Bochum. Für zehn WAZ-Gewinner öffneten sich die Pforten des Großmarkts Niggemann. Doch nicht alle frischen Spezialitäten mundeten den Besuchern.
- Für zehn WAZ-Gewinner öffneten sich in dieser Woche die Pforten des Großmarktes Niggemann
- Die zweistündige Tour in Hofstede wurde für die Leser zu einer kulinarischen Entdeckungsreise
- Höhepunkt: Die Verkostung von Austern, die manche Besucher zum ersten Mal im Leben probierten
Renate Kampf ist eine Frau vom Fach. In der Metzgerei August Kruse hat sie einst Verkäuferin gelernt. Auch später war sie im Lebensmittelhandwerk tätig. Doch es bedarf der offenen WAZ-Pforten im Großmarkt Niggemann, um der 77-Jährigen ein bis dato unbekanntes Geschmackserlebnis zu bescheren. Renate Kampf schlürft eine Auster. „Zum ersten Mal im Leben.“
Die Seniorin sowie neun weitere WAZ-Leser durften sich in dieser Woche im Schlaraffenland wähnen. Im Rahmen unserer Sommerserie öffneten sich die Pforten des Frischemarktes Niggemann an der Speicherstraße in Hofstede, wo sonst ausschließlich Gastronomen und Fachhändler Zutritt haben. Für die Gewinner ist es ein wahrer Glücksfall: Für keine andere der 13 Pforten-Aktionen in diesem Jahr gab es so viele Bewerbungen.
80 Millionen Euro Jahresumsatz
Für Herwig Niggemann ist der Rundgang Chefsache. Der 72-Jährige nimmt sich zwei Stunden Zeit, um die Leser durch seinen Markt zu führen. 1946 war das Geschäft an gleicher Stelle von seinem Vater Wilhelm gegründet worden.
„Eier, Wild, Geflügel“, prangt auf historischen Fotos. Herwig Niggemann übernahm 1971 – und verbucht mit 230 Mitarbeitern heute einen Jahresumsatz von 80 Millionen Euro.
Käseabteilung führt über 300 Sorten
Wo sich die Müllers und Rosins der Haute cuisine im Revier mit frischer Ware eindecken, dürfen ausnahmsweise die WAZ-Leser auf kulinarische Entdeckungsreise gehen.
Start ist in der Obst- und Gemüseabteilung, in der Teamleiter Rolf Röhrscheidt die Qualitätsunterschiede bei Strauch- und Cherrytomaten („Die liegen voll im Trend“) bei einer Verkostung verdeutlicht. „Mmmmm!“, entfährt es den wohlig mampfenden Mündern. Gleich drei Kostproben stehen in der Käseabteilung bereit, die über 300 Sorten feilbietet.
Vier Millionen Portionen Lachsfilet
Bitterkalt ist es in der Fischabteilung, wo fangfrische Ware aus Nordsee, Atlantik oder Mittelmeer auf Eis in den Nachtstunden den Besitzer wechselt. Jetzt, am Nachmittag, geht’s zwischen Seeteufel, Scholle und Tintenfisch ruhiger zu. Zeit für Abteilungsleiter Gordon Kiene auszurechnen, dass hier jährlich allein vier Millionen Portionen Lachsfilet an Restaurants im Ruhrgebiet verkauft werden.
Das Aha-Erlebnis folgt: die Verkostung von Austern. Nicht alle Leser wagen sich an die Spezialität. „Nicht mein Fall“, winken manche ab. Andere sind neugierig auf die glibberige Masse. So wie Renate Kampf, die schaut, schlürft – und sich unmerklich schüttelt.
Herzhaft greift die Gruppe beim abschließenden Schmaus u.a. mit Bellota-Edelschinken (56 Euro das Kilo) zu. Renate Kampf hat ihre Austern-Premiere inzwischen verdaut. „War spannend“, sagt sie. „Glücksgefühle haben sich bei mir aber nicht eingestellt.“