Dahlhausen. . Bezirksvertreter von der Ruhrhalbinsel wollen Sperrung nicht einfach hinnehmen. Kritik an „radikaler und fadenscheiniger Bochumer Entscheidung“.

Der Schock über die erneute Sperrung der Pontonbrücke sitzt noch immer tief – auch in unseren Nachbarstätten Essen und Hattingen, die nun wieder – zumindest an der Ruhr – von Bochum abgeschnitten sind. Allerdings regt sich Widerstand. Essener Politiker wollen die Entscheidung der Bochumer Stadtverwaltung, die Brücke für den motorisierten Verkehr wieder zu schließen, nicht einfach so hinnehmen.

Kompromisse und Lösungen suchen

Wütend ist man auf Essener Seite nicht nur auf die Verkehrssünder, sondern auch auf die Stadt Bochum. Ihr nimmt man diese radikale Entscheidung übel und fordert, die Verantwortlichen sollten stattdessen nach „vernünftigen Kompromissen und Lösungen suchen“ – statt alle zu bestrafen.

Thema in der Bezirksvertretung

Die Bezirksvertreter von der Ruhrhalbinsel werden sich in ihrer Sitzung am 7. März erneut mit dem Thema befassen, kündigt Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel (CDU) an. „Es ist bereits veranlasst, dass Ansprechpartner aus der Essener Verwaltung uns Bericht erstatten“, sagt Kuhmichel, der die Bochumer Begründung für fadenscheinig und nicht nachvollziehbar hält. Er stellt klar: „Das Ziel muss es sein, diese Verbindung zu erhalten.“

Rückblick: Die Schwimmbrücke wurde bereits 2011 für Busse gesperrt, 2016 dann für den gesamten Verkehr. Das Problem sei der Verschleiß, die Brücke müsse geschützt werden, um sie dauerhaft zu erhalten, erklärte im Vorjahr Christoph Matten vom hiesigen Tiefbauamt. Schließlich wurden Bürger aufgerufen, Lösungsvorschläge für eine sichere Verkehrsführung einzureichen. 40 gingen ein. Ein Kölner Ingenieurbüro übernahm die Auswertung.

Betonquader wurden aufgestellt

Freie Bahn für Radfahrer und Fußgänger

Zu den Verstößen zählten Geisterfahrer (bis zu elf am Tag) und bis zu 30 Autofahrer täglich, die die roten Ampeln missachteten. Gleiches gilt für Radfahrer, hier war es jedoch die Hälfte, die bei Rot weiter radelte.

Voraussichtlich ab Mittwoch, 21. Februar, sollen Radfahrer und Fußgänger die Verbindung über die Ruhr wieder nutzen dürfen. Für den motorisierten Verkehr allerdings bleibt die Pontonbrücke gesperrt.

Im Oktober 2017 folgte die Öffnung unter bestimmten Vorgaben. Während dieses Testbetriebs durften ausschließlich Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen die Brücke passieren. Um Lkw von der Brücke zu bannen, wurden Betonquader aufgestellt, die die Zufahrtskurve einengten. Die Lewackerstraße wurde von Linden in Richtung Dahlhausen zur Einbahnstraße.

Videos ausgewertet

Relativ rasch stellte sich jedoch heraus, dass einzelne Autofahrer diesen Test gefährden und die Einbahnstraßenreglung missachten. Und das Verhalten besserte sich auch nicht, was die Auswertungen von Videos und Verkehrszählungen ergaben. Weshalb die Stadt Bochum als Konsequenz den Fahrversuch als gescheitert erklärte. Seit Freitag ist die Pontonbrücke daher wieder gesperrt.

Zusätzliche Umweltbelastung

Dies sorge wieder für zusätzliche Umweltbelastung, rechnet Björn Enno Hermans, Direktor beim Caritasverband Essen, vor: Gehe man von einem Umweg von zehn Kilometern aus, so mache das bei 1850 Fahrzeugen pro Tag 6,7 Millionen Kilometer im Jahr. „Das bedeutet 1,5 Millionen Kilo mehr Treibhausgase im Jahr, 6600 Kilogramm mehr Kohlenmonoxid und rund 600 000 Liter mehr Benzin oder Diesel.“ Dies sei kaum akzeptabel.

Darum fordert Björn Enno Hermans eine neue, zusätzliche Brücke „als einzige umweltverträgliche Lösung“. Damit stößt er in das selbe Horn wie die Bochumer SPD-Politiker Klaus Hemmerling (Rat) und Mark Gräf (Bezirksbürgermeister Südwest). Auch sie hoffen auf eine neue Brücke.