Ehrenfeld. . Beim Schiedsrichter-Lehrgang des Fußballkreises Bochum rauchen die Köpfe, die Bewerber sitzen über den Prüfungsbögen. Einer von Teutonia Ehrenfeld, der schon bei der praktischen Prüfung durch seine motivierte Art positiv aufgefallen ist, wirkt zwar etwas nervös, doch die 30 Fragen beantwortet er souverän und wird am Ende Lehrgangsbester. Es ist Bashar Muhammed, der vor nicht einmal zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist. Der Fußballer ist ein Vorbild für gelungene Integration, der Sport hat ihm die Türen geöffnet.

Beim Schiedsrichter-Lehrgang des Fußballkreises Bochum rauchen die Köpfe, die Bewerber sitzen über den Prüfungsbögen. Einer von Teutonia Ehrenfeld, der schon bei der praktischen Prüfung durch seine motivierte Art positiv aufgefallen ist, wirkt zwar etwas nervös, doch die 30 Fragen beantwortet er souverän und wird am Ende Lehrgangsbester. Es ist Bashar Muhammed, der vor nicht einmal zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist. Der Fußballer ist ein Vorbild für gelungene Integration, der Sport hat ihm die Türen geöffnet.

In Syrien war Muhammed passionierter Volleyballspieler, das liegt wohl irgendwie in der Familie – sein Vater ist Trainer, sein Bruder war Profi. Doch als der Krieg kam, war in Syrien an Sport nicht mehr zu denken. Der 23-Jährige musste mit drei seiner Geschwister flüchten, seine Eltern und eine Schwester blieben im Heimatdorf in Grepre. „Mein Vater hat 50 Jahre dort gelebt, er wollte nicht fliehen“, erinnert sich Muhammed, der über die Umstände seines Weges nach Deutschland nicht viele Worte verlieren will. Zu schlimm sind die Erinnerungen. „Es war so schwierig für mich, das kann man sich nicht vorstellen.“

Die Sprache im Eiltempo gelernt

Über Bremen und Bad Salzuflen landete Muhammed vor eineinhalb Jahren in Bochum. Eine schnelle Integration stand für ihn an erster Stelle. Dafür lernte er zunächst die Sprache, im Eiltempo, Tag und Nacht. „Das war das wichtigste für mich“, sagt er in heute fast akzentfreiem Deutsch: „Ich fühle mich in Deutschland zu Hause und bin hier glücklich.“ Einen wichtigen Anteil daran hatte der Sport.

Im Übergangsheim hörte Muhammed von der Integrations-Mannschaft bei Teutonia Ehrenfeld, in der Flüchtlinge und Deutsche gemeinsam spielen. Hintergrund ist das Asylbewerberheim, das sich direkt hinter der Platzanlage an der Wohlfahrtstraße befindet. Muhammed schloss sich spontan an: „Ich wollte unbedingt Sport machen. In meiner Nähe gibt es eine kurdische Mannschaft, in der ich viele Freunde habe. Aber ich fand dieses Projekt gut, und die Leute waren sehr nett zu mir. Sie haben mir viel geholfen.“ Dafür nimmt er auch für jedes Training eine Stunde Anfahrt aus Langendreer in Kauf.

Durch den Fußball bei Teutonia Ehrenfeld ist Muhammed endgültig in Deutschland angekommen, auf dem Platz sind alle gleich. Dort hat er auch den Tipp für den Schiedsrichter-Lehrgang bekommen. „Ich fand das interessant und hatte ja Zeit. Das Regelwerk war aber sehr schwierig. Ich habe nicht alles verstanden“, gibt Muhammed zu: „Ich habe oft mit meiner deutschen Freundin gelernt und die Lehrer haben sich viel Mühe gegeben.“ So wie er selbst. Als Lehrgangsbester schloss er die Schiedsrichter-Prüfung ab.

Akribische Vorbereitung

Und so hat Muhammed in der vergangenen Woche sein erstes Spiel gepfiffen, ein Freundschaftsspiel auf C-Jugend-Ebene. Natürlich hat er sich wieder akribisch vorbereitet, die Partie verlief ohne größere Vorkommnisse, auch als Schiedsrichter ist Muhammed schon voll integriert. „Es hat Spaß gemacht, ich will das gerne weiter verfolgen“ Im Leben hat er natürlich noch ganz andere Ziele.

Muhammed hat in Bochum die Aufenthaltsgenehmigung erhalten, wohnt mittlerweile in einer eigenen Wohnung in Langendreer. Nur arbeiten darf er noch nicht, erst, wenn er die finale Sprachprüfung absolviert hat – was bei seinem Ehrgeiz wohl nicht zum Problem wird. Bei all den kleinen Erfolgen, die er in Deutschland schon gefeiert hat, bleibt Muhammed stets bescheiden. Selbst auf die Schulter klopfen will er sich nicht: „Mir wurde viel geholfen.“ Für die Zukunft hat er große Ziele, will Medizin an der Universität studieren. In Syrien hatte er Ingenieurswesen gelernt, heute will er Menschen auf andere Weise helfen. Weil auch ihm in Deutschland immer wieder geholfen wurde.