramstraße in Leithe wird zum Ende des Schuljahres 2012/13 geschlossen; Alternative ist der Standort Schulstraße. Der Teilstandort Roonstraße in der Südfeldmark (gehört zum Verbund Glückaufschule Bochumer Straße) wird spätestens Mitte 2014 geschlossen, ab Mitte 2013 werden keine neuen Eingangskassen mehr gebildet.
Klaus-Peter Hülder (UWG) kritisierte in der Ratssitzung, dass die Beschlüsse der Bezirksvertretung Wattenscheid einfach ignoriert wurden; diese hatte sich mehrheitlich gegen die Schließung der drei Standorte ausgesprochen (im Fall Roonstraße sogar einstimmig).
Dass nicht alle Eltern an der Ratssitzung teilnehmen konnten, ließ die Stimmung zusätzlich hochkochen und sorgte für weiteren Unmut. Denn wegen Überfüllung des Saales mussten sie, zum Teil mit ihren Kindern, auf dem Flur warten.