Bochum-Stiepel. . Plan sieht vor, Ruhrtal-Touristen durch die frühere Wasserschutzzone in Stiepel zu führen. Obwohl der Bereich ein Naturschutzgebiet werden soll.

  • RVR will bestehenden asphaltieren Betriebsweg des früheren Wasserwerkes nutzen
  • Neue Route würde aber mitten durch Grünzug führen, der vielen Tierarten Schutz bietet
  • Naturschützer plädieren daher für den Ausbau des aktuellen Radweges

Es ist das reinste Idyll: Die Ruhr fließt gemächlich vor sich hin, zwei Schwäne lassen sich auf ihr treiben. Von weitem nähern sich von der Gaststätte „Zur alten Fähre“ ein paar Hunde mit ihren Frauchen, die auf dem Kopfsteinpflaster des Leinpfades Gassi gehen. Es ist still, herrlich still. Doch mit der Ruhe dürfte es bald vorbei sein, fürchten Naturschützer. Nämlich dann, wenn die Bezirksregierung Arnsberg dem Plan des Regionalverbandes Ruhr (RVR) zustimmt.

!online! bochum stiepel ruhrtalradweg
!online! bochum stiepel ruhrtalradweg

Dieser sieht vor, den Ruhrtal-Radweg genau an dieser Stelle vorbei über den Betriebsweg des früheren Wasserwerkes bis zur Schleuse umzuleiten, von wo es dann hoch zur Brockhauser Straße geht.

„Mit wenig Aufwand zu machen“

Dieser alte Betriebsweg des Wasserwerks könnte zum Radweg werden.
Dieser alte Betriebsweg des Wasserwerks könnte zum Radweg werden. © Gero Helm

„Mitten durch eine der wenigen zusammenhängenden Auenflächen an der Ruhr“, schüttelt Heidi Hopkins, die Vorsitzende des Landschaftsbeirats, den Kopf. Zusammen mit Ingo Franke und Myrna Kock vom Arbeitskreis Umweltschutz Bochum (AKU) sowie Sophia Rißler vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sie sich für dieses Fleckchen nördlich der Ruhr ein. „Weil es so wichtig ist“.

Unstrittig ist, dass der Ruhrtal-Radweg zwischen Kosterbrücke und Oveney am Kemnader See überarbeitet werden muss. Bis zu 150 000 Radfahrer nutzen ihn laut RVR pro Jahr. Und speziell die Ecke hinter der Gaststätte „Zur alte Fähre“ ist wegen der Enge und der vielen Kurve dem zunehmenden Radverkehr nicht gewachsen.

Die im übrigen kostengünstigere Idee, dort Hand anzulegen, hat der RVR jedoch verworfen. Dafür will man die Radfahrer lieber über den Betriebsweg des früheren Wasserwerks führen, der durch das inzwischen ehemalige Wasserschutzgebiet führt. „Der ist ausreichend breit und asphaltiert und hat keine Kurven“, erklärt Heinrich Jolk vom RVR. „Das wäre mit wenig Aufwand zu machen.“ Natürlich würde der Weg „landschaftsverträglich eingezäunt, um die Natur zu schützen“, so Jolk.

1,1 Million Euro, zu 80 Prozent gefördert

Der Regionalverband Ruhr (RVR) plant, an der Schleuse in Stiepel einen kulturhistorischen Info-Punkt zu schaffen. „Um auf die Besonderheit dieses Ortes hinzuweisen“, erklärt Heinrich Jolk vom RVR.

Die Kosten für Wegeausbau, Freizeit-. Erholungs- und Informationseinrichtungen sowie für Ausgleich und Ersatz schätzt der RVR auf 1,1 Million Euro. 80 Prozent sollen aus dem Regionalen Wirtschaftsprogramm mit Bundes- und Landesmitteln finanziert werden. Der Bewilligungszeitraum dafür endet mit Jahresfrist. Daher ist Eile geboten.

Der Förderantrag soll dann im Februar 2017 gestellt werden. Wenn denn Arnsberg zustimmt.

Für die Naturschützer ein Schritt in die falsche Richtung. Der Radweg durchschneide diesen Grünzug, der speziell für viele Vogelarten eine Schutzzone sei, sagt Sophia Rißler vom BUND. „Die Natur muss hier ungestört sein“, fordert Ingo Franke vom AKU, für den der geplante Radweg ein schlechter Witz ist.

Denn schon bald soll die Ruhraue in Stiepel ja – wie mehrfach berichtet – zum Naturschutzgebiet erhoben werden. Der Pflege- und Entwicklungsplan dazu ist in Arbeit. „Das Ganze dauert aber bestimmt noch zwei, drei Jahre“, sagt Heidi Hopkins, die fürchtet, dass der geplante Radweg bis dahin schon längst Realität ist.

Auch interessant

Ein weiterer Punkt, der aus Sicht der Naturschützer klar gegen den Radweg-Plan spricht: „Laut EU-Wasserrahmenrichtlinien muss die Qualität der Ruhr und ihres Umfeldes besser werden“, gibt Ingo Franke zu bedenken. „Ein Radweg würde sie aber verschlechtern.“

Hopkins, Franke & Co. sprechen sich ganz klar für einen Ausbau des bestehenden Radweges aus. „Dafür würden wir sogar das nötige Fällen von sechs Kopfweiden in Kauf nehmen“, sagt Heidi Hopkins. Und das will was heißen . . .