Ost. . Regionalplan Ruhr: Bezirksvertretung Ost lehnt mögliches Gewerbegebiet am Autobahnkreuz ab. Dieses würde Natur zerstören – und die Tiere vertreiben.
Der Regionalverband Ruhr (RVR) bastelt derzeit am Regionalplan für den Zeitraum bis 2034. Darin wird festgelegt, welchen Raum für Gewerbe und Wohnungsbau die einzelnen Kommunen zur Verfügung stellen. Bochum weist bereits viele Flächen auf, muss laut RVR-Rechnung aber noch weitere anbieten: 82 Hektar für Gewerbe und 24 Hektar für Wohnen. Die Verwaltung hat stadtweit zahlreiche in Frage kommende Flächen unter die Lupe genommen. Nun stellt sie die aus ihrer Sicht geeignetsten den politischen Gremien vor. Wie heute Nachmittag der Bezirksvertretung Ost.
Diese ist mit dem Ergebnis aber nur bedingt zufrieden. Okay, Gewerbe auf dem ehemaligen Opel-Parkplatz in Laer anzusiedeln, wo aktuell noch Flüchtlinge untergebracht sind, finden die Lokalpolitiker nachvollziehbar. Aber diese vier Hektar sind auch kaum der Rede wert angesichts dessen, was sich die Verwaltung sonst noch so vorstellt. Etwa die Bebauung der fast 26 Hektar große Freifläche nördlich der Universitätsstraße am Autobahnkreuz Bochum/Witten. Dort, wo das Tierheim steht (Kleinherbeder Straße). Dieses müsste nach Ansicht der Planer weichen. „Die Wirtschaftsförderung hat ein hohes Interesse daran“, erklärt Andreas Borchardt vom Stadtplanungsamt. Die Bezirksvertreter allerdings nicht. Sie folgen einem Änderungsantrag von SPD und Grünen, diese dafür geplante Fläche aus der Vorlage zu nehmen, schließlich befindet sie sich im Regionalen Grünzug.
Kritik an ungerechter Verteilung
Wenig einzuwenden haben die Politiker gegen Gewerbe nördlich der S-Bahn-Trasse auf dem Güterbahnhofsgelände in Langendreer (28,4 Hektar). Laut Änderungsantrag allerdings nur, wenn die Erschließung nicht über die mögliche Nordvariante (vom Opelwerk III mitten durch den Grünzug Werner Feld zur A 40) erfolgt.
Klares Nein zur Bebauung des Werner Feldes
Eine möglichen Bebauung (Gewerbe und Wohnen) des Werner Feldes lehnt die Bezirksvertretung Ost – wie zu erwarten – rigoros ab. Wie berichtet, koppelt die Stadt ihre Vorschläge an eine mögliche gen Norden verlaufende Erschließungsstraße.
Da diese und drei andere Varianten derzeit laut Stadtplaner Borchardt „vorurteilsfrei“ geprüft werden, wurden die beiden Flächen zurückgestellt. Wenn es nach der Bezirksvertretung geht, wird sich daran auch nichts ändern.
Diese, so SPD-Fraktionssprecher Dirk Meyer, sei in der Bezirksvertretung ja schon mehrfach abgelehnt worden. Die selbe Vorgabe gilt für den Vorschlag der Verwaltung, den Bereich zwischen S-Bahn-Trasse und Volkspark (3,7 Hektar) als Wohngebiet auszuweisen. Potenzial, ein eigenes kleines Wohnquartier zu entwickeln, sieht die Stadt im Bereich der Straße Im Meerland in Werne (7,5 Hektar).
Bei allem Verständnis für den Erhalt und das Schaffen neuer Arbeitsplätze gibt Detlef Kühlborn (Grüne) zu bedenken, „dass eine gesunde Balance zwischen Gewerbeansiedlungen, Wohnbebauung und unbebauten, natürlichen Flächen nicht aus dem Auge verloren werden darf“. Dabei erinnern SPD und Grüne in ihrem Änderungsantrag auch an die immer häufiger auftretenden Überschwemmungen. Meyer: „Wo soll das Wasser denn hin, wenn die 26 Hektar am Autobahnkreuz versiegelt werden?“ Der Erhalt von Freiflächen sei ökologisch notwendig.
Kritisiert wird von SPD und Grünen zudem die ungerechte Verteilung im städtischen Beitrag zum Regionalplan Ruhr. Der Stadtbezirk Ost trage mit den vorgeschlagenen Flächen in der Größe von 69 Hektar fast die Hälfte der städtischen Gesamtlast. Und oft auch nur deshalb, weil sie einfacher und kostengünstiger zu erschließen seien. Ein Einwand, dem Stadtplaner Andreas Borchardt nicht widersprechen kann: „Es ist zum einen Zufall, dass mehrere geeignete Fläche wie etwa der Güterbahnhof im Osten liegen. Es stimmt aber, dass der hügelige Bochumer Süden allein von der Topographie her schlechter zu bebauen ist.“ Auch sei die Autobahn zu weit weg.
Zum Schluss versucht Andreas Borchardt zu beruhigen: Mit den Vorschlägen, die schließlich in den Regionalplan Ruhr einfließen, sichere man sich lediglich Handlungsoptionen, um später im Bedarfsfall auf die Flächen zurückgreifen zu können. „Sie können dann aber immer noch im politischen Entscheidungsprozess abgelehnt werden.“