Weitmar. . Schmutz, Lärm, ständiger Lkw-Verkehr: Anwohner der Holtbrügge in Weitmar beklagen unzumutbare Zustände. Immerhin besteht Hoffnung auf Besserung.
Die Stimmung bei den Anwohnern an der Holtbrügge 41 bis 45 in Weitmar ist im Keller. Für die 21 Parteien, die in den vier Vivawest-Häusern zur Miete wohnen, kommt es aber auch knüppeldick. Wohin die Menschen dort auch schauen – es herrscht Hochbetrieb. Direkt nebenan im Neubaugebiet „Mark’scher Bogen“ (ehemals Bahnhof Weitmar), wo 67 Einfamilienhäuser und 21 Eigentumswohnungen entstehen, hinten raus, wo die Stadt die Brücke erneuert, und vorne raus – von dort werden die beiden Baustellen beliefert.
Seit 22 Monaten sind die Anwohner Baulärm, verdreckten Straßen und ständigem Lkw-Verkehr ausgesetzt – und mittlerweile mit den Nerven ziemlich am Ende. „Gestern sind hier 40, 50 Lastwagen rein- und wieder rausgefahren“, schildert Jutta Klüner beim Ortstermin mit der WAZ. „Man kommt gar nicht mehr zur Ruhe, das macht aggressiv“, sagt Nadine Wagner. Auch nachts kämen Lkw, würde laut geschrien, klagt sie.
Sorge um Sicherheit der Kinder
Janina Bilgin sorgt sich um ihr Kind, dem auf dem Schulweg diverse Brummis entgegenkommen. Ihr Partner Sebastian Rauhöft hat deshalb eigens ein Schild entworfen. Mit dem Appell „Fahr vorsichtig! Es könnte auch Dein Kind sein“. Dennoch werde zu schnell gefahren, findet Bilgin.
Die kalte Jahresphase haben die „Holtbrügger“ regelrecht herbeigesehnt. „Der Staub im Sommer geht richtig auf die Atemwege“, sagt Nadine Wagner. Dafür sind jetzt die Hausflure ständig verdreckt. „Jeden Tag habe ich geputzt“, erzählt Gisela Nebe. „Jetzt nicht mehr.“ Hinzu kommt: Der Rasen vor den Häusern ist ramponiert und wird teils als Parkplatz genutzt, weil für die Baustraße Stellflächen wegfielen.
Der Frust an der Holtbrügge ist groß. Doch es besteht Hoffnung auf Besserung. In Sachen Dreck hat die Firma Adams die Straßenreinigung auf zweimal pro Woche verdoppelt. Die Verschmutzung werde ohnehin weniger, wenn im rechten Bogen des Neubaugebietes der Straßenausbau fertig sei, sagt Stefanie Adams. Dies soll bis Weihnachten geschehen. Der linke Bogen werde im Januar begonnen. „Im April wollen wir mit dem ganzen Projekt fertig sein“, sagt sie. „Dann sollen alle eingezogen sein.“ Bei Beschwerden über zu schnell fahrende Lkw rät sie, das Nummernschild zu notieren und sich im Baustellencontainer zu melden.
Brücken-Baustelle bis Jahresende abgeschlossen
Die Geschwindigkeit zu kontrollieren, sei aufgrund der kurzen Straßen leider nicht möglich, teilt Peter van Dyk vom Presseamt der Stadt mit. Sollte die Straßenreinigung nicht besser werden, könne die Stadt durchaus eingreifen, die verantwortliche Firma ansprechen „und ein bisschen Motivationshilfe geben.“ Positives hat van Dyk zur Brücken-Baustelle zu verkünden. Bis Jahresende soll sie abgeschlossen sein. Danach beginnt der Anschluss des Springorum-Radweges an den Mark’schen Bogen.
Vivawest zeigt zwar grundsätzlich Verständnis für den Ärger ihrer Mieter, sieht aber keinen Handlungsbedarf. Lärm-Messungen des Umweltamtes hätten ergeben, dass „hier die Grenzwerte für Neubaugebiete nicht überschritten“ werden. Dementsprechend gehöre „die mit den Baumaßnahmen auf Nachbargrundstücken oder kommunalen Baustellen im Wohnumfeld verbundenen temporären Lärmemissionen zu den alltäglichen Beeinträchtigungen“, die die Mieter zu dulden hätten.
>>> Ersatzpflanzungen starten noch dieses Jahr
Auf ausstehende Ersatzpflanzungen für das Neubaugebiet Mark’scher Bogen weist die Bürgerinitiative Bahnhof Weitmar hin. Die Bebauung konnte zwar nicht verhindert werden, doch die Aktivisten um Jürgen Dassow schauen weiterhin genau hin. Und so monieren sie jetzt, dass mit den Kompensationspflanzungen an der Ettersheide für die am ehemaligen Bahnhof Weitmar gefällten Bäume noch immer nicht begonnen wurde. Dies hätte laut Bebauungsplan bis Ende Oktober geschehen müssen, so der Vorwurf an die Stadt.
„Wir hätten uns selbst gewünscht, alles schneller zu schaffen“, räumt Stadtsprecher Thomas Sprenger ein. Die Verzögerung erklärt er mit fehlendem Personal. Die Aufforstung werde auf jeden Fall noch in diesem Jahr stattfinden, versichert Sprenger. „Zumindest begonnen. Ob wir sie in 2017 noch beenden können, ist derzeit offen.“