Mitte. Förderverein „Kunst Behinderter Bochum“ wird 25 Jahre alt und stellt eine Auswahl von Arbeiten in den Claudius-Höfen aus.

Mal abstrakt in einem wahren Farbrausch, mal figürlich oder auch sehr anschaulich, so wirken die 29 Bilder, die der Förderverein „Kunst Behinderter Bochum“ (KuBo) zu seiner Ausstellung anlässlich des 25. Vereinsjubiläums zusammengetragen hat.

Die passende Ausstellungsfläche bot der Verein „Kunst und Kultur in den Claudius-Höfen“ (Kukuc) an, der in dem integrativen Wohn- und Arbeitsprojekt zwischen Düppel- und Universitätsstraße (nahe Hauptbahnhof) sein Zuhause hat. In den Wohneinheiten leben Behinderte mit Nichtbehinderten zusammen. „Darunter sind mit Hannah van Eyk und Lotte Ruppel zwei der Ausstellerinnen“, erklärt Kukuc-Vorsitzender Klaus Wengst.

Alle Künstler stehen mitten im Alltag

Schon beim Eintritt in den Claudiussaal fällt auf: Viele der Bilder beschreiben die Lebenswelt der 23 Künstlerinnen und Künstler. Sie stehen auch mitten im Alltag. So setzt sich Thorben Keßenich in einem Doppelporträt mit Angela Merkel und Barack Obama auseinander. Die beiden mächtigen Staatslenker erhalten durchaus liebenswürdige Züge.

Zwei Gemälde des Künstlers Tobias Jessberger werden auf der Ausstellung des Förderverein Kunst Behinderter Bochum e.V. im Claudius-Saal in Bochum ausgestellt.
Zwei Gemälde des Künstlers Tobias Jessberger werden auf der Ausstellung des Förderverein Kunst Behinderter Bochum e.V. im Claudius-Saal in Bochum ausgestellt. © Dietmar Wäsche

Frauke Patzke malt wiederum „Syrische Flüchtlingskinder“, wie sie im Bochumer Westend spielen. Dort hat KuBo an der Antonius-straße sein Atelier. „Vier unserer Künstler wirkten in diesem Sommer bei einem Projekt des Stadtumbaubüros mit, das das Zusammenleben von Flüchtlingen und Stadtteilbewohnern thematisierte“, erklärt dazu Ralf Schulze, Vorsitzender von KuBo.

Michaela Heister findet die Stadtgeschichte spannend. Sie malte den Kuhhirten samt Hund. Kräftige Farben in pink und blau bevorzugt Hausbewohnerin Hannah van Eyk bei „Kunstwerk I“. „Das springt sofort ins Auge“, schmunzelt Wengst bei der Begrüßung. Zu Lotte Ruppel erklärt er: „Sie meint, sie würde gerne ein Mal ein Bild verkaufen.“

Unter den 40 Gästen sind auch Tobias Jessberger und seine Mutter Hedwig. Als er seine künstlerischen Ausdrucksfähigkeit im Jahr 1986 entdeckte, hatte das zur Folge, dass der junge Mann mit Down-Syndrom eine künstlerische Förderung erhielt. Die Bilder sind seitdem quasi sein Sprachrohr.

Junge Leute zum Malen motivieren

1992 gründete sich der Verein, um eine langfristige Unterstützung der künstlerisch begabten Männer und Frauen in heute zwei Malgruppen zu gewährleisten. KuBo-Vorsitzender Schulze: „Mit dieser Ausstellung starten wir unser Jubiläumsjahr.“ Zur Arbeit erklärte Anleiter Dirk Wenke: „Meine Aufgabe besteht vor allem darin, die neun Leute in meiner Gruppe zum Malen zu motivieren oder ihnen neue Techniken beizubringen.“

Zwei Vereine eint dasselbe Ziel

Zwei Vereine, ein Ziel: die Integration von behinderten Menschen in die Gesellschaft. Der Verein „Kunst und Kultur in den Claudius-Höfen“ unterstützt mit Theater, Musik, Malerei und Literatur die Inklusion. Am bekanntesten ist die Gruppe „Claudius-Theater“. Kontakt: 0234/352537.

Der Förderverein „Kunst Behinderter Bochum“ unterstützt das künstlerische Schaffen behinderter Menschen. Dazu zählen Workshops und Ausstellungen. Kontakt: 0171/8513700.