Bochum. . Die rot-grüne Koalition in Bochum hat am Donnerstag den Abriss des BVZ beschlossen. Damit ist der Weg frei für die Neuordnung der Innenstadt.
Das 1980 eröffnete Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) wird abgerissen. SPD und Grüne besiegelten dies am Donnerstag im Rat der Stadt – gegen die Stimmen aller anderen Politiker. Die Koalition sieht ihren Beschluss als entscheidenden Impuls für die Entwicklung der Innenstadt im Rathaus-Umfeld und entlang der Viktoriastraße bis zum Husemannplatz.
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Die Folgen sind in der Tat gravierend: Stadtbücherei und Volkshochschule sollen im Telekomblock gegenüber dem Rathaus untergebracht werden. Bislang gehört dieser dem Kaufmann Andor Baltz, der bereits signalisiert hat, die Immobilie an die Stadt zu verkaufen, „wenn eine nachhaltige Entwicklung für die Innenstadt“ garantiert sei. In den Telekomblock eingebunden werden soll zudem eine Markthalle, wie sie sich viele Bürger wünschen.
Stadt wird Großmieter im Viktoria-Quartier
Die darüber hinaus benötigten Büros aus dem BVZ sollen im Viktoria-Karree angemietet werden, das auf dem Gelände der Justiz, die zum Ostring umgezogen ist, entstehen soll. Die Rede ist von bis zu 15 000 Quadratmetern.
Investor HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft) garantiere im Gegenzug die gewünschte Gebäudehöhe für das Einzelhandels- und Dienstleistungsquartier mit 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche , in das auch ein Hotel integriert wird, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke.
Auch das Gesundheitsamt wird abgerissen
Zum Beschluss vom Donnerstag gehört außerdem der Abriss von Musikschule, Gesundheitsamt, der Turnhalle am Westring und des Gebäudes am Willy-Brandt-Platz 8. Am Willy-Brandt-Platz 8 soll ein städtischer Neubau entstehen, auf der Fläche des BVZ, direkt am Appolonia-Pfaus-Park, sollen Wohnungen gebaut werden.
Die Kosten für die gesamte Umstrukturierung in der westlichen Innenstadt werden mit 101 Millionen Euro angegeben. Eingerechnet ist dabei der Verkauf von 13 000 Quadratmetern städtischen Bodens.
Hitzige Debatte dauert 135 Minuten
Zwei Stunden und 15 Minuten lieferten sich Koalition und Opposition eine hitzige Debatte im Rat. Chancenlos war ein kurzfristig eingegangener Antrag von CDU, FDP, Stadtgestaltern und UWG, die Entscheidung bis April 2018 zu verschieben. SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens: „Eine Vertagung wäre fatal, alle warten doch auf den Startschuss.“ Werde der Investor vergrault, blicke man möglicherweise jahrelang auf Bauzäune.
Die gleichen Sorgen quälen die Opposition. CDU und andere befürchten Klagen gegen das Investoren-Auswahlverfahren, weil die Stadt als Beteiligte nun ein wichtiger Mieter im Viktoria-Quartier werden will. Linke und Soziale Liste kritisierten den „Ausverkauf städtischen Eigentums“ und den Abriss gleich mehrerer „stadtbildprägender Gebäude“.