Bochum. Mit unermüdlichem Willen lernte ein syrischer Bauingenieur (28) Deutsch. Und zwar so gut, dass er jetzt als Bauleiter arbeiten kann.

  • Der Bauingenieur Hani Battikha kam 2015 alleine nach Wattenscheid und lebte sich mit viel Engagement ein
  • Der Flüchtling lernte Deutsch und konnte jetzt sogar einen Arbeitsvertrag als Bauleiter unterschreiben
  • In Syrien hätte er Soldat werden müssen – da flüchtete er nach Deutschland, um nicht zu sterben

Wenn Hani Battikha Anfang Oktober seine Arbeitsstelle als Bauleiter in Dortmund antritt, darf er sehr stolz sein. Nach zwei Jahren in Deutschland hat der junge Mann einen Meilenstein geschafft.

Den unbefristeten Arbeitsvertrag bei der Stricker-Gruppe ergatterte er, weil er alles dafür getan hat, um die Stelle zu bekommen. Er hat faszinierend gut Deutsch gelernt, den hier geltenden Führerschein gemacht und ein Praktikum auf der Abbruchbaustelle von Opel absolviert.

Für Christen ist es in Aleppo gefährlich

Der 28-Jährige ist Sohn einer syrisch-orthodoxen Familie aus der Stadt Idleb nahe Aleppo. Er machte den Bachelor als Bauingenieur und strebte gerade den Master an, als sich die Situation in Aleppo unter der Terrorregentschaft der Dschihadisten immer weiter verschärfte.

„Als christliche Minderheit ist es dort extrem gefährlich. Diese Leute sind keine Syrer und können nicht verstehen, dass Christen und Muslime miteinander zufrieden leben. Ich konnte mein Studium nicht weitermachen, ich hätte zur Armee gemusst und wäre gestorben“, schildert Battikha.

Mit Gold die Reisekosten finanziert

Im August 2015 entschied er fortzugehen. Seine Mutter, eine Lehrerin, versetzte ihr Gold und gab ihm das Geld. Er kaufte einen kleinen Rucksack, recherchierte den Weg und war dann mehr als zwei Wochen unterwegs. Die Flucht führte ihn über viele Stationen per Schiff, Boot, Auto und zu Fuß nach Bremen. „Mein Ziel war es, zuerst die Sprache zu lernen. Ich habe damit im Internet angefangen“, schildert er. Mittlerweile hat er mit Hilfe des Sprachprojekts „Integra“ an der Ruhr-Universität den Sprachlevel C1 erreicht. Das heißt: Er spricht nicht perfekt, aber sehr gut Deutsch.

Nach Ankunft in Wattenscheid traf er auf Eva Riwalski. „Sie ist hier wie eine Mutter für mich. Sowas fehlt einem, man ist alleine, und möchte mit jemandem reden, wenn man traurig ist oder Stress hat“, sagt Battikha. Die engagierte Frau knüpfte für ihn den Kontakt zur katholischen Gemeinde St. Joseph, in der er bis heute im Chor Cantica Nova singt.

Die Mutter in Syrien ist sehr stolz

Sechs Monate fand er Zuflucht bei Pfarrer Klaus Reiermann, bis er eine eigene Wohnung beziehen konnte. Der Pfarrer vermittelte auch das Praktikum bei der Baufirma in Dortmund. „Ich möchte anderen Arabern Mut machen. Wer sich meldet und zeigt, dass er was tun möchte, bekommt ganz bestimmt Hilfe“, ist Battikha überzeugt. Seine Mutter, die in ein christlich geprägtes Dorf in Syrien geflüchtet ist, sei sehr stolz auf ihn, weiß der junge Ingenieur.

>>>> Sprachprojekt „Integra“ an der Ruhr-Uni

  • Mit dem Programm „Integra“ können sich studierfähige Geflüchtete an Unis, Hochschulen und Kollegs auf ein Studium vorbereiten. Damit sollen sie schnell im Hochschulsektor Fuß fassen.

  • „Integra“ gehört zum Maßnahmenpakets des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), für das der Bund bis 2019 insgesamt 100 Millionen Euro bereitstellt.