Langendreer. . Ein- und Ausstieg in Bus und Bahn ist für viele Ältere eine echte Hürde. Auf dem Marktplatz lernen sie, wie sie ihre Gehhilfe sinnvoll einsetzen.

Die schwedische Sozialwissenschaftlerin Aina Wifalk dürften nur die wenigsten kennen. Ihre größte Erfindung kennt jeder: den Rollator. Im Jahr 1978 soll sie die moderne Form der Gehhilfe erdacht haben, weil sie selbst an Kinderlähmung litt.

Heute prägt das kleine rollende Gefährt schon lange das Straßenbild und hat als nützlichen und vor allem relativ sicheren Begleiter im Alltag den traditionellen Gehstock längst abgelöst. Doch wie geht man mit einem Rollator richtig um? Und wie überwindet man mit ihm kleinere Stufen, Bordsteinkanten und die Klippe hinauf in den Bus?

Beim Rollatortag, den Polizei, Bogestra, Verkehrswacht und das Seniorenbüro Ost am Dienstag auf dem Marktplatz in Langendreer auf die Beine stellten, gab’s Tipps und Tricks. Und viele Senioren machten mit: Sie drehten eine Runde über den Hindernisparcours, machten Seh- und Hörtests und ließen ihren Rollator auf Herz, Nieren und Luftdruck prüfen.

Ein Abstieg ist das schon

So wie Ingrid Ronsdorf (82): Die rüstige Seniorin stieg vor eineinhalb Jahren auf den Rollator um, nachdem sie mehrfach gestürzt war. „Mein Schwiegersohn hat einfach nicht mehr locker gelassen“, erzählt sie. Seither ist sie ganz froh über ihren „Fünf-Kilo-Porsche“, den sie vor allem beim Einkaufen gern vor sich her schiebt. Allein: „Ein Abstieg ist das schon“, sagt sie etwas nachdenklich. „Früher bin ich Auto und Fahrrad gefahren, das geht jetzt alles nicht mehr.“

Wie wichtig der richtige Umgang mit einem Rollator ist, das weiß Bernd Albers, der seit 15 Jahren für die Verkehrswacht im Einsatz ist. „Man muss auf die Menschen zugehen und ihnen aktiv zeigen, wie sie ihren Rollator bedienen sollen“, meint er. „Da nützen all die Flyer und Infobroschüren nur wenig. Man muss das einfach trainieren.“ Oftmals übernimmt er bei seinen Beratungen auch die Rolle des Seelsorgers: „Ich höre dann viel über Leid und Krankheiten, oft traurige Geschichten. Es ist dann wichtig, einfach zuzuhören.“

Gunnar Cronberger vom Kundentraining der Bogestra erklärt, die man auch in einem manchmal engen Bus mit dem Rollator gut unterwegs sein kann.s
Gunnar Cronberger vom Kundentraining der Bogestra erklärt, die man auch in einem manchmal engen Bus mit dem Rollator gut unterwegs sein kann.s © Bastian Haumann

Auf die Teilnehmer des Rollatortages in Langendreer wartet eine Überraschung: Zum ersten Mal geht’s auf eine kleine Tour mit dem Bus zur benachbarten, nagelneuen Haltestelle der Straßenbahnlinie 302 am S-Bahnhof. Vom Bus steigen die Senioren mit ihrem Rollator in die Straßenbahn um – natürlich alles zu Trainingszwecken: „So können Sie diese wunderbare Straßenbahn dann auch prima benutzen“, meint Gunnar Cronberger vom Kundentraining der Bogestra.

Die neue Linie 302 hat gegenüber anderen Uralt-Wagen der Bogestra übrigens einen großen Vorteil: Der Einstieg ist fast ebenerdig möglich. „Das ist etwa bei der 308/18 in Weitmar und Linden noch ganz anders“, sagt Cronberger. Sein wichtigster Tipp: Immer mit der Ruhe! „Machen Sie alles Schritt für Schritt.“

Nächstes Training am Ruhrcongress

Rollatoren-Trainings werden von Polizei, Verkehrswacht und Bogestra regelmäßig angeboten. Die Teilnahme ist kostenlos. Info: 0234 / 909-5121.

Die nächsten Treffen: am Ruhrcongress (15. April, 10 bis 16 Uhr), im Kirchviertel Wiemelhausen (2. Mai, 9 bis 13 Uhr) und auf dem Liebfrauenplatz Linden (11. Juli, 9 bis 13 Uhr).

Dass dies im oft hektischen Betrieb im Alltag nicht ganz einfach ist, hat Ingrid Ronsdorf selber schon erlebt: „Neulich hätte mich ein junges Mädchen fast umgerannt. Die hat einfach keine Rücksicht genommen.“