Bochum-Stiepel. . Naturschützer, Knappen und Heimatforscher möchten das nun ungenutzte Gebäude am Wasserkraftwerk Stiepel für Ausstellungen und Vorträge nutzen
Seit die Trinkwasserproduktion an der Ruhr in Stiepel eingestellt wurde, wird das ehemalige Schleusenwärterhäuschen als Bürogebäude nicht mehr benötigt. Aktuell steht es leer. Doch vielleicht nicht mehr lange. Zahlreiche Vereine und Verbände würden das Gebäude an der Brockhauser Straße 151c (gegenüber vom Wasserkraftwerk) künftig gerne nutzen.
Interesse bekundet haben der Naturschutzbund, der BUND, der Arbeitskreis Umweltschutz, die Knappenvereine Schlägel & Eisen Stiepel/Dorf und Glück-Auf Werne, der Stiepeler Verein für Heimatforschung, der Förderverein bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier und die Biologische Station. Die genannten Vereine wollen das Gebäude gleichberechtigt nutzen, um die verschiedensten Themen zu Naturschutz, Heimatbindung und Industriekultur den Bürgern nahe zu bringen. Schwerpunkte sollen das zukünftig entstehende Naturschutzgebiet „Ruhraue Stiepel“ sowie die ehemalige Schleusen- und Wassergewinnungsanlage sein.
Aber: noch viele Fragen ungeklärt
Vorstellbar sind in erster Linie Ausstellungen und Vorträge der einzelnen Vereine und Verbände. Im Hinblick auf die Lage an der Ruhr, in unmittelbarer Nähe zum Bergbauwanderweg Süd und zum Ruhrtalradweg, sei es „naheliegend und wünschenswert, das Haus aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für eine nichtkommerzielle Nutzung als historisches und naturschutzbezogenes Informationszentrum zu gewinnen“, heißt es in einer offiziellen Interessensbekundung, die an die Stadt Bochum geschickt wurde.
Die Stadtverwaltung ist jedoch nicht der entscheidende Gesprächspartner, wie Pressesprecher Peter van Dyk mitteilt. „Auf die künftige Nutzung des Gebäudes haben wir nicht so richtig Einfluss, da es sich im Besitz der Stadtwerke befindet.“ Aktueller Stand der Dinge sei, „dass der Naturschutzbeirat einer beantragten Umnutzung zu Wohnzwecken widersprochen hat, während eine gewerbliche Nutzung von unserer Unteren Denkmalschutzbehörde abgelehnt wird. Theoretisch könnte nun der Umweltausschuss eine dieser Nutzungsformen noch bejahen, dann ginge der Vorgang zur Bezirksregierung, die innerhalb von vier Wochen entscheiden müsste.“
Bis 1990 von Ehepaar zur Miete bewohnt
Das Schleusenwärterhäuschen verfügt über 105 Quadratmeter Wohnfläche und 2600 Quadratmeter Grundfläche.
Vor dem Erwerb im Jahr 1988 und der Umnutzung durch die Wasserbeschaffung Mittlere Ruhr befand sich das Objekt im Eigentum des Landes NRW und wurde von einem Ehepaar bis in das Jahr 1990 zur Miete bewohnt.
Die Stadtwerke geben sich derzeit noch bewusst zugeknöpft. Sprecher Kai Krischnak widerspricht allerdings entschieden den Gerüchten, das Schleusenwärterhäuschen werde bereits auf dem privaten Immobilienmarkt angeboten. „Das ist zwar eine Option, aber es ist noch längst keine Entscheidung getroffen“, so Krischnak.
Die Wasserbeschaffung Mittlere Ruhr, eine Tochtergesellschaft von Stadtwerken und Gelsenwasser, der das Gebäude gehört, befinde „sich derzeit in Gesprächen mit der Stadt Bochum und verschiedenen Trägern öffentlicher Belange, um die zukünftige Nutzung des Hauses abzustimmen“. Dabei sei insbesondere zu klären, „ob z.B. eine Nutzung als Wohngebäude oder eine gewerbliche Nutzung in Frage kommen“.
Aus Sicht der Vereine und Verbände muss zudem die zentrale Frage geklärt werden, ob es gelingen kann, ein gemeinsames und tragfähiges Nutzungskonzept zu erarbeiten. Immerhin freuen sich die Stadtwerke über das Interesse. Kai Krischnak: „Gut, dass die Vereine sich kümmern.“