Bochum. Immer öfter werden Büroarbeitsplätze nicht nur nach Kriterien wie Funktionalität und Kosten ausgestattet. Die Branche profitiert davon.

Arbeitest Du noch oder lebst Du schon? Die Abwandlung der Werbebotschaft eines schwedischen Möbelhauses ist gar nicht so abwegig. Denn es gibt einen neuen Trend: Büroarbeitsplätze sollen nicht nur funktional sein, sondern auch so etwas wie Wohlfühlatmosphäre vermitteln.

Gesundheitsschonende Büromöbel

„Bei vielen Unternehmen hat es schon klick gemacht“, weiß Thomas Diekhöfer (51), Mitinhaber des Planungs- und Einrichtungsbüros Ruhrprojekt. Seit 15 Jahren sind er und sein Kompagnon Thomas Romberg am Markt. Ein Markt, der gerade einen markanten Wandel erlebt.

Immer öfter beschäftigen sich Unternehmen bei der Ausstattung ihrer Arbeitsplätze nicht nur mit Funktionen, Kosten und gesundheitsschonenden Merkmalen von Möbeln, sondern machen sich auch Gedanken über Design, Kommunikation und Arbeitsumgebung.

Kriterium bei der Stellenauswahl

„Gegenüber Süddeutschland hängt das Ruhrgebiet noch hinterher“, sagt Thomas Diekhöfer. Aber auch hier gebe es längst Unternehmen, die ihre Büros nicht mehr ausschließlich nach den üblichen Kriterien ausstatten. Auch in Bochum.

So sieht es aus in der Bibliothek des Goethe-Instituts Kairo. Realisiert wurde die Gestaltung von der Bochumer Firma „Ruhrprojekt“. 
So sieht es aus in der Bibliothek des Goethe-Instituts Kairo. Realisiert wurde die Gestaltung von der Bochumer Firma „Ruhrprojekt“.  © Ruhrprojekt

Ein ansprechender Arbeitsplatz ist, davon sind Innenarchitekten bestimmt ebenso überzeugt wie Gewerkschafter, nicht nur leistungsfördernd. Er ist heutzutage auch ein Kriterium bei der Stellenauswahl. Wer gute Arbeitskräfte anlocken möchte, der muss ihnen neben Perspektive, ordentlicher Bezahlung und einem guten Betriebsklima möglichst auch ein ansprechendes Arbeitsumfeld bieten. 08/15 war gestern.

Ganzheitlicher Ansatz ist wichtig

Vor allem erfolgreiche Start-up-Unternehmen, aber auch große Konzerne wie etwa derzeit der Wohnungsriese Vonovia in seiner künftigen Zentrale, legen größten Wert darauf, ihren Mitarbeitern eine ansprechende Arbeitsumgebung zu schaffen. „Und davon profitiert die Branche“, so der Ruhrprojekt-Geschäftsführer.

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Aber er sagt auch: „Wer seine Produkte verkaufen will und keinen ganzheitlichen Ansatz hat, der wird es schwer haben.“

Showroom an der Ferdinandstraße

Diekhöfer selbst, der einst eine kaufmännische Lehre beim früheren Bochumer Büromöbelhersteller Fleischmann absolviert hat und sich allmählich zum Design- und Ausstattungsexperte entwickelte, hat seine Kompetenz bereits oft dokumentiert – in Bochum, in NRW, in Deutschland und darüber hinaus.

So hat Ruhrprojekt etwa das Neue Gymnasium eingerichtet, hat die Einrichtungen für das Technische Rathaus Herne geliefert, hat Rahmenverträge mit der Stadt Dortmund, der TU Dortmund und der Bezirksregierung Düsseldorf abgeschlossen und unlängst das „Conference Center“ des Flughafens Düsseldorf mit 600 unterschiedlichen Sitzmöbel ausgestattet. Und manchmal geht es sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ruhrprojekt hat 2015 das neue Goethe-Institut in Kairo eingerichtet.

Große Glasfassade ist ein Glücksfall

Das alles geht von Bochum aus – von einer ganz markanten Stelle. Seit neun Jahren hat die Firma einen Showroom an der Ferdinandstraße. „Als wir in der Schalterhalle begannen, hätte ich nie gedacht, dass sich unsere Geschäftskontakte mal bis Kairo entwickeln“, sagt Diekhöfer. Einen „Glücksfall“ nennt er die ehemalige Paket-Schalterhalle der Post mit ihrer großen Glasfassade. „Hier werden wir ganz anders wahrgenommen.“