Bochum. . Abrisskritiker sehen Chancen für Erhalt von Musikschule und Gesundheitsamt. Spannende Projekte an der Stühmeyerstraße und in Stahlhausen.

Weite Teile der westlichen Innenstadt verändern in den nächsten Jahren ihr Gesicht. So werden große Gebäudekomplexe wie das alte Justizzentrum und das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) abgerissen. Kritiker fürchten einen Kahlschlag, der auch vor aus ihrer Sicht erhaltenswerten Gebäuden wie der Musikschule und dem Gesundheitsamt am Westring nicht Halt macht.

„Es wäre schade um beide Gebäude“, sagt Architekt Vincent Forster und erinnert an den Abriss der Stadtbadgalerie vor fast 20 Jahren. Bochum sollte seine identitätsstiftenden Gebäude erhalten, mahnen auch andere Kritiker und erinnern daran, dass die Stadt nur wenig vorzeigbare Architektur habe.

Nun haben die am Westring gelegenen Gebäude aus den 1950er Jahren, die – so Architekt Forster – von „filigranem Maßstab“ und von „unglaublicher Qualität“ sind, vielleicht doch eine Zukunft. „Anders als beim BVZ können wir uns für sie durchaus eine Folgenutzung vorstellen“, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke und verweist auf die Möglichkeit, dass Konzepte im Rahmen eines Bestgebotsverfahrens entwickelt werden könnten. Allerdings: „Ich persönliche glaube, dass es schwer wird, für die Gebäude einen guten Weg zu ebnen“, so Bradtke.

Ehemalige Eisengießerei

Vincenter Forster sieht das anders. Er kann sich dort eine Mischung aus Wohnungen und Räumen für Freiberufler vorstellen. „Etwa so wie bei dem Projekt an der Stühmeyerstraße.“

Aus dem wenige hundert Meter weiter gelegenen Backsteingebäude, der ehemaligen Heintzmann-Eisengießerei, die mittlerweile im Besitz der Stadt ist, soll nach Plänen der Montag-Stiftung ein Stadtteilzentrum mit einem Mix aus Wohnraum, Büro- und Gewerbeflächen und vor allem mit gemeinwohlorientierten Impulsen entstehen. „Jeder, der dort einzieht, würde nicht nur Miete bezahlen, sondern sich auch zum Engagement für das Quartier verpflichten“, erklärte Henry Beierlorzer, Geschäftsführer der „Urbanen Nachbarschaft Samtweberei“ in Krefeld, bei einer Info-Veranstaltung der Initiative Bochum im Dialog (Bolog). Das Pionierhaus samt Halle und Wohnfläche aus Krefeld könnte eine Blaupause für das Industriegebäude in der Bochumer Innenstadt sein, das eine wechselvolle Geschichte hat und vor 35 Jahren das Zentrum der Hausbesetzerszene war.

© Klaus Pollkläsener

Stadtbaurat Markus Bradtke kann sich eine Entwicklung wie in der Samtweberei Krefeld durchaus vorstellen und blickte gespannt auf das Wochenende, an dem bei einem Werkstattgespräch unter anderem ausgelotet werden sollte, wie groß das Interesse von Bürgern an einer solchen Initiative sein könnte. Bradtke: „In der Bezirksvertretung haben wir die Überlegungen schon vorgetragen. Und dort wurden sie fraktionsübergreifend durchaus begrüßt.“ Gibt es genügend Interessenten, sei der Abschluss eines langfristigen Vertrags mit der Stiftung möglich.

Wohnungen auf einem Bunker

Vincent Forster sieht sich bestätigt: „Nur weil etwas alt ist, muss es doch nicht dem Neuen weichen“, argumentiert er. Damit steht er in Bochum nicht alleine da. Unweit der Innenstadt gibt es ein weiteres gutes Beispiel für eine Stadtteilentwicklung, die Altes und Neues verbindet. Bauunternehmer Rüdiger Echterhoff baut an der Baarestraße in Stahlhausen einen Weltkriegsbunker um, den er vor gut zehn Jahren erworben hat. Auf der „Westtribüne“, so der neue Name des Gebäudes, sollen im nächsten Jahr zehn Mietwohnungen und zwei Büroeinheiten entstehen.