Bochum. . War die Schließung der Pontonbrücke zu verhindern? Zahlreiche WAZ-Leser kritisieren die Entscheidung der Stadt. Die weist die Kritik zurück.
Hätte die endgültige Schließung der Pontonbrücke für den Kfz-Verkehr verhindert werden können? Ja, meinen zahlreiche WAZ-Leser und Facebook-Nutzer, die ein konsequenteres Vorgehen gegen die vielen Falschfahrer erwartet hätten. Was ist dran an den Vorwürfen? Die WAZ hat nachfragt.
Täglich dutzendfach überfuhren Verkehrsteilnehmer seit Oktober 2017 rote Ampeln und missachteten die Einbahnstraßenregelung. Anlass für die Stadt, die Freigabe der Brücke vor einer Woche wieder aufzuheben. Scheiterte der Fahrversuch an fehlenden Kontrollen, wie WAZ-Leser mutmaßen?
Die Stadt weist jegliche Kritik zurück. „Die Polizei ist für den fließenden Verkehr zuständig. Sie war während der Testphase regelmäßig vor Ort“, sagt Baustellenmanager Thomas Fründ. Doch immer, wenn ein Streifenwagen auftauchte, hätten sich die allermeisten Verkehrsteilnehmer an die Regeln gehalten. „Es gab keine Schwerpunktaktionen“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Die Wache Südwest habe seit November überschaubare acht Verkehrsverstöße festgestellt.
Und was ist mit den Aufzeichnungen der Videokamera?
Die Kamera dokumentierte zwar rund um die Uhr hunderte Delikte. „Aber ausdrücklich nicht, um die Falschfahrer zu bestrafen, sondern allein, um den Versuch auszuwerten. Die Bilder sind nicht gerichtsfest“, betont Fründ. „Es war nie Sinn und Zweck, Verkehrsverstöße zu ahnden. Es ist verfehlt, Stadt oder Polizei den Schwarzen Peter zuzuweisen. Vielmehr ging es darum zu testen, ob das, was sich Stadt, Politik und Bürger ausgedacht haben, in der Praxis funktionieren kann“, ergänzt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD).
„Stadtgestalter“ erinnern an alten Vorschlag
Die „Stadtgestalter“ im Rat rufen noch einmal ihren Vorschlag aus dem Jahr 2015 in Erinnerung.
Danach könnte die denkmalgeschützte Schwimmbrücke hinter das Wehr auf Höhe des Dahlhauser Bahnhofs verlegt werden. „An der heutigen Stelle könnte unter Beibehaltung der Zufahrt über den Bahnübergang eine neue Brücke entstehen.“
Wurde die Notbremse möglicherweise zu früh gezogen?
„Die Entscheidung war alternativlos“, heißt es im Rathaus. Im November habe man erstmals Alarm geschlagen und über das Wildwest-Verhalten etlicher Auto- und Radfahrer berichtet. „Seither ist es noch schlimmer geworden. Wir mussten handeln, auch wenn wir um die langen Umwege durch die Sperrung wissen. Aber sonst hätten wir als Stadt bei einem schweren Unfall mitunter auch die haftungsrechtliche Verantwortung tragen müssen“, erklärt Thomas Fründ.
Ist die scharfe Kritik aus den Nachbarstädten verständlich?
„Sie ist eine Unverschämtheit“, grollt Gräf. Bochum habe beim Fahrversuch die alleinige Last geschultert. Die Begründung für das Aus nun als „fadenscheinig“ (CDU Essen) zu bezeichnen, sei ein Ärgernis: „Von der anderen Ruhrseite kommen nur schlaue Ratschläge.“
Wie geht’s nun weiter?
In der Politik werden die Stimmen lauter, die eine „große Lösung“ fordern. Heißt: den Bau einer neuen Brücke. Die Pontonbrücke ist seit gestern wieder geöffnet: allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.