bochum. . Am Theater herrscht nach dem Vertrags-Krach zwischen dem Trägerverein und der Direktorin Romy Schmidt Funkstille. Spekulation über Nachfolger.

Das Prinz-Regent-Theater kommt nicht zur Ruhe. Die künstlerische Leiterin Romy Schmidt geht, der Vereinsvorstand steht (auch politisch) massiv in der Kritik – doch die Theaterleitung schweigt. So schießen Mutmaßungen ins Kraut, auch über eine neue Direktorin wird schon spekuliert. Die WAZ fasst den Sachstand zusammen.

Worum geht es?

Das Prinz-Regent-Theater wird von einem Verein getragen, dessen Doppelspitze Hans. H. Hanke und Sabine Muthig-Beilmann bilden. Der Verein ist für die Verträge mit der künstlerischen Direktion – Romy Schmidt & Team – verantwortlich. Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass der Verein Schmidts bis Sommer laufenden Vertrag um ein Jahr verlängern will, erklärte die Leiterin ihren Rückzug. Schmidt: „Das Angebot zeigt, dass meiner Arbeit perspektivisch kein Vertrauen zugesprochen wird.“ Sie war auf einen Dreijahresvertrag aus. Da nutzte es auch nichts, dass man ihr 300 Euro im Monat mehr geboten hatte.

Romy Schmidt, künstlerische Leiterin (2.v.li.), mit dem Vorstandsteam des Trägervereins Prinz-Regent-Theater (v.li.) Hans H. Hanke (Vorsitzender), Ralph Köhnen (Pressesprecher), Susanne Muthig-Beilmann (Vorsitzende).        
Romy Schmidt, künstlerische Leiterin (2.v.li.), mit dem Vorstandsteam des Trägervereins Prinz-Regent-Theater (v.li.) Hans H. Hanke (Vorsitzender), Ralph Köhnen (Pressesprecher), Susanne Muthig-Beilmann (Vorsitzende).      

Was ist daran ungewöhnlich?

Auf den ersten Blick geht es „nur“ um eine Vertragsverlängerung. Brisanz bekommt der Fall wegen eines heftigen Streits, der sich seit Sommer ausgewachsen hat. Es gab Differenzen zwischen Schmidt und der damaligen Vereinsvorsitzenden und langjährigen PRT-Leiterin Sibylle Broll-Pape, die Schmidt selbst als Nachfolgerin geholt hatte. Auf einer Pressekonferenz hatte Schmidt den Kulissendonner öffentlich gemacht – mit der Folge, dass der Verein ihren Vertrag zunächst gar nicht verlängern wollte („Vertrauensbruch“). Eine große Solidaritätsadresse pro Schmidt, u.a. aus dem Kreis der BO-Kultur folgte. Auch schlug der Theaterkrach bundesweit Wellen.

Was waren die Folgen?

Es entstand eine öffentliche Debatte, u.a. im Kulturausschuss; es drohe ein „Imageschaden“ für die Kulturstadt Bochum, hieß es. Daher wurde nach persönlicher Intervention von OB Eiskirch eine Mediation anberaumt. Ex-Kulturstaatssekretär Landmann vermittelte. Am Ende stand der Rückzug von Broll-Pape vom Vereinsvorsitz und die erklärte Absicht beider Seiten, es noch einmal miteinander versuchen zu wollen. Mit der jüngsten Entwicklung hat sich das erledigt.

Was sagt die Direktorin?

Nichts. Romy Schmidt zieht sich darauf zurück, dass ihr laut Vertrag „Schweigepflicht“ auferlegt sei. Behauptungen der Vereinsführung, sie wolle auch weiterhin interne Fragen in aller Öffentlichkeit austragen, weist sie zurück. Das sei „Rufschädigung“.

Was sagt der Trägerverein?

Nichts. Vorsitzender Hans Hanke wies alle Fragen der WAZ zurück; mit der jüngsten Pressemeldung sei „alles gesagt“. Man wolle sich erst „in den nächsten Wochen“ äußern. „Jedes weitere Wort“ würde alles nur noch weiter aufbauschen.

Was ist davon zu halten?

Die Lage am 1991 gegründeten PRT scheint gründlich verfahren, offenbar steht es mit der innerbetrieblichen Kommunikation nach wie vor nicht zum Besten. Einerseits kritisiert der Verein, Schmidt habe darauf bestanden, Differenzen weiterhin öffentlich zu machen – was diese bestreitet. Andererseits hat der Trägerverein selbst genau das getan, als er seine Mitteilung über die nur befristete Vertragsverlängerung lancierte. Was die Direktorin bewog, tags darauf eine ebenso wenig abgestimmte Stellungnahme herauszugeben. Also alles nur Lippenbekenntnisse?

Wie geht es weiter?

Schmidt erklärt, bis Sommer („wenn auch unter erschwerter Beobachtung“) weitermachen zu wollen, die nächste Premiere steht bevor (siehe Kasten). Die Linken und die CDU wollen die Causa im Kulturausschuss aufgreifen. Der Vereinsvorstand muss rasch eine Nachfolge präsentieren. Oder eine Interims-Lösung. Wer in Frage kommt, darüber wird im PRT-Umfeld schon lustvoll spekuliert. Am Schauspielhaus sind demnächst einige Künstler frei, die von der neuen Intendanz Simons nicht übernommen werden. Eine ist Martina van Boxen, langjährige Leiterin des Jungen Schauspielhauses.

Annäherung an einen Mythos- Im PRT hat die Theater/Musik-Performance „Sisyphos“ Premiere 

Die nächste Premiere im Prinz-Regent-Theater steht nächste Woche ins Haus: „Sisyphos!“, eine philosophisch-theatralische Aneignung des mythologischen Stoffes um den tragischen Helden, der dazu verdammt ist, immer wieder einen Stein bergauf rollen zu müssen. Regie führt Romy Schmidt.

Für die erste Inszenierung in der laufenden Spielzeit hat die PRT-Direktorin die Form einer Stückentwicklung gewählt. Für sie ist das „Sisyphos“-Thema universell, da es sich um Freiheit und Verantwortung des Menschen dreht. „Verantwortung ist ohne Freiheit ja gar nicht möglich“, so Schmidt.

Basis ist das existenzialistische Grundlagenwerk „Der Mythos von Sisyphos“ von Albert Camus, doch weist der Abend darüber hinaus. „In unserem Text, der mit dem Dramaturgen Frank Weiß und dem Darsteller Linus Ebner entwickelt wurde, fließen viele Inspirationen und Überlegungen ein. Nicht zuletzt unsere eigenen“, sagt die Regisseurin. Umgesetzt wird die Sinnsuche in einer poetischen Kraterlandschaft (Bühne: Sandra Schuck) von Linus Ebner und dem Musiker/Performer Martin Widyanata. Er agiert live und wird auf die Darstellung immer wieder anders mit Musik reagieren. Ein künstlerischer Prozess des Werdens und Vergehens also: Der Stein will immer wieder neu gerollt werden.

Die Premiere am 17.3. ist ausverkauft, weitere Vorstellungen am 3. und 4. April, Tickets 0234 /77 11 17