Bochum/Witten. Große Herausforderung für das Turnzentrum Bochum: Es richtet im Sommer die Turn-Weltmeisterschaften für Sportler mit Down-Syndrom aus.

Das Turnzentrum Bochum-Witten freut sich auf ein sportliches und gesellschaftliches Großereignis. Im Sommer werden an der Harpener Heide die Turn-Weltmeisterschaften für Sportler mit Down-Syndrom ausgerichtet. „Wir erwarten bis zu 100 Teilnehmer aus aller Welt“, sagt Stützpunktleiter Dietrich Spiegel.

Viele Disziplinen

Auf weltweit fünf Millionen (rund 50 000 in Deutschland) wird die Zahl der Menschen geschätzt, die mit der Chromosomenstörung Trisomie 21 geboren werden. Wie nicht nur liebenswert und lebensfroh, sondern auch leistungsfähig die „Downies“ (wie sie sich selbst nennen) sind, beweisen die WM-Turniere des Weltverbandes „Sports Union for Athletes with Down Syndrome“. Schwimmen, Leichtathletik, Tischtennis, Fußball und Skifahren zählen zu den angestammten Disziplinen. Seit 2012 gehört das Turnen dazu. Zum Auftakt in England, 2014 und 2016 in Italien.

„Eine Herausforderung, der wir uns stellen“

700 Sportler trainieren an der Harpener Heide

Das Turnzentrum in der städtischen Sporthalle an der Harpener Heide hat 230 Mitglieder. Auch weitere Vereine trainieren in dem NRW-Leistungszentrum. „Wöchentlich sind es insgesamt rund 700 Sportler“, berichtet der 1. Vorsitzende Dietrich Spiegel.

Bei der WM gehen sowohl Junioren als auch junge Erwachsene in allen gängigen Disziplinen an den Start. Die Kosten tragen sie selbst oder ihre Sportverbände.

Das Turnzentrum bietet bei der WM 250 Zuschauern Platz.

Vom 6. bis 8. Juli gehen die Athleten in Harpen an den Start. „Der englische Verbandsvorsitzende Trevor Low ist ein langjähriger Freund von mir. Er war mehrfach bei uns zu Besuch“, schildert Dietrich Spiegel (70). Mr. Low bot an, die WM 2018 im Turnzentrum zu veranstalten. „Eine Herausforderung, der wir uns sehr gerne stellen“, so Spiegel.

Erste Anmeldungen liegen vor

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schnell wurde klar: Der Verein muss manche Klimmzüge bewältigen. Zwar liegen inzwischen die ersten Anmeldungen vor. „30 Athleten haben zugesagt, u.a. aus Australien, Südafrika und der Türkei. Wir hoffen bis März auf 100 Sportler“, berichtet André Wulf vom Organisationskomitee. Zwar haben das Land (mit einer 10 000-Euro-Förderung), die Stadt und Bogestra ihre Unterstützung zugesagt. Zwar halten die Jugendherberge im Bermuda-Dreieck und das Mercure-Hotel Zimmer-Kontingente frei.

Suche nach Sponsoren

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Noch Schwung indes benötigt die Suche nach Sponsoren, um den Etat von 160 000 Euro zu decken. „Die ersten Gespräche verliefen wenig erfreulich“, bedauert Spiegel. Der sportliche Stellenwert und die mediale Resonanz erscheinen potenziellen Geldgebern offenbar zu gering. Sogar beim Deutschen Turnerbund sei das Interesse wenig ausgeprägt. „Dort verweist man auf den Behindertenverband.“

Turnier soll auch große Party sein

Für das Turnzentrum steht allen Widrigkeiten zum Trotz fest: „Wir ziehen das durch!“ Zur Freude der Down-Syndrom-Athleten, die auf dem Boden, am Seitpferd, an Ringen, Reck und Barren, die Mädels auch am Stufenbarren und bei der Rhythmischen Sportgymnastik ihr Können zeigen wollen – und „dabei ganz sicher auch eine große Party feiern“, ergänzt Dietrich Spiegel.