Bochum. Nach Nachbarschaftsstreitigkeiten wurden Mitglieder einer Familie aus Bochum-Werne sanktioniert. Kläger müssen zahlen, weil sie nicht erschienen.

  • Vier Mitglieder einer Familie aus Bochum-Werne standen wegen massiver Streitereien mit Nachbarn vor Gericht
  • Alle wurden sanktioniert: Sie müssen Geld bezahlen beziehungsweise einen sozialen Trainingskurs absolvieren
  • Es geht um Pistolenschüsse, einen Tritt gegen eine Autotür, übelste Beleidigungen und eine Bedrohung

Dieser Nachbarschaftsstreit in Werne zwischen einer türkischen Familie und zwei deutschen Nachbar-Parteien ist völlig eskaliert. Am Dienstag kam es zum Prozess. Auf der Anklagebank: die türkische Mutter (51) mit Tochter (24) und Söhnen (16, 33).

Die Familie, die einen Imbiss betreibt, fühlt sich ausländerfeindlich provoziert. Laut Anklage beleidigte die Mutter am 2. Februar eine der Nachbar-Familien im Straßenverkehr. Ihre Tochter trat vor die Autotür des Nachbarn. „Ich lass mich nicht als Ausländer beschimpfen, wenn ich hier groß geworden bin“, erklärte die reuige Frau vor Gericht.

„Ich bring euch alle um“

Ihre Brüder sollen noch einen draufgesetzt haben. Vor der Wohnung der Nachbarn soll der 16-Jährige aus einem Auto heraus auf sie mit einer Schreckschusspistole geschossen und ihnen größte Angst eingejagt haben, weil sie nicht wussten, ob die Waffe scharf ist. Der 33-Jährige soll gedroht haben: „Ich bring euch alle um.“ Darauf folgte laut Anklage noch eine sexistische Entgleisung. Beide Brüder bestreiten dies.

Die Nachbarn erschienen zum Prozess nicht. Sie haben Angst und fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. Das Gericht brummte den Zeugen für ihr Fernbleiben 100 Euro Ordnungsgeld auf. Weil sie nicht da waren, konnten sie auch die Schüsse, den Tritt gegen die Autotür und die Pöbeleien nicht bestätigen.

Mit Schreckschusswaffe geschossen

Sanktioniert wurden alle vier Angeklagten aber doch. Mutter und Tochter müssen je 250 Euro an den Weißen Ring zahlen; dann wird ihr Verfahren eingestellt. Der 16-Jährige muss 90 Sozialstunden und ein soziales Training absolvieren, weil er einen weiteren Nachbarn (52) verprügelt und übelst beleidigt hatte.

Sein mehrfach vorbestrafter Bruder (33) wurde zu 1200 Euro Strafe (60 Tagessätze) verurteilt, weil er Silvester mit seiner Schreckschusswaffe in die Luft geballert hatte (kein Waffenschein). Vor Gericht trug er kurze Hose, grinste mehrfach und hantierte während der Verhandlung heimlich unter der Anklagebank äußerst aktiv auf seinem Handy.

Freilich konnte damals auch eine Nachbarin austeilen. Sie kippte Müll in den Imbiss der Angeklagten.