Bochum-Laer. . Das Treffen des Netzwerks „Willkommen in Laer“ findet bereits seit zweieinhalb Jahren statt. Nun werden die Geflüchteten selbst zu Helfern.

Gut 40 Leute haben sich am Sonntag beim „Café Welcome“ im evangelischen Gemeindehaus an der Grimmestraße zusammengefunden. Und dabei ist an dem Tag nicht einmal so viel los wie sonst. Das Wetter ist zu gut. Geflüchtete und ehrenamtliche Helfer sind gekommen. Wobei man mittlerweile gar nicht mehr genau sagen kann, wer was ist.

Denn das Begegnungscafé gibt es bereits seit Sommer 2015. Die ersten Geflüchteten sind also bereits zweieinhalb Jahre hier, haben schon deutsch gelernt, eigene Wohnungen bezogen und zum Teil einen Job gefunden. „Diese ‚erste Generation‘ ist mittlerweile selbst Helfer. Sie unterstützen zum Beispiel beim Übersetzen“, sagt Horst Trebbe, der das Café zusammen mit Jürgen Wolff organisiert.

Die beiden sind von Anfang an dabei, haben jedoch erst vor einem halben Jahr die Leitung übernommen. „Das Ganze hängt aber nicht an zwei Leuten. Das funktioniert hier nur, weil alle mithelfen“, erklärt Wolff. Es gibt Kaffee und Kuchen, kalte Getränke und Gebäck.

Gäste kommen sogar aus Herne

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Die Teilnehmenden kommen zum Teil aus Laer, aber auch aus anderen Stadtteilen und sogar aus Herne. Viele waren früher in der Turnhalle um die Ecke untergebracht. Die wird heute nicht mehr gebraucht. Und auch die Art der Unterstützung hat sich verändert. Wurde früher Grundsätzliches benötigt, wie Hygieneartikel und Kleidung, brauchen die Geflüchteten heute eher Unterstützung bei Behördengängen und der Jobsuche.

Der 31-jährige Mahmoud Mohamad zum Beispiel hat sich hier auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet. Er ist eigentlich Sprachwissenschaftler für Arabisch, interessiert sich jetzt aber für eine Ausbildung in einer deutschen Behörde, obwohl er mit seinem Sprachniveau C1 auch studieren könnte. Dazu hat laut Mohamad auch das Café beigetragen: „Wir können hier viele Themen diskutieren und so unsere Sprache verbessern.“ Das Bewerbungsverfahren ist ganz gut gelaufen, ein Ergebnis hat er aber noch nicht.

Gelebte Integration in Laer

Horst Trebbe, Jürgen Wolff und Prof. Christian Link (v. l.) sind fester Teil des Begegnungscafés.
Horst Trebbe, Jürgen Wolff und Prof. Christian Link (v. l.) sind fester Teil des Begegnungscafés.

Arbeit sucht Azdhar (12) noch nicht, weiß aber schon, dass sie mal Ärztin werden möchte. Die Schülerin ist erst vor sieben Monaten mit ihren vier Geschwistern und ihrer Mutter gekommen. Zu ihrem Papa, der schon 2015 nach Bochum kam. Im Café spielt sie mit anderen Kindern fangen, malt und tauscht sich aus.

„Es ist schön hier, wir sprechen viel deutsch“, sagt sie fröhlich. Sie fühlt sich sichtlich wohl. Wie scheinbar alle hier. Es wird viel gelacht und gescherzt. „Stress wegen verschiedener Herkunft oder Religion gab es hier im Café noch nie“, meint Horst Trebbe. Jürgen Wolff bestätigt. Das ist gelebte Integration in Laer.