Bochum. . Wo einst Eisen gegossen wurde, soll nun Raum für die Nachbarschaft entstehen. Die Montag-Stiftung will das alte Fabrikgebäude aufbereiten.

„Alles, was du dir vorstellen kannst, ist real“, steht in großen, grünen Lettern im Treppenhaus der alten Eisenhütte Heintzmann in der Stühmeyerstraße. Das Zitat von Pablo Picasso deutet auf den Wandel hin, der den Überresten der einst großen Fabrik bevorsteht.

Wo sich heute Bodo e.V. und die Suppenküche um die Belange von obdachlosen Menschen kümmern, soll bald ein Begegnungsort für die Nachbarschaft rund um den Imbuschplatz in unmittelbarer Nähe der Innenstadt entstehen.

Ungenutzte Räume für gemeinnützige Projekte

Der treibende Motor hinter dieser Entwicklung ist die Montag-Stiftung Urbane Räume. Die Bonner Stiftungsgruppe hat sich darauf spezialisiert, ungenutzte Immobilien in benachteiligten Stadtteilen gemeinnützigen Nachbarschaftsinitiativen zur Verfügung zu stellen. Niedrige Mieten erlauben kleinen Vereinen, im Stadtteil Fuß zu fassen und jegliche Einnahmeüberschüsse fließen zurück in wohltätige Projekte, so ist die Idee.

Ein Transparent mit der Aufschrift
Ein Transparent mit der Aufschrift "Pionierhaus" markiert den Eingang zur Nachbarschaftsversammlung in der ehemaligen Bochumer Eisenhütte an der Stühmeyerstraße. © Olaf Ziegler

Was das Viertel und seine Einwohner jedoch brauchen, wissen diese selbst am besten. Deshalb lud die Montag-Stiftung zu einem Workshop mit interessierten Nachbarn ein. „Wir wollen nicht nur Ideen sammeln, sondern auch Menschen finden, die sich für diese engagieren wollen“, sagt Henry Beierlorzer, Vorstand der Montag-Stiftung.

Durch persönliche Netzwerke und Kontakte wurde seine Stiftung auf das alte Gebäude in Bochum aufmerksam. Die Stadt sei von der Idee gleich überzeugt gewesen. „Uns geht es nicht um den letzten Euro“, betont Markus Bradtke, Stadtbaurat der Stadt Bochum. „Wir wollen die Innenstadt zuträglicher gestalten. Menschen sollen darin leben, wohnen und arbeiten.“

Ein Teilbereich wird aufwändig renoviert

Dass die Stadt als Eigentümerin des auffälligen Fabrikgebäudes einen großen Teil davon hat sieben Jahre lang ungenutzt stehenlassen, sieht Bradtke der Planungssicherheit geschuldet, die eine Stadt braucht. Die Einsicht, dass die Stadt die Räumlichkeiten nicht selbst nutzen mag, habe eben gedauert.

Sobald die Stiftung das Erbbaurecht für die Immobilie erhält, will sie einen Teil des Gebäudes nutzbar machen. Einer aufwändigen Renovierung wird hingegen nur ein Teilbereich unterzogen, in dem womöglich eine sechs Meter hohe Halle entstehen wird. Ab dem Sommer 2018 sollen erste Nutzer einziehen können.

„Alles braucht seine Zeit, aber wir fühlen uns bei der Montag-Stiftung gut aufgehoben“, sagt Martin Krämer vom Verein „Botopia“, welcher alternative Räume schaffen will. Krämer ist einer der Ehrenamtlichen, die sich im Viertel engagieren wollen und ist gespannt, wie diese neue Art der Stadtgestaltung aussehen kann.

>>> INFO: Gutachten über Bausubstanz in Auftrag gegeben


Die Montag-Stiftung ist nach ihrem Stifter Carl Richard Montag benannt. Der 88-Jährige war erfolgreicher Immobilienhändler, bis er sein Vermögen wohltätig einsetzen wollte.

Die Stiftung hat bereits diverse Gutachten über den Zustand des Gebäudes und das Quartier in Auftrag gegeben, die vorgestellt wurden.

Das Gebäude war in den 1980er Jahren besetzt und wurde geräumt. Später dienten seine Räume dem Jugendamt. Seit sieben Jahren stand der obere Teil leer.