Bochum. . Vonovia-Chef Rolf Buch fordert die Städte auf, den Bau von Wohnungen rascher zu genehmigen. Die „Hürden für das Bauen“ seien zu hoch.

Deutschlands größte Wohnungsgesellschaft Vonovia bekennt sich zum Ruhrgebiet. In der Nähe der Ruhr-Universität Bochum wächst nicht nur der Neubau der Konzernzentrale. Die Hauptversammlung -- erstmals in Bochum -- beschloss am Dienstag überdies, den Konzernsitz von Düsseldorf nach Bochum zu verlegen und ins hiesige Handelsregister eintragen zu lassen.

„Hier im Ruhrgebiet sind unsere Wurzeln. Hier ist unser Zuhause“, unterstreicht Vonovia-Chef Rolf Buch gleich zu Beginn seiner Rede vor den Aktionären im Ruhr-Congress – im Schatten des Ruhr-Stadions, das seit einiger Zeit den Namen des Dax-Konzerns trägt. „Wir wollen dauerhaft in Bochum bleiben“, ruft Buch. Ab 2018 in der neu gebauten Konzernzentrale und dann auch mit juristischem Sitz in Bochum. Aus historischen Gründen lag der bislang in Düsseldorf. Mit großer Mehrheit beschließt die Hauptversammlung am Nachmittag die Verlegung in die Ruhrstadt.

392 000 Wohnungen unf 7400 Mitarbeiter

Den Kämmerer wird es freuen. Denn Vonovia steht wirtschaftlich glänzend da. Nach der Übernahme des Wettbewerbers Gagfah und Teilen aus dem Bestand des österreichischen Unternehmens Conwert gehören 392 000 Wohnungen und 7400 Mitarbeiter zu Vonovia. Tendenz steigend. Für das laufende Jahr plant Buch mit einem operativen Ergebnis von 890 bis 910 Millionen Euro. Weitere Wohnungszukäufe hat er im Blick. Auf die Frage eines Aktionärs, ob sich Vonovia dabei auch im Ausland umsehe, stellt der Manager aber klar: „Wir werden uns auch in Zukunft auf den deutschen Markt konzentrieren.“

Von den guten Zahlen sollen auch die Anteilseigner profitieren. Für 2016 will der Konzern 1,12 Euro je Aktie ausschütten. Für das laufende Jahr stellt Finanzchef Stefan Kirsten sogar ein deutliches Plus auf „mindestens 1,30 Euro“ in Aussicht. Das schmeichelt den Aktionären, die im Gegensatz zu Mietervertretern viel Lob für den Vorstand finden.

Dividende steigt um 19 Prozent

Knut Unger vom Mieterverein Witten kritisiert die Geschäftspolitik von Vonovia: „Die Mieten müssen steigen, damut die wirtschaftlichen Erwartungen erfüllt werden“, sagt er und fragt: „Wie wollen Sie Mietsteigerungen von über vier Prozent erzielen, ohne damit soziale Probleme zu schaffen?“ In diese Kerbe schlägt auch Michael Boedeker von den „Kritischen Mietern“. Er will wissen: „Was passiert, wenn die Kaufkraft nicht im gleichen Maße steigt wie die Mieten um vier bis fünf Prozent?“

Hans-Jochen Witzke vom Mieterbund NRW setzt sich mit dem von Vonovia-Chef Buch geäußerten Bekenntnis „Das Thema Kundenzufriedenheit liegt mir besonders am Herzen. Es ist mir ein persönliches Anliegen“ auseinander. „Der Mensch steht bei Vonovia im Mittelpunkt, manchmal aber auch im Weg“, so Witzke. Mieter könnten die Servicemitarbeiter des Konzerns oft nur schlecht erreichen. „Betriebskosten werden abgerechnet, denen keine Leistungen gegenüberstehen“, meint der Mieterschützer.

Buch fordert mehr Tempo bei Baugenehmigungen

Buch indes verweist darauf, dass Vonovia jährlich eine Milliarde Euro in die eigenen Bestände investieren werde. Es sei auch die „gesellschaftliche Aufgabe“ des Konzerns, neue Wohnungen zu schaffen. Vonovia setzt dabei auch auf aufgestockte Dächer und standardisiertes Bauen auf Freiflächen in eigenen Siedlungen. „Wir haben das Potenzial für 30 000 Wohneinheiten, ohne Grundstücke kaufen zu müssen“, sagt Buch. Dafür brauche es auf Seiten der Kommunen aber „kürzere Genehmigungsverfahren, mehr Planungssicherheit sowie generell mehr Pragmatismus und effizientere Bürgerbeteiligung“.