Bochum. . Hip-Hopper Jan Delay trat am Abend beim Richtfest der Vonovia-Zentrale auf. Der Vorstand kündigt eine Offensive in Sachen seriellem Bauen an.
- Nur neun Monate nach der Grundsteinlegung feiert Vonvovia Richtfest an seiner Unternehmenszentrale
- Vorstandsvorsitzender Rolf Buch kündigt eine Offensive in Sachen seriellem Bauen an
- Auftritt des Hip-Hoppers Jan Delay macht die Fete zum Fest der Widersprüche
Bauen in Rekordzeit soll künftig Tagesgeschäft sein. Vonovia-Vorstands-Chef Rolf Buch kündigte beim Richtfest für die Unternehmenszentrale an der Universitätsstraße eine Offensive in Sachen seriellem Bauen an.
Was der Wohnungskonzern beim erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekt an der Insterburger Straße schon „im Kleinen“ bewiesen hat, demonstriert er momentan auch „im Großen“. Nur neun Monate nach der Grundsteinlegung stehen große Teile der in Modulen vorgefertigten und vor Ort montierten Zentrale.
Jan Delay gibt ein "Hauskonzert"
Gefeiert wurde das am Freitag in beinahe pompöser Manier, am Abend stand der als Superstar angekündigte Hip-Hop-Musiker Jan Delay für ein „Hauskonzert“ auf der Bühne, die Vonovia ebenso wie ein Zelt und reichlich Technik hatte aufbauen lassen. Und seit Freitag baumelt der Richtkranz über der Baustelle, auf der ein H-förmiges Bürogebäude für bis zu 1000 Mitarbeiter sowie 500 Parkplätze entstehen werden.
In weiteren neun Monaten sollen die 600 Mitarbeiter aus der nahe gelegenen Phillipstraße herüber ins neue Domizil ziehen.
Gäste erleben im Showroom Vonovia 4.0
„Für uns ist das trotz der kurzen Entfernung ein großer Schritt“, so der Vorstandsvorsitzende. Mit dem Umzug in eigene Wände und dem mittlerweile auch von Düsseldorf nach Bochum verlegten Firmensitz fasst der DAX-Konzern endgültig Fuß im Revier.
Groß ist der Schritt vor allem deshalb, weil in der neuen Umgebung auch eine ganz andere Arbeitsumgebung und -atmosphäre herrschen wird. In einem Showroom konnten sich die 600 Mitarbeiter, die am Eröffnungstag ebenso wie etwa 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Nachbarschaft geladen waren, ein Bild von Vonovia 4.0 machen.
Büros für Kommunikation und Ruhe zugleich
Der Hamburger Innenarchitekt Stephen Williams hat ein Bürokonzept entwickelt, in dem Offenheit und Kommunikation ebenso wie Abgeschlossenheit und Ruhe eine Rolle spielen sollen. „Mir scheint, die schönen Möbel sind gar nicht zum Arbeiten, sondern zum nett miteinander Plaudern“, scherzte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD), die vorab einen Blick auf die Büros von morgen werfen durfte und die zuvor auch das Pilotprojekt an der Insterburger Straße begutachtet hatte.
Das serielle Bauen ist aus ihrer Sicht ein wichtiger Baustein, um den Anforderungen des Wohnungsmarkts gerecht zu werden. „Vonovia ist an der Spitze einer Entwicklung“, so Hendricks.
OB Eiskirch: Wohnungen müssen bezahlbar bleiben
Dass Wohnungen, die unter der Marke Vonovia weniger auf der grünen Wiese, sondern vor allem durch Wohnraumverdichtung und Dachaufstockungen in bestehenden Quartieren entstehen sollen, so Vorstands-Chef Buch, aber auch bezahlbar sein müssen, darauf hob Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ab.
Auch das, so Buch, sei durch modulares Bauen möglich. Eiskirch beglückwünschte den Konzern erneut zu seiner Standortentscheidung und hob dessen Bedeutung „als Impulsgeber für die Wohnungswirtschaft, als Partner bei der Quartierentwicklung, als Arbeitgeber und Auftraggeber für das Handwerk“ hervor.
>>> Kommentar von Andreas Rorowski:
Fest der Widersprüche
Auch beim Richtfest hat Vonovia-Chef Buch nicht darauf verzichtet, die Unternehmenszentrale zu erklären: funktional und praktisch soll sie sein; nicht teuer und futuristisch. Bodenständigkeit zu demonstrieren, hat seit Buchs Amtsantritt großes Gewicht. Schließlich ist Vonovia immer noch dabei, die Scherben der Vergangenheit zusammenzukehren.
Daher war das Richtfest eine Überraschung. Dass sich Vonovia eine Fete leisten kann, für die wohl ein sechsstelliger Betrag fällig wird, steht außer Frage. Und dass die Mitarbeiter, für die der Hip-Hopper Delay geladen war, dieses Geschenk verdient haben, steht auch nicht in Abrede. Nur passt es nicht zum Bild der Bescheidenheit. Vielleicht ist es wie bei Delay selbst auch. Der Hamburger gilt als Kapitalismuskritiker, tritt aber für ein Vorzeige-Kapitalunternehmen auf. Ein Fest der Widersprüche.