Bochum-Wiemelhausen. . Verwaltung kann sich eine Bebauung an der Baumhofstraße vorstellen. Die Anwohner nicht. Seit Tagen sammeln sie Unterschriften dagegen.

Die Anwohner vom oberen Lottental in Wiemelhausen sind sauer: Ein Teil der Felder vor ihrer Haustür – ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet – soll zu Wohnbauland werden. Zumindest stellt die Stadtverwaltung diese Möglichkeit in Aussicht. Dagegen protestieren einige Bürger jetzt und sammeln fleißig Unterschriften, um im Vorfeld der nächsten Rats-Sitzung (28. September) Druck auszuüben. Rund 1800 haben sie schon zusammen.

Idylle pur: Links und rechts der Baumhofstraße erstrecken sich Felder. Ein Schild weist auf das Landschaftsschutzgebiet hin.
Idylle pur: Links und rechts der Baumhofstraße erstrecken sich Felder. Ein Schild weist auf das Landschaftsschutzgebiet hin. © Dietmar Wäsche

Hintergrund: Die Stadt ist nach wie vor auf der Suche nach möglichen Gewerbegebieten. Diese muss sie dem Regionalverband Ruhr (RVR) für dessen Regionalplan melden, der als Grundlage für die Ausweisung neuer Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieflächen gilt. Für die darin festgelegten Flächen haben die Städte später Planungshoheit. Heißt: Es kann einfacher und zügiger vermarktet werden.

Leerstand und freie Bauplätze in umliegenden Straßen

In der Nachbarschaft der Baumhofstraße wird nun befürchtet, dass vor ihrer Nase wegen der bevorzugten Lage exklusiver Wohnraum zu Lasten der Natur und der Allgemeinheit geschaffen wird. „Das ist das letzte Feld von Wiemelhausen“, sagt Peter Kranhold von der Bürgerinitiative. Er wohnt am Ahornweg. In den Straßen drumherum, sagt er, gebe es einigen Leerstand und freie Bauplätze. Etwa am Platanenweg, am Zedernweg, auch am Charlottenweg. „Warum wird nicht dort zuerst gebaut?“, fragt er.

Bezirksvertreter lehnen Vorschlag ab

Die Bezirksvertretung Süd hat sich in ihrer Sitzung am 25. Oktober 2016 gegen eine Aufnahme der Baumhofstraße in den Regionalplan Ruhr ausgesprochen.

Auch der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde lehnt eine Bebauung des Landschaftsschutzgebietes ab. „Dies trägt zur Verschlechterung der Lebensqualität in Bochum bei und befördert die negativen Auswirkungen des Klimawandels: überhitzte Innenstadt, Sturm, Regengüsse etc.“, heißt es in einem Schreiben der Beiratsvorsitzenden Heidi Hopkins.

Mitstreiterin Regina Espei erinnert an die Bergbauvergangenheit: „Die Zeche Julius hatte den Schacht Anna am Eichenweg in Betrieb. Hier müsste viel verfüllt werden.“ Auch meint sie, dass „das bestehende Kanalsystem für ein Neubaugebiet viel zu klein ist. Es müssten also die Straßen aufgemacht und der Kanal erneuert werden“. Ein weiterer Kritikpunkt: Mit jeder weiteren zugebauten Fläche steige die Gefahr von Überschwemmungen im Lottental – schon jetzt immer wieder ein großes Problem vor Ort. Zudem fragen sich die Protestler, wo der zusätzliche Verkehr herfließen soll. Die Baumhofstraße sei viel zu eng.

Mit ihren Einwänden und ihrem Engagement finden die 22 Aktiven jede Menge Zuspruch. „Auch viele Menschen aus den umliegenden Stadtteilen wie Stiepel, Altenbochum, Weitmar und Querenburg erklären sich mit uns solidarisch und unterstützen uns mit ihrer Unterschrift“, freut sich Claudia Boderius.

Stadt: „Nichts in trockenen Tüchern“

Um dieses Filetstück an der Baumhofstraße kämpfen die Anwohner.
Um dieses Filetstück an der Baumhofstraße kämpfen die Anwohner. © Miriam Fischer

Die Verwaltung bestätigt, dass sie die Fläche an der Baumhofstraße weiterhin positiv bewertet, um sie möglicherweise für den Regionalplan Ruhr zu melden. „Anders als die Halde Hannibal wurde sie vom Rat im Rahmen einer ersten Tranche aber nicht beschlossen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Derzeit werde eine mögliche Aufnahme der Fläche in eine zweite Tranche diskutiert. Welche Gebiete letztlich dann in die Verlosung kommen, entscheidet der Rat in seiner Sitzung am 28. September. Van Dyk: „Noch ist also nichts in trockenen Tüchern“.

Das formale Regionalplanverfahren wird der RVR voraussichtlich Ende diesen/Anfang nächsten Jahres einleiten. Im Anschluss erfolgt eine Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden. An dieser Stelle besteht erstmals die Möglichkeit für Bürger, Bedenken formal in das Verfahren einzubringen.