Bochum. . Preisträgerkonzert findet erstmals im großen Saal des Musikforums statt. Da tritt mancher ziemlich ehrfürchtig vors beeindruckende Auditorium.
„Nanu, fällt das heute aus?“ Etwas verdutzt steht die ältere Dame vor dem Musikforum und schaut durchs Fenster in den kleinen Saal, der leer ist. Doch das Preisträgerkonzert von „Jugend musiziert“ ist an diesem Sonntagvormittag keinesfalls abgeblasen worden, im Gegenteil: Es wurde befördert.
Denn wegen des großen Publikumsandrangs wurde das Konzert kurzfristig verlegt. Zum ersten Mal überhaupt spielt der Nachwuchs im großen, klangvollen Saal des Anneliese-Brost-Musiforums. Also genau dort, wo sonst das Orchester wirbelt und internationale Gaststars mit Rosen bedacht werden.
Vorbei die Zeiten, in denen bei solchen Anlässen das Forum des Kunstmuseums zur Konzertbühne wurde. Auch der kleine Saal des Musikforums platzte beim Debütkonzert im letzten Frühjahr förmlich aus allen Nähten.
Eine riesige Ehre für jeden der knapp 40 Beteiligten. Entsprechend unruhig rutschen viele der Musiker im Alter zwischen 6 und 18 Jahren kurz vor ihren großen Auftritten auf den Stühlen hin und her. „Vor solch einem beeindruckenden Auditorium zu spielen, da kann man schon etwas nervös werden“, lächelt Norbert Koop, der als kommissarischer Leiter der Musikschule durch den Vormittag führt.
Nächste Station: Wuppertal
Dabei braucht sich niemand der Musiker vor lauter Ehrfurcht zu verstecken, denn jeder einzelne auf der Bühne hat bereits eine Menge geleistet. Anfang Februar traten die jungen Talente beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ an, der in der Musikschule Herne stattfand. „Die Qualität der Beiträge war so hoch, dass alle Teilnehmer einen Preis gewannen“, sagt Koop. Für 16 von ihnen geht die Reise jetzt weiter: zum Landeswettbewerb nach Wuppertal.
Bei dem über zweistündigen Programm zeigt der Nachwuchs, warum sich die vielen Mühen des unendlichen Übens doch irgendwie ausbezahlen. Wohl auch wegen der beeindruckenden Kulisse geht es auf der Bühne relativ ernst zu. Quatsch-Auftritte im Piraten-Outfit, wie im letzten Jahr zu sehen, sucht man vergebens. Stattdessen steht filigranes Spiel im Mittelpunkt: Wie Jacob Niggemeyer seiner Mandoline zarte Töne entlockt, verdient viel Beifall. Dass gerade die leisen Instrumente wie Mandoline und Gitarre auch in den oberen Reihen gut zu hören sind, zeigt erneut, was für eine feine Akustik dieser Saal hat.
Meisterhaftes Spiel auf der Tuba
Victor Lehmkühler spielt bereits meisterhaft auf der Tuba, obwohl er selber kaum größer ist als sein Instrument, das er zur Erheiterung des Publikums schwer auf die Bühne schleppt. Louisa Harouchi (Violine) und Christian Teichwart (Klavier) glänzen als Duo, während Jördis Overlöper aus ihrer Blockflöte auch schräge Töne zaubert.
„Was hier geleistet wird, zeigt, wie ernst die Förderung in der Musikschule genommen wird“, sagt Bürgermeisterin Gabriela Schäfer (SPD). Neben den Urkunden gibt es auch Sonderpreise u.a. von der Sparkasse, den BoSy und dem Freundeskreis der Musikschule.
>>> „Jugend musiziert“ besteht seit 1964
Der Wettbewerb „Jugend musiziert“ für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre besteht seit 1964 und ist das renommierteste Musikförderprojekt Deutschlands. In diesem Jahr nahmen bundesweit 20 000 junge Musiker teil.
Vom Regionalwettbewerb in den Musikschulen vor Ort geht es für die Sieger weiter zum Landeswettbewerb. Wer sich auch dort durchsetzt, wird zum Bundeswettbewerb eingeladen, der im Mai in Lübeck stattfindet.