Stiepel. . Nach 20 Jahren verabschiedet sich Ortwin Pfläging aus dem Lutherhaus. Vor allem seine lebendige Jugendarbeit hat ihn bei vielen sehr beliebt gemacht.

Zeit, dass sich was dreht: Nach 20 Jahren im Stiepeler Lutherhaus hat sich Pfarrer Ortwin Pfläging dazu entschieden, seiner kirchlichen Laufbahn einen neuen Dreh zu geben und die evangelische Gemeinde Richtung Ennepe-Ruhr-Kreis zu verlassen. Anfang Mai tritt er seine neue Stelle in der Gemeinde Herzkamp kurz hinter Sprockhövel an – und wird im Lutherhaus eine Lücke hinterlassen, die so schnell kaum zu schließen sein dürfte. Denn Pfarrer Pfläging war bei den Stiepelern beliebt.

Neue Gemeinde, neue Geschichte

Doch mit 54 Jahren scheint für ihn die Zeit reif zu sein, noch einmal etwas Neues auszuprobieren. „Ich hätte bis zu meiner Pensionierung hier immer so weiter machen können, und es hätte sich nichts mehr verändert“, sagt er. „Doch Veränderung ist für alle Seiten gut und wichtig.“ Neue Menschen und neue Aufgaben kennen zu lernen: Darauf scheint sich Pfläging regelrecht zu freuen. „Jede Gemeinde erzählt eine andere Geschichte“, sagt er. „Und ich liebe Geschichten!“ Etwas Wehmut schwingt für ihn natürlich ebenfalls mit. „Aber ich habe das Gefühl, eine Menge Gutes zu hinterlassen.“

Ortwin Pfläging ist zwar ein Theologe aus Leidenschaft, der aber auch schon ganz andere Berufsfelder erlebt und dort geradezu einschneidende Erfahrungen gesammelt hat, wie er sagt. Vor seinem Studium arbeitete er bis zur Stilllegung 1986 unter Tage auf Zeche Zollverein in Essen, später jobbte er dann für ein halbes Jahr als Packer und Lader im Hamburger Hafen. „Im Nachhinein war das eine ganz wichtige Phase in meinem Leben“, erzählt er. „Die Menschen in diesen Berufen haben eine ganz nüchterne Art ohne falsche Ideale. Und man lernt in diesen Jobs wirklich, mit seinen Kräften zu haushalten.“

Dorfkirche bietet kulturell anspruchsvolles Programm

Als er dann im Juli 1996 im Alter von 34 Jahren seine erste Pfarrstelle im Lutherhaus antrat, traf er auf eine lebendige Gemeinde, der er so herzlich wie möglich begegnen wollte. „Ein offenes Pfarrhaus zu führen, das war mein Prinzip.“

Doch es dauerte nicht lang, da rollten die ersten echten Probleme auf den jungen Pfarrer zu. Vor allem die Zukunft des Kindergartens war nach dem Abriss der Baracken auf dem heutigen Parkplatz lange ungewiss. „Plötzlich wusste niemand mehr, wohin mit den 50 Kindern“, so Pfläging. „Das war eine harte Zeit, ein unglaublicher Kampf.“ Gemeinsam mit Jugendreferentin Ute Clevers wurde schließlich die Lösung gefunden: Als „Starke Mäuse“ sitzt die Kindertagesstätte schon lange an der Kemnader Straße.

Während die Dorfkirche als weiterer Teil der evangelischen Gemeinde ein kulturell anspruchsvolles Programm bietet, wurde das Lutherhaus unter Pflägings Leitung ein lebendiger Ort vor allem für Jugendliche. Hier entstand das „Luthers“, eine kleine Disco. Hier wurden schräge Krippenspiele veranstaltet, ein Jugendaustausch nach Island organisiert oder der Konfirmandenunterricht völlig neu erfunden. Mittendrin: Ortwin Pfläging, ein Pfarrer zum Pferde stehlen. Er wird vielen fehlen.

Pfarrstelle wird neu ausgeschrieben

Wer wird Pfarrer Pfläging folgen? Ende dieser Woche, so Kirchmeister Wolfgang Horneck, soll die Stelle in Absprache mit dem Landeskirchenamt neu ausgeschrieben werden.

„Wir gehen davon aus, dass es weiter eine Vollzeitstelle sein wird“, sagt Horneck. In etwa zwei Monaten soll der Nachfolger dann feststehen.