Bochum. . Jana Schulz, gefeierte Aktrice am Schauspielhaus Bochum, wird mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet. Er gilt als bedeutender Theaterpreis.
- Die Schauspielerin ist seit 2010 ständiger Gast am Schauspielhaus und Trägerin des Bochumer Theaterpreises 2014
- In Bochum überzeugte sie als „Kriemhild“ in Hebbels „Die Nibelungen“ ebenso wie als „Menuchim“ in Roths „Hiob“
- Jana Schulz steht für eine radikale Rollenaneignung, die immer das Menschliche hinter ihren Bühnenfiguren sucht
Jana Schulz erhält den Gertrud-Eysoldt-Ring. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert und gilt als einer der wichtigsten deutschen Bühnenpreise. Schulz, die 1977 in Bielefeld geboren wurde, ist seit sechs Jahren ständiger Gast am Schauspielhaus und hat sich mit ihrer durchschlagenen Darstellungskraft viele Freunde gemacht; 2014 wurde sie mit dem Bochumer Theaterpreis geehrt.
„Jana Schulz sprengt in den vielen weiblichen und männlichen Hauptrollen die Grenzen jedes gendergebundenen Spiels“, heißt es in der Begründung der Eysoldt-Jury. Wohl wahr! Das war erst in der jüngsten Produktion wieder zu erleben, in der Schulz eine zentrale Rolle spielte: In Jan Klatas Dostojewski-Adaption von „Verbrechen und Strafe“ spielt Schulz den Mörder Raskolnikow als fiebrigen Borderliner und presst aus der Rolle einen Mehrwert, der Wahnsinn & Genie jederzeit das Wasser reichen kann.
Feinnerviges Agieren
Radikale Darstellungskunst ist das Merkmal der androgyn wirkenden Schauspielerin, die privat eher zurückhaltend ist. Auf der Bühne aber verwandelt sie sich, ihre Figuren und auch das Publikum. Man denke an ihre „Kriemhild“ in Hebbels „Die Nibelungen“; hier war sie Rachefurie und trauernde, liebende Witwe zugleich, wobei die Grenzen fließend schienen. Das ließ keinen unberührt. Ganz groß auch ihre Gestaltung der „Rose Bernd“ in Hauptmanns Drama um den Fall einer jungen Bauerstochter. Die naive Kindlichkeit der Figur, die von aller Welt ausgenutzt wird, rückte Schulz durch ihr feinnerviges Agieren in Richtung eines Ewigkeitsspektakels, in dem das Leiden kein Ende nimmt.
Bei aller Konsequenz in der Rollenausformung, bei allem kämpferischen Elan und der Leidenschaft, die sie hineinlegt, schimmert bei Jana Schulz immer die eigene Menschlichkeit ihrer Figuren durch. Das sorgt für Gänsehaut-Aufritte: Man denke an die grau(sam)e Verlorenheit ihrer „Käthe“ in Hauptmanns „Einsame Menschen“ oder an die Schlussszene als verlorener, schließlich wiedergefundener Sohn Menuchim in Roths „Hiob“. Jana Schulz erschafft hier Theatermomente von großer Unmittelbarkeit, die man nicht vergessen wird.
Preisverleihung im März 2017
Der Eysoldt-Preis wird Jana Schulz am 18. März 2017 im südhessischen Bensheim verliehen. Er ist nach der Schauspielerin Gertrud Eysoldt (1870-1955) bekannt, die im Ruf steht, die „erste Feministin des deutschen Theaters“ zu sein. Der Preis würdigt seit 1986 die schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne. Er geht auf das Vermächtnis des Theaterkritikers Wilhelm Ringelband zurück, der in Bensheim lebte. Zu den Preisträgern gehören Klaus Maria Brandauer, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Ulrich Mühe und Tobias Moretti.
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Im Schauspielhaus ist Jana Schulz wieder am 20.12., 27.12 und 27.1., jeweils 19 Uhr, wieder in Jan Klatas „Verbrechen und Strafe“ zu erleben. Weiter am 30.12. um 19.30 Uhr in „Hiob“ (Regie Lisa Nielebock) in den Kammerspielen. Tickets & Info unter Telefon 0234/3333-5555.