Für 2,6 Millionen Euro haben Stadtwerke und Gelsenwasser das alte Gebäude an der Ruhr in Stiepel modernisiert. Dort wird nun Ökostrom produziert.
In Bochum hat am Montag ein neues Kapitel der Stromerzeugung begonnen. Mit einem symbolischen Druck auf einen großen roten Knopf wurden vier Generatoren zur regenerativen Stromerzeugung in Betrieb genommen. Die ehemalige Trinkwassergewinnungsanlage, die die Stadt 105 Jahre lang versorgte, ist jetzt eine reine Stromfabrik, ein reines Wasserkraftwerk.
„Wir engagieren uns schon seit Jahren im Bereich der regenerativen Energie“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Thiel. Wenn in einigen Monaten die Erweiterung eines Windparkes vor Borkum fertig wird, soll rein rechnerisch jeder zweite Bochumer mit Ökostrom beliefert werden können.
Die Zeit für diesen Umbau vom Trinkwasserwerk in ein Wasserkraftwerk betrug wie geplant nur acht Monate. Statt bisher zwei sind nun vier der vorhandenen Kaplanturbinen, die vom Triebwasser der Ruhr angetrieben werden, mit Generatoren ausgestattet: die zwei älteren wurden modernisiert, die anderen beiden sind komplett neu. Außerdem wurden die Rechenreinigungsanlage vor dem Triebwasserkanal erneuert, ein neuer Transformator installiert und Anlagenteile für die alte Trinkwasserförderung zurückgebaut.
Neue Fischaufstiegsanlage
Der Bauherr, die „Wasserbeschaffung und Energieerzeugung Mittlere Ruhr GmbH“ (WMR), eine Tochter der Stadtwerke und der Gelsenwasser AG, hat für den Umbau rund 2,6 Millionen Euro in die Hand genommen. Frank Thiel: „Die WMR plant am Standort Stiepel in Zukunft statt bisher 3,6 jährlich rund 5,4 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Ökostrom aus Wasserkraft zu erzeugen.“ Damit könnten umgerechnet mindestens 2000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden. Gelsenwasser-Vorstand Dr. Dirk Waider: „Der jetzt realisierte Ausbau stellt sowohl wirtschaftlich als auch technisch die beste Lösung dar.“
Ökostrom aus Stiepel fließt ins allgemeine Netz
Der Stiepeler Ökostrom wird in das allgemeine deutsche Stromnetz eingespeist und nach dem „Erneuerbaren-Energie-Gesetz“ vergütet.
Wer voll auf konventionelle Energieträger verzichten will, kann bei den Stadtwerken für einen Euro mehr im Monat den Ökostrom zu seinem laufenden Stromvertrag hinzubuchen.
Und es gibt noch eine weitere Neuheit am ehemaligen Wasserwerk Stiepel. Parallel zum Umbau wurde für weitere 1,2 Millionen Euro auch eine neue Fischaufstiegsanlage errichtet. Das war eine Auflage der Bezirksregierung Arnsberg, denn das Werk steht mitten in einem Naturschutzgebiet.
Der Fischpass besteht aus 27 Becken mit 13 Zentimetern Höhenunterschied. Insgesamt müssen die Fische, die flussaufwärts wandern, eine Höhe von 3,60 Meter überwinden. Vor allem die dort lebenden karpfenartigen Barben sollen davon profitieren. Sonst könnten sie nur bei Hochwasser flussaufwärts kommen.
Die Wassergewinnung in Stiepel war Ende 2015 eingestellt worden. Bochum erhält jetzt Trinkwasser aus Werken in Witten und Essen.