Bochum. . Fast 30 Prozent der Bochumer Kita-Kinder kommen aus einer nicht-deutschsprachigen Familie. Problematisch sei das nicht, sagt das Jugendamt.
Fast 30 Prozent der Kita-Kinder in Bochum stammen aus Familien, in denen vorrangig kein Deutsch gesprochen wird. Das geht aus Zahlen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe hervor, die die Stadt Bochum aufbereitet hat. Im Stadtbezirk Mitte ist die Quote mit 36 Prozent am höchsten, gefolgt vom Bezirk Süd mit 32 Prozent.
„Das wird nicht als Problem wahrgenommen“, sagt Jörg Klingenberg, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung und stellvertretender Jugendamtsleiter. „Die Kinder lernen in der Kita sehr schnell Deutsch.“ In den Stadtteilen Kruppwerke mit 67,5 Prozent, Querenburg mit 53,3 Prozent und Innenstadt mit 51 Prozent ist der Anteil der Kinder aus nicht deutschsprachigen Familien am höchsten. „Dort haben wir auch Einrichtungen, die über 80 Prozent liegen.“
Nationalitäten haben sich bunter gemischt
Der evangelische Kindergarten Kindervilla Pfiffikus liegt in Stahlhausen, das zum Bezirk Kruppwerke gehört. „85 bis 90 Prozent der Kinder bei uns haben einen Migrationshintergrund“, sagt die stellvertretende Leiterin Stephanie Schoenfeld. Während noch vor zehn Jahren die meisten Familien aus der Türkei kamen, sind die Nationalitäten nun bunter gemischt.
Viele stammen aus dem arabischen und afrikanischen Raum. Die Sprachbarriere sei meist eher im Umgang mit den Eltern als mit den Kindern zu spüren. „Da überlegen wir, ob wir den Aushang nur in einer oder doch in fünf oder sechs Sprachen verfassen“, sagt Stephanie Schoenfeld. „Oder ob wir einen Dolmetscher für ein Elterngespräch oder ein Telefonat brauchen.“
Zwar kämen in die Kita oft Kinder im Alter von einem oder zwei Jahren, die noch gar kein Deutsch sprechen. „Aber sie lernen schnell. Sie nehmen uns an die Hand, zeigen uns, was sie brauchen.“
Viele Sprachen im Kollegium der Erzieherinnen
Im Kollegium arbeiten zudem auch mehrere Erzieherinnen, die persisch, türkisch oder arabisch sprechen und bei Verständnisproblemen aushelfen können. Sechs Gruppen mit insgesamt 117 Kindern gibt es in der Kindervilla Pfiffikus. 20 weitere werden im Nachmittagesbereich betreut. Es sind Kinder, die geflüchtet und oft traumatisiert sind.
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„Da stehen nicht die sprachlichen, sondern die pädagogischen Herausforderungen im Vordergrund“, sagt Michael Both, Geschäftsführer der Kindertageseinrichtungen im evangelischen Kirchenkreis Bochum. Die evangelische Kirche ist Träger von zahlreichen „interkulturellen Einrichtungen“, wie Both sie nennt.
Viele von ihnen werden mit Sprachfördermitteln unterstützt. Seit Januar 2016 hat das Bundesministerium ein Programm auf den Weg gebracht, das sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kinderbetreuung fördert. So konnte an einigen Stellen mehr Personal eingestellt werden. Jörg Klingenberg sagt: „Die Mittel haben wir nicht mit der Gießkanne ausgeschüttet, sondern gezielt dort verteilt, wo es nötig ist.“
>>> INFO: Migrantenanteil an Grundschulen
- Die Landesregierung hat kürzlich eine Liste der Grundschulen veröffentlicht, die einen Migrationsanteil von über 75 Prozent haben.
- Zwischen 75 und 90 Prozent lagen vier Bochumer Schulen, zwei in Mitte, eine im Bezirk Ost, eine im Bezirk Süd. Eine Quote zwischen 90 und 100 Prozent hat eine Bochumer Grundschule in Mitte.