Bochum. . Was bietet größtmöglichen Schutz vor Einbrechern? Ein Kripo-Hauptkommissar nahm bei der WAZ-Familie Kuriewicz einen Sicherheits-Check vor.

Es ist über vier Jahre her. Doch der Schock sitzt bis heute tief. 2013, damals noch an der Laerholzstraße, wurde bei den Kuriewicz’ eingebrochen. „Unbemerkt, kurz nach 22 Uhr, während wir im Bett lagen. Das Schlimmste: Die Diebe waren sogar in den Zimmern der Kinder“, sagt Mutter Susan und schüttelt sich. Das soll der WAZ-Familie nicht noch einmal widerfahren. Ein Kripo-Beamter trat zum Sicherheits-Check an.

Olaf Rauscher kennt das Gefühl der Ohnmacht, Angst, Verzweiflung. „Jeder Einbruch ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Gerade Frauen sind traumatisiert. Manche schmeißen die komplette Wäsche weg, in der die Diebe gewühlt haben. Andere müssen sogar umziehen“, weiß der Hauptkommissar aus etlichen Einsätzen.

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Was tun, um Einbrecher so wirksam wie möglich fernzuhalten? Der 56-Jährige zitiert eine Weisheit: Gelegenheit macht Diebe. Tatsächlich seien die meisten Beutezüge nicht von langer Hand geplant. Die Täter suchen und finden vielmehr das auf Kipp stehende Fenster („was für jede Versicherung ein offenes Fenster ist“), die achtlos zugeschlagene Wohnungstür, die altersschwache Terrassentür. „Können sie dann noch sicher sein, dass niemand daheim ist, reicht oft ein Schraubendreher. Schwupp, sind sie drin“, sagt Rauscher. Umso wichtiger sei es, die eigenen vier Wände zu schützen.

Experte stellt gutes Zeugnis aus

Lebt die WAZ-Familie sicher? Der erfahrene Ermittler begibt sich auf die Suche – und stellt Susan und Hannes Kuriewicz ein gutes Zeugnis aus. Die Haustür ist mit einem zusätzlichen Schloss ausgerüstet. „Gut so“: Auch wenn die Eltern wissen, dass beizeiten eine neue Tür fällig ist. Die sollte mit der Widerstandsklasse RC2 gekennzeichnet sein, betont Olaf Rauscher. Ist zwar teurer, aber unbedingt anzuraten. Das gelte auch für alle anderen Anschaffungen rund um die Gefahrenabwehr im Haus.

Susan Kuriewicz schaut aufmerksam zu, als Olaf Rauscher die Terrassentür inspiziert: „der Schwachpunkt in den allermeisten Wohnungen“.
Susan Kuriewicz schaut aufmerksam zu, als Olaf Rauscher die Terrassentür inspiziert: „der Schwachpunkt in den allermeisten Wohnungen“.

Ab in den Keller. Gerade Einfamilienhäuser werden bei Einbrüchen fast immer von hinten heimgesucht. Auch hier haben die Kuriewicz’ vorgesorgt. Ein schwerer Bolzen sichert die Kellertür. „Dürfte halten“, glaubt Rauscher. Ein neuralgischer Punkt seien häufig auch die Kellerfenster. Die sind bei den Kuriewicz’ vergittert, wie auch andere Möglichkeiten, ins Haus zu gelangen. Klar: Die Metallstangen bieten keine totale Sicherheit. Rauscher: „Es dürfte aber kaum einen Täter geben, der sie mühsam durchsägt oder mit der Flex bearbeitet. Dafür haben die es viel zu eilig.“

„Lassen sie die Arbeiten dabei immer von einem Fachbetrieb ausführen“

Noch ein profunder Blick auf die Terrassentür, für die die Polizei in allen Haushalten ein Stangenriegelschloss empfiehlt: Und die WAZ-Familie weiß Bescheid, wo sie noch nachbessern kann. „Lassen sie die Arbeiten dabei immer von einem Fachbetrieb ausführen“, gibt der Kripo-Mann auf den Weg. Das sei keine Werbung für die boomende Sicherheitsbranche, sondern der Erfahrung geschuldet, dass Do-it-yourself-Heimwerker mitunter an der Technik scheitern.

Die Kuriewicz’ werden den Hinweis beherzigen. Allzu schlimm sind gerade bei Susan die Erinnerungen an den Einbruch 2013. Nicht nur wegen der gestohlenen Laptops mit den Familienfotos und der Uhr, die sie ihrem Mann kurz zuvor geschenkt hatte. „Bis heute schrecke ich nachts beim kleinsten Geräusch auf“, sagt sie. Hannes muss dann „gucken gehen“.

Passiert ist seither zum Glück nichts. Denn die Kuriewicz’ haben einen vielleicht entscheidenden Vorteil: „In unserer Familie ist fast immer jemand zu Hause.“

Polizist: Alarmanlagen sind Geldverschwendung

Eine Erkenntnis des Hauptkommissars überrascht. „Alarmanlagen sind rausgeschmissenes Geld“, sagt Olaf Rauscher (56) beim Sicherheitscheck in der WAZ-Familie. Denn erstens: Die meisten Geräte seien derart anfällig für Fehlalarme, dass sie auf Dauer niemand mehr ernst nimmt. „Und zweitens: Den Einbrechern bleiben immer noch drei, vier Minuten bis zur Flucht. Die reichen ihnen aus. Ein Alarm schreckt sie nicht ab.“

Für effizienter hält Olaf Rauscher seine weiteren Hinweise:

  • „Täter bevorzugen leere Wohnungen. Täuschen Sie Anwesenheit vor, wenn Sie außer Haus sind. Dafür reichen eine Zeitschaltuhr für eine kleine LED-Lampe oder TV-Simulatoren, die es im Discounter schon für 10 bis 15 Euro gibt.
  • Lassen Sie Rollläden oder Jalousien tagsüber nicht herunter. Das ist geradezu eine Einladung an Einbrecher. Denn die treiben vor allem am Tag ihr Unwesen. Das gilt besonders auch für den Urlaub.
  • Die Fenster bei Abwesenheit nicht auf Kipp gestellt lassen. Schließen Sie auch die Wohnungstür immer hinter sich ab. Wie oft habe ich von Opfern gehört: ,Ich war doch nur kurz einkaufen...’
  • Für den Garten ist ein Bewegungsmelder sinnvoll. Aber mit einem Kleintierschutz. Sonst geht das Licht bei jedem Vogel an.
  • Größter Schwachpunkt in Wohnungen ist fast immer die Terrassentür. Für 500 Euro inklusive Montage sollte ein Stangenriegelschloss eingebaut werden.
  • Achten Sie bei allen Sicherungen auf das Siegel RC2. Das empfehlen auch wir von der Polizei.“

Beratung und Ausstellung

Die Zahl der Einbrüche in Bochum ist rückläufig. 2016 meldete die Polizei 1283 Delikte – 526 weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 10,3 Prozent. Wer sich schützen will, kann unter Tel. 0234/ 909 40 40 einen Beratungstermin vereinbaren. Im Polizeipräsidium an der Uhlandstraße gibt es zudem eine Ausstellung (mit Anmeldung).