Bochum. Die Dezember-Arbeitslosenquote ist die niedrigste seit 2007. Die Zahl der Stellen wächst, Herausforderung bleibt die Aus- und Weiterbildung.
Die Bilanz der Agentur für Arbeit für das Jahr 2017 fällt positiv aus. Es gibt in Bochum mehr Beschäftigung, weniger Arbeitslose und erste erfreuliche Ergebnisse bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.
Dennoch bleiben, so Agentur-Chefin Regina Schmalhorst, einige Herausforderungen.
Arbeitslosigkeit
Im Durchschnitt 499 Arbeitslose weniger verzeichnet Bochum im Laufe des Jahres, nämlich 18 392 Personen; im Dezember waren es sogar nur 17 252 Frauen und Männer (9,1 Prozent). Zum vierten Mal in Folge ist die Arbeitslosenquote zum Jahresende gesunken.
Ein großer Teil der Jobsuchenden ist länger als ein Jahr arbeitslos (7772). Auffällig ist, dass fast 52 Prozent aller Arbeitslosen keine Ausbildung hat und lediglich Arbeiten auf Helfer-Niveau ausüben kann. Genau diese Stellen aber werden immer weniger.
Tabelle: Jobsuchende
Jahr | Arbeitslosigkeit | Unterbeschäftigung |
2013 | 19 114 | 24 005 |
2014 | 18 837 | 23 805 |
2015 | 18 556 | 23 644 |
2016 | 18 891 | 24 873 |
2017 | 18 392 | 25 386 |
Quelle: | Arbeitsagentur |
Unterbeschäftigung
Jobs suchen nicht nur die in der Statistik als Arbeitslose geführten Frauen und Männer. Noch größer als deren Zahl ist die Unterbeschäftigung in der Stadt (25 386). Sie hat im Jahresdurchschnitt um mehr als 500 Personen zugenommen.
Unter dem Begriff „Unterbeschäftigung“ werden nicht nur die registrierten Arbeitslosen erfasst, sondern auch Personen, die an einer Maßnahme der Arbeitsförderung teilnehmen.
Stellen
Gesundheitswesen (13 133 Stellen), Einzelhandel (11 447), Verwaltung (10 482), Erziehung und Unterricht (10 193) sind die Branchen mit den meisten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Längst habe sich die „ehemalige Arbeiterstadt“ Bochum zur „Stadt der Dienstleistung“ entwickelt.
Insgesamt wurden 2017 knapp 14 500 neue Stellen geschaffen, 1934 mehr als 2016. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 3999 deutlich höher als Ende 2016 (3147) und bietet vor allem Stellen in den Bereichen Gesundheit, Logistik, Handel und Verwaltung. „Das ist erfreulich“, so Agentur-Chefin Schmalhorst, „aber natürlich lange nicht genug.“
Tabelle: Beschäftigte 2016
Anforderungsniveau | prozentualer Anteil | absolute Zahl |
Helfer | 15,2 % | 20 403 |
Fachkraft | 58,1 % | 6 696 |
Spezialist | 11,1 % | 14 247 |
Experte | 13,7 % | 18 570 |
ohne Angabe | 0,1 % | 147 |
gesamt | 100,0 % | 130 063 |
Quelle: | Arbeitsagentur |
Jugendarbeitslosigkeit
Leicht zurückgegangen gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahre im Jahr 2017; nämlich von 1662 auf 1606. Forcieren ließe sich diese Entwicklung aber noch, wenn die Wirtschaft mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen würde, so Agentur-Chefin Schmalhorst. Unternehmen sollten zumindest für den eigenen Bedarf ausbilden. Dieser Bedarf lässt sich quantifizieren.
Allein bis 2022 erreichen 6800 Menschen mit einer dualen Berufsausbildung in Bochum und Herne die Altersgrenze. „Schon jetzt wird es immer schwieriger, offene Stellen wieder neu zu besetzen“, so Schmalhorst. Benötigte die Agentur 2016 dafür noch im Durchschnitt 86 Tage, waren es im Vorjahr bereits 93 Tage.
Flüchtlinge
450 Geflüchtete haben im Vorjahr einen festen Arbeitsplatz gefunden. „Das ist eine gute Zahl“, so Schmalhorst. Mit Sprachkursen und vor allem mit dem Qualifizierungszentrum für Zugewanderte (Quaz) in Langendreer, der früheren Opel-Ausbildungswerkstatt, gebe es gute Instrumente, um Ausländer – 5401 waren im Durchschnitt 2017 ohne Arbeit, 80 Prozent von ihnen verfügten über keine berufliche Qualifikation – an den Arbeitsmarkt heranzuführen.
Mit drei Millionen Euro jährlich sind die Arbeitsagenturen und Jobcenter der Träger Bochum, Herne und Ennepe-Ruhr die Quaz-Hauptfinanziers. Laut einer Statistik können die Hälfte aller Geflüchteten innerhalb von fünf Jahren in den Arbeitsmarkt integriert werden. „Das halte ich für realistisch“, so Schmalhorst.
Qualifikation
15 Millionen Euro stellt allein die Arbeitsagentur in diesem Jahr wieder für Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung, etwa 25 Millionen Euro stehen dem Jobcenter dafür zur Verfügung. Mit diesen Mitteln sollen nicht zuletzt Langzeitarbeitslose fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden.
Für einen Teil von ihnen wäre nach Einschätzung der Agentur aber Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder ähnliches im Rahmen eines sozialen Arbeitsmarkts nötig, um sie wieder an das Berufsleben heranzuführen. Der Kontakt zur Wirtschaftsförderung und zu Betrieben, gerade zu solchen, die sich neu in Bochum niederlassen, gewährleiste eine zielgerichtete Fortbildung.
Ausblick
Im Januar erwartet die Agentur zwar saisonbedingt wieder einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. „Insgesamt aber wird sich die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fortsetzen“, so Schmalhorst.