Bochum. . In den Kammerspielen zeigt Regisseurin Lisa Nielebock gewaltiges Drama in rekordverdächtigen 105 Minuten. Premiere am Samstag.
- Zum ersten Mal wird am Schauspielhaus eine der ältesten antiken Tragödien überhaupt gespielt
- Lisa Nielebock nimmt sich der zeitlos aktuellen Familientragödie in den Kammerspielen an
- Nach dem Ausfall von Jana Schulz wurde ihre Rolle innerhalb des Ensembles aufgeteilt
Eigentlich ist das schwer zu glauben. Zum ersten Mal in fast 100 Jahren Bochumer Theatergeschichte wird am Schauspielhaus eine der ältesten antiken Tragödien überhaupt gespielt: „Die Orestie“ des Aischylos.
Regisseurin Lisa Nielebock, deren „Hiob“ zuletzt ein großer Erfolg war, nimmt sich der zeitlos aktuellen Familientragödie in den Kammerspielen an.
Regisseurin will nur den Kern erzählen
Schon vor der Premiere sorgt sie mit einer Ankündigung für eine ziemliche Überraschung: Denn ihre „Orestie“ wird keine mehrstündige Unternehmung werden, sondern gerät mit 105 Minuten ohne Pause denkbar kurz. „Es war nicht unser Ansatz, die Geschichte dermaßen in die Breite zu ziehen“, meint sie. „Wir wollen den Kern erzählen.“ Dabei sei jedoch „nichts Wesentliches“ ausgelassen worden, ergänzt der Dramaturg Sascha Kölzow: „Obwohl wir echt viel gestrichen haben.“ Ob das stimmt, lässt sich bei der Premiere am Samstag (18.) überprüfen.
„Die Orestie“, im Jahr 458 vor unserer Zeitrechnung in Athen uraufgeführt, zählt zu den bedeutendsten Dramen der Weltliteratur und findet gerade in jüngster Zeit an den Theatern wieder viel Beachtung. Aufführung gibt es aktuell in Hamburg, Berlin und Düsseldorf.
Lisa Nielebock lässt das Drama in ihrer Einrichtung von sieben Darstellern spielen, die auch die Rolle des Chors übernehmen. Darunter sind versierte Kräfte wie Therese Dörr, Marco Massafra, Anke Zillich und Werner Wölbern, dessen Auftritt im „Kampf des Negers und der Hunde“ so schnell nicht vergessen werden wird.
Weil Jana Schulz ihre Teilnahme an der Inszenierung krankheitsbedingt absagen musste, wurde ihr Part innerhalb des Ensembles aufgeteilt. Einen Teil übernimmt Anna Hofmann – und Altstar Heiner Stadelmann rückt nach: „Er ist eine große Bereicherung für uns.“
Großer Stoff auf kleinem Raum
Gemeinsam mit Intendant Olaf Kröck hat Nielebock lange überlegt, wie sie dieses riesige Werk, die einzige erhaltene Trilogie der Antike, auf die Bühne bringen soll. „Wir haben uns dafür entschieden, diesen großen Stoff eben nicht im großen Haus, sondern auf kleinem Raum und mit kleinem Ensemble zu erzählen“, meint sie. So könne man die Zuschauer direkter ansprechen: „Das ist eine Geschichte, die bis heute gilt und noch immer aufrüttelt“, sagt sie. „Dafür braucht es keine riesigen Bilder.“
Aischylos erzählt in seinem Werk von blutiger Rache und Vergeltung und lässt am Ende doch einen friedlichen Weg für die Menschheit aufscheinen – einen Weg in Richtung Demokratie. Die Regisseurin ist begeistert: „Das Stück ist visionär.“
>>>>>Premiere am Samstag in den Kammerspielen
Lisa Nielebock (*1978) war eine der großen Regie-Entdeckungen während der Intendanz von Elmar Goerden am Schauspielhaus. Seit 2014 ist sie Professorin für Regie an der Folkwang Universität der Künste.
„Die Orestie“ feiert am Samstag (18.) um 19.30 Uhr Premiere in den Kammerspielen. Wieder am 24./29. November.