Vor Schulbeginn schon die neue Schule kennenlernen: Das konnten einige Erstklässler der Köllerholz-Schule. Viele gehen in die Ganztagsbetreuung.

  • Bochumer Grundschulen öffnen bereits drei Tage vor Schulbeginn ihre Türen für Erstklässler
  • Die i-Dötzchen lernen ihre Schulen und Mitschüler in der Regel so schon viel früher kennen
  • Grund dafür ist auch die Entwicklung zur offenen Ganztagsschule

Nur noch zwei Mal schlafen heißt es für die i-Dötzchen, die am Donnerstag eingeschult werden. Für einige kam der erste Schultag aber schon viel früher. Denn viele Grundschulen, wie die Köllerholz-Schule in Dahlhausen, öffnen drei Tage vor Einschulung bereits ihre Pforten für die Schulanfänger.

„Die Schüler lernen so schon einmal ihre Schule kennen“, erklärt Schulleiter Stephan Vielhaber. „Das nimmt auch ein wenig die Aufregung am ersten Schultag“, weiß er. „Die Kinder kennen dann schon ihre Klassenkameraden.“

Am Montag tollen deshalb auch schon viele Schüler der 1c durch den 3000 Quadratmeter großen Schulgarten. Man könnte meinen, dass Marc, Ben, Marie, Karla und Tessa schon einige Jahre die Schulbank gedrückt haben. Doch sie kennen sich erst seit einigen Stunden. „Die Mädchen kenne ich alle schon ganz gut, die Jungs noch nicht so“, sagt die sechsjährige Marie.

Immer mehr Schüler im Ganztag

Grund dafür ist unter anderem das Konzept der „Offenen Ganztagsschule“ (OGS), das 2004 in NRW eingeführt wurde und eine Nachmittagsbetreuung der Schüler vorsieht. Die Betreuungsverträge für das aktuelle Schuljahr laufen bereits seit dem 1. August, weshalb einige der künftigen Erstklässler schon in den ersten drei Ferienwochen das Ganztagsangebot ihrer Schulen wahrnehmen. „60 der 68 Schulanfänger besuchen im neuen Schuljahr bei uns den offenen Ganztag“, weiß Stephan Vielhaber. „80 Prozent nutzen den langen Ganztag. Sie sind dann in der Regel von 7.15 bis 16 Uhr in der Schule.“ Damit haben sie einen ähnlich langen Tag wie Papa und Mama auf der Arbeit.

Ganz schön grün hier: Karla und Ben laufen durch den 3000 Quadratmeter großen Schulgarten der Köllerholz-Schule.
Ganz schön grün hier: Karla und Ben laufen durch den 3000 Quadratmeter großen Schulgarten der Köllerholz-Schule. © Dietmar Wäsche

Die Köllerholz-Schule kann vergleichsweise hohe Betreuungsquoten aufweisen. Möglich ist das, weil die vielfach prämierte Grundschule seit Mitte der 90er-Jahre einen konsequent eigenen Weg geht und ihr Schulprofil „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ immer weiter entwickelt hat. So wurde die Schule bereits 1994 an zwei Wochentagen ganztägig bis 18 Uhr geöffnet, was an das Projekt des Schulgartens gekoppelt war. Davon profitiert heute das Ganztagsangebot, das von 20 Mitarbeitern der Awo getragen wird. Einrad- und Fußball-AG stehen beispielsweise ab 15 Uhr auf dem Plan. „Der offene Ganztag verändert Schule tiefgreifend“, sagt Stephan Vielhaber, „wir achten darauf, dass Vormittagsunterricht und Ganztagsangebot verknüpft werden. Viele Lehrerstunden werden deshalb für den Ganztag geplant.“

Bildung und Erziehung verlagern sich damit weg von den berufstätigen Eltern immer mehr in Richtung Schule. Eine maßgebliche Herausforderung für alle Lehrer.

Ben jedenfalls freut sich auf die Fußball-AG am späten Nachmittag, denn Zeit für den Verein bleibt ihm nicht mehr viel übrig.

>>> Offene Ganztagsschule in Bochum

Die Köllerholz-Schule ist eine von 43 städtischen Grundschulen mit Ganztagsangebot.

Aktuell gibt es über 5000 Betreuungsplätze gegenüber
10 900 Grundschülern. Weniger als die Hälfte geht damit in den Ganztag. Im Schuljahr 07/08 waren es 3700 Plätze bei 12 500 Schülern (Betreuungsquote bei 30 Prozent).