Bochum. . Das Wasserwerk Stiepel ist am Dienstag abgeschaltet worden. 105 Jahre lang war es in Betrieb. Wehmut machte sich breit in der Belegschaft.
Nach 105 Jahren hat am Dienstag das Wasserwerk Stiepel den Betrieb eingestellt. „Um 10.42 Uhr haben wir das Wasserwerk abgeschaltet“, sagte Betriebsingenieur Björn Wölfel der WAZ. „Damit ist der letzte Tropfen hier rausgekommen. Wehmut ist im Gebäude unter den Mitarbeitern zu spüren.“
Im Laufe des Dienstagnachmittags flossen die letzten Tropfen Trinkwasser, die auf Bochumer Gebiet gewonnen worden sind, durch das Rohrnetz der Stadt. Das 1910 eröffnete Wasserwerk an der Brockhauser Straße 149a, direkt an der Ruhr, produziert jetzt kein Trinkwasser mehr. Pro Jahr waren dort 14 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gewonnen worden. Das Werk hätte aufgrund verschärfter Gesetzesvorgaben für die Mindestqualität nachgerüstet werden müssen. Das hätte 20 Millionen Euro gekostet – zu viel für die Betreiber, die Stadtwerke und Gelsenwasser. Also bauten sie in den vorigen Monaten eine neue Leitung durchs Lottental zum Wasserwerk Witten-Heven, das die Gesetzesauflagen bereits erfüllt. Von dort wird jetzt die Menge, die nicht mehr aus Stiepel kommt, zu zwei Dritteln ersetzt. Das dritte Drittel kommt vom Wasserwerk Essen-Horst. Beide Werke hatten Bochum auch vorher beliefert – zusätzlich zum Wasser aus Stiepel und mit fast gleicher Qualität.
Künftig nur noch Stromgewinnung
Das Trinkwasser in Stiepel wurde nicht direkt aus der Ruhr entnommen, sondern aus dem viel sauberen Grundwasser, das beim Sickern durch den „Ruhrschotter“ im Uferbereich vorgereinigt wurde. An beiden Ufern gab es dazu 74 Brunnen. Im Werk wurde weiter gefiltert.
Um das Wasserwerk abzuschalten, wurden die vier Turbinen für die Wassergewinnung heruntergefahren und nachher die motorbetriebene Werksausgangsklappe geschlossen. Das geschah per Knopfdruck.
In dem Gebäude werden bald die vier für das Trinkwasser zuständigen Turbinen zurückgebaut, zwei weitere für die Stromgewinnung zuständige Turbinen hingegen werden ab Herbst 2016 leistungsfähiger ausgebaut. Bisher haben sie bis zu 800 Megawattstunden Strom produziert. Künftig werden es 3500 sein. Eine Zeit lang war sogar von 6000 Megawattstunden die Rede. Dieser Plan wurde aber geändert.
1,6 Millionen Euro Umbaukosten.
Mit den 3500 Megawattstunden können rund 1000 Haushalte pro Jahr versorgt werden. Die Umbaukosten betragen 1,6 Millionen Euro. Hinzu kommen 1,2 Millionen Euro für eine Fischaufstiegsanlage direkt am Werk. Ende 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Sieben Mitarbeiter arbeiten im Werk Stiepel. Drei bleiben dort, vier wechseln in andere Wasserwerke.